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Edward Fox als Der Schakal
Edward Fox als Der Schakal
© Universal Pictures

TV-Tips für Freitag (1.4.): Wer stoppt den Terror von rechts?

3sat zeigt "Der Schakal"

Pro7 setzt heute Abend auf phantastische Bilderwelten, doch es ist der nüchtern und fast dokumentarisch erzählte britische Thriller "Der Schakal" um ein geplantes Attentat auf den französischen Präsidenten, der am Freitagabend am sehenswertesten ist. 3sat zeigt ihn im Spätprogramm.

"Captain America", Pro7, 20:15 Uhr

Steve Rogers (Chris Evans), ein als untauglich für den Militärdienst eingestufter Zivilist, möchte unbedingt am Zweiten Weltkrieg teilnehmen, um gegen die Nazis zu kämpfen. Ein Wissenschaftler (Stanley Tucci) eröffnet ihn durch ein Experiment die Möglichkeit dazu: Rogers wird zu Captain America. Doch statt einen deutschen Kriegstreiber zu jagen, muss er erstmal als Werbeikone Dienst am Vaterland ableisten

2011 vergrößerte das Filmstudio und Comic-Imperium Marvel sein "Marvel Cinematic Universe" um eine weitere Figur, den ersten Avenger. Zuvor hatte das 2005 gegrüdete Filmstudio bereits "Iron Man", "The Incredible Hulk" und "Thor" auf die Leinwände geschickt, bevor dann 2012 erstmals viele dieser Comic-Charaktere in "The Avengers" zusammengeführt werden sollten. "Captain America" hatte eigentlich schon viel früher das Licht der Leinwand erblicken sollen: Schon 1997 hatte es Verhandlungen über eine Leinwandversion gegeben. Ein zweiter Versuch zog sich 2000 über die Urheberrechte der Figur hin, die erst 2003 beigelegt wurden. Der dritte Anlauf 2006 geriet in den Streik der Hollywood-Drehbuchautoren 2007 und verzögerte sich ebenfalls. Doch 2008 nahm das Projekt mit dem Engagement von Joe Johnston ("Jurassic Park 3") als Regisseur endlich konkrete Formen an.

Im Stil entschied sich Johnston für eine Art "Raiders of the Lost Ark" mit seinem nostalgischen Aussehen, der Handlung während des Zweiten Weltkriegs und Nazis als Über-Bösewichtern, die hinter einem magischen Artefakt her sind. Dabei orientierte sich das Drehbuch weitgehend an der Comic-Vorlage von 1941. Gedreht wurde hauptsächlich in Großbritannien, unter anderem Manchester und Liverpool, die für New York City in den Vierzigern einstehen mussten. Doch ein noch weit größerer Teil der 140 Millionen Dollar teuren Produktion entstand am Computer: 13 Spezialeffekte-Firmen wurden damit betraut, 1600 Effekte entstehen zu lassen. Dabei wurde auch Titeldarsteller Evans für die ersten Szenen digital "geschrumpft", bevor dann der wahre Darsteller, der sich auf seinen Captain America-Auftritt mit vielen Stunden im Kraftraum vorbereitet hatte, erscheinen konnte.

Johnston erreichte genau das, was er sich vorgenommen hatte: Sein Abenteuerfilm ist das perfekte Äquivalent zu der Trivialliteratur, die als Vorlage diente: Solide, altmodische Unterhaltung mit einer angenehmen Retro-Atmosphäre und einigen guten schauspielerischen Leistungen, die 2011 für einen soliden Erfolg an den Kinokassen sorgte.

Die Angst, im Ausland wegen der patriotischen Töne abgelehnt zu werden, hatte sich bereits durch den Regierungswechsel des im Ausland unbeliebten George W Bush zu Barack Obama etwas gemildert. Dennoch stellte Verleiher Paramount Pictures es den Kinos frei, ob sie statt "Captain America" den Titel "The First Avenger" verwenden wollten. Drei Staaten machten davon Gebrauch: Russland, Südkorea und die Ukraine. In den USA flankierte man den Streifen derweil mit dem vollen Programm: Ein halbminütiger SuperBowl-Spot für drei Millionen Dollar, Spielfiguren, Videospiele, Comics und Romane wurden veröffentlicht.

Kritiker Bruce Bennett schrieb für "Spectrum": "Der Film verbindet die richtigen Elemente munteren Geschichtenerzählens und leichter komödiantischer Noten, ohne sich nur auf Trickeffekte oder Bombast zu verlassen."



"Tron: Legacy", Pro7, 22:30 Uhr
Der Sohn (Garrett Hedlund) eines Designers virtueller Welten sucht nach seinem Vater (Jeff Bridges) und wird in die von jenem erschaffene virtuelle Welt gesogen. Er trifft auf eine beschädigte Version seines Vaters und findet eine einzigartige Verbündete (Olivia Wilde), die in der digitalen Welt geboren wurde.

Wäre es nach Walt Disney Pictures gegangen, hätte es nie eine Fortsetzung zu "Tron" gegeben. Der Film, der als erster vom Computer geschaffene Animationen genutzt hatte, war 1982 nur ein mäßiger Erfolg beim Publikum gewesen. Doch da gibt es dieses Phänomen "Kultfilm". Disney bekamen mit, dass "Tron" eine treue und große Fangemeinde in den nächsten zwei Jahrzehnten aufbaute, so dass Ende der Neunziger erstmals eine Fortsetzung ins Gerede kam. Der Riesenerfolg von "The Matrix" von 1999 dürfte seinen Teil dazubeigetragen haben. Doch es brauchte noch einige Jahre, bis es ernst wurde.

2005 heuerte das Haus mit der Maus die ersten Drehbuchautoren an, deren Entwurf noch von einem anderen Duo überarbeitet werden sollte. 2007 engagierte man Debütant Joseph Kosinski ("Oblivion") als Regisseur und begann nun mit dosiert eingesetzten Trailern und Ausschnitten - startend mit einem Überraschungs-Clip auf der Comic-Con 2008 in San Diego - die Aufmerksamkeit auf die Produktion zu lenken. Das war ein Vorgeschmack auf die aggressive und umfassende Werbekampagne, die Disney vor dem Kinostart entfalten sollten.

Kosinski drehte an 67 Tagen in Vancouver und ließ überraschend viele Kulissen real aufbauen. Die in der virtuellen Welt spielenden Szenen wurden dabei in 3D gedreht. Für die jüngere Version von Jeff Bridges scannte man das Gesicht des Schauspielers im Film "Against All Odds" von 1984 ein und legte es über die mit Motion Capture eingefangenen Bewegungen des zu der Zeit der Dreharbeiten 59-jährigen Darstellers. Insgesamt saßen zehn Spezialeffekte-Firmen zwei Jahre an dem Werk, um die rund 1500 Effekte zu kreieren.

Die Frage war, ob "Tron: Legacy" wirklich so viel mehr Zuschauer als nur die Fans des Originals in die Kinos würde locken können. Zu Disney's Erleichterung klappte dies trotz nur gemischter Kritiken: Die mit 170 Millionen Dollar irrsinnig teure Produktion setzte 2010 weltweit 400 Millionen Dollar um. Der Tonschnitt wurde für einen "Oscar" nominiert. Ein Erfolg, aber kein so überwältigender, dass Disney sich bis heute zu einer weiteren Fortsetzung haben durchringen können.

Hauptsächlich besticht der Science Fiction-Film durch sein Produktionsdesign auf dem aktuellen Stand der Technik und seine umwerfenden Bilder. Die Handlung und die menschlichen Charaktere gehen in diesem phantastischen Bilderstrom allerdings etwas verloren. "Auch wenn das Ganze herzlich wenig Sinn macht, sieht es einfach toll aus. Und macht Spaß", findet Kritiker Widgett Walls von "Needcoffee.com".



"Der Schakal", 3sat, 22:35 Uhr
Ein professioneller Auftragsmörder (Edward Fox) mit dem Decknamen "Schakal" plant ein Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle.

Am 22. August 1962 eröffneten Attentäter der Organisation de l’armée secrète (OAS) das Feuer auf den Wagen des französischen Präsidenten Charles de Gaulle südlich von Paris. Das Attentat wurde von rund einem Dutzend Männern mit meist militärischem Hintergrund verübt, welche die Ablösung der Kolonie Algerien von Frankreich, über die de Gaulle verhandelte, torpedieren wollten. Bereits im September 1961 war der Präsident einem Bombenanschlag nur knapp entgangen. Auch den zweiten Anschlag überlebte er; der Anführer des Kommandos Oberstleutnant Jean Bastien-Thiry wurde gefasst, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

1971 nutzte der britische Autor Frederick Forsyth die wahren Begebenheiten als Grundlage für seinen Roman "The Day of the Jackal", der geschickt Fakten und Fiktion mischte und ein großer Erfolg bei Kritik und Lesern wurde. Universal Pictures sicherten sich die Filmrechte und engagierten Fred Zinneman ("Zwölf Uhr mittags") für die Regie des britischen Thrillers.

Dieser strebte größtmögliche Authentizität an, drehte vor Ort in Frankreich, Großbritannien, Italien und Österreich und konnte auch an Plätzen drehen, die bis dahin nicht für Filmproduktionen geöffnet worden waren wie im Pariser Innenministerium. Auch erhielt die Crew eine Drehgenehmigung auf dem Champs-Élysées während der Parade am Nationalfeiertag 14. Juli.

Zinneman lässt seinen Film präzise ablaufen wie ein Uhrwerk, nüchtern und zurückhaltend erzählt, mit wenig Filmmusik oder inszenatorischen Mätzchen. Die Spannung ergibt sich allein aus der Konstellation, ob es der französischen Polizei und ihrem Kommissar Claude Lebel (Michael Lonsdale) gelingen wird, den geschickten Attentäter an seiner Tat zu hindern. Teilweise entfaltet sich das Geschehen minutenlang ohne Dialoge.

Der von der Kritik gelobte Streifen war 1973 ein solider Erfolg beim Publikum. Ralph Kemplen wurde für seinen Schnitt für den "Oscar" nominiert und erhielt den Britischen Filmpreis. Die Produktion verzeichnete sechs weitere BAFTA-Nominierungen (darunter als "Bester Film") und drei Golden Globes-Nominierungen (darunter ebenfalls als "Bester Film").

Ein britischer Zuschauer lobt: "Manche Filme verströmen Klasse und dieser ist ein Beispiel dafür. Man kann ihn sich immer wieder ansehen, ohne dass er langweilig wird. Selbst wenn man weiß, was passiert und die Spannung raus ist, ist es immer noch ein faszinierendes Seherlebnis. Der Streifen legt ein ordentliches Tempo vor, und die vielen verschiedenen Drehorte in den unterschiedlichen Ländern sind großartig gefilmt."



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