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Django Unchained - Jamie Foxx (Django)
Django Unchained - Jamie Foxx (Django)
© Sony Pictures

TV-Tips für Sonntag (22.5.): Jamie Foxx rüttelt an den Ketten

Pro7 zeigt Meisterwerk "Django Unchained"

Keine Angst vorm TATORT: Die Konkurrenz schickt am Sonntagabend gleich drei sehenswerte Kinofilme gegen den Krimi ins Rennen: RTL zeigt gar mit "Thor - The Dark Kingdom" eine Free TV-Premiere, während Pro7 das Meisterwerk "Django Unchained" von Quentin Tarantino ausstrahlt.

"Thor - The Dark Kingdom", RTL, 20:15 Uhr

Als Dr. Jane Foster (Natalie Portman) mit einer mächtigen Kraft, die als Äther bekannt ist, in Berührung kommt, erfährt Thor (Chris Hemsworth) von einem kosmischen Ereignis namens Konvergenz und den mörderischen Dunkelelfen.

2011 war der erste "Thor" noch gar nicht erschienen, da verkündete Marvel Films-Präsident Kevin Feige, dass die Abenteuer weiter gehen würden - sehr zur Überraschung von Regisseur Kenneth Branagh: "Davon weiß ich nichts. Aber wenn Marvel das sagen, muss es wohl stimmen." Der Erfolg seines "Thor" brachte die Produktion einer Fortsetzung tatsächlich schnell in Schwung, allerdings ohne den Engländer, dem eine dieser langwierigen Produktionen reichte.

Marvel Films schienen daraufhin mal wieder mit einer ungewöhnlichen Regisseurswahl zu überraschen und wollten den achten Streifen ihres Marvel Cinematic Universe Patty Jenkins übertragen, die 2003 mit dem Drama "Monster" reüssiert hatte. Doch man konnte sich nicht einigen, so dass die Amerikanerin das Projekt nach Monaten "wegen künstlerischer Meinungsverschiedenheiten" wieder verließ. Inzwischen ist Jenkins "zur Konkurrenz" gewechselt und wird nächstes Jahr mit der DC Comic-Figur Wonder Woman für Warner Brothers in die Kinos kommen.

Marvel engagierten nun Alan Taylor, der in den Jahren zuvor fast ausschließlich für das Fernsehen gearbeitet hatte, darunter - das dürfte den Ausschlag gegeben haben - für die hochgepriesene Serie "Game of Thrones". Der Filmemacher brachte von dort seinen Kameramann Kramer Morgenthau mit, der erklärte, man habe mit "Thor: The Dark World" "eine ungeschminktere, Stiefel-auf-dem-Boden-Atmosphäre wie in 'Game of Thrones' schaffen wollen".

Mit Chris Hemsworth, Anthony Hopkins, Natalie Portman, Stellan Skarsgard und Tom Hiddleston kehrten die Schauspieler des ersten Teils zurück. Gedreht wurde für 170 Millionen Dollar in der englischen Grafschaft Surrey, in Island und in London. Dass es Probleme mit dem Drehbuch gab, zeigte sich an den Nachdrehs, die nötig wurden, und der Tatsache, dass sich Taylor an den Kollegen Joss Wheadon ("The Avengers") wandte, damit der ihm einige Szenen im Skript ausbessern half. Sieben Spezialeffekte-Firmen waren in der Postproduktion damit beschäftigt, die liebliche englische Landschaft in außerirdische Welten zu verwandeln. Der eigentlich in 2D gedrehte Streifen wurde nachträglich in 3D umformatiert.

Der Fantasy-Film gehört sicher nicht zu den besten Marvel-Streifen, überzeugt aber immer noch durch seinen Humor und die Action-Szenen, bei denen es dem Regisseur zu vermitteln gelingt, wie viel auf dem Spiel steht.

Die Kritiken zu "Thor: The Dark World" waren nur gemischt und damit schlechter als bei Branagh's Einstand, aber das dürfte die Marvel-Mutter Walt Disney Studios nicht geschert haben, denn am Ende stimmten die Ergebnisse: Mit einem weltweiten Umsatz von 644 Millionen Dollar wurde die Comic-Verfilmung 2013 ein Riesenerfolg und übertraf den Vorgänger um ein Drittel. Kein Wunder, dass im Herbst nächsten Jahres mit "Thor: Ragnarok" der dritte Solo-Thor auf die Leinwände treffen wird.

Kritiker Edward Johnson-Ott meinte: "Der Film läuft nicht rund, aber die Kombination aus starken Persönlichkeiten, Humor und geschickt choreographierten Kampfszenen macht die Marvel-Superhelden-Formel weiter wirkungsvoll."



"Django Unchained", Pro7, 20:15 Uhr
Ein freigekaufter Sklave (Jamie Foxx), dem ein deutscher Kopfgeldjäger (Christoph Waltz) hilft, versucht seine nach Mississippi verschleppte Frau (Kerry Washington) aus den Fängen eines brutalen Plantagenbesitzers (Leonardo DiCaprio) zu befreien.

Schon 2007 vor "Inglourious Basterds" - den er selbst auch als eine Art in Frankreich spielenden Spaghetti-Western bezeichnet hatte - sprach Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino davon, einen Spaghetti-Western drehen zu wollen, der im amerikanischen Süden angesiedelt sei. Sein Aufenthalt für "Inglourious Basterds" in Berlin, als er die deutschen Karl May-Verfilmungen der sechziger Jahre kennen lernte und von ihnen begeistert wurde, scheint den Entschluss forciert zu haben. "Django Unchained" wurde 2012 das nächste Projekt des Filmemachers. Wie schon der Titel nahelegt, holt sich der Film viele Motive aus den italienischen Vorlagen der sechziger Jahre - eben den Spaghetti-Western - und lässt auch den Ur-"Django" Franco Nero einen Gastauftritt absolvieren. Tarantino's Drehbuch erzählt

Quentin schöpfte nicht nur aus den Spaghetti-Western, sondern bediente sich auch bei den Blaxploitation-Streifen der Siebziger, als Filme mit afro-amerikanischen Darstellern speziell für das afro-amerikanische Publikum gedreht wurden und die teilweise recht sexistisch und brutal daherkamen; daneben gibt es Anspielungen an die deutsche "Siegfried"-Sage und Querverweise zu Quentin's eigenen Werken. Sein Drehbuch brachte dem Filmemacher den "Oscar" und den Golden Globe für das "Beste Originaldrehbuch" ein, das gleiche Preisduo erhielt auch der großartige Waltz für seine "Beste Nebenrolle". Darüber hinaus war die Weinstein Company-Produktion auch noch als "Bester Film", für die "Beste Kamera" und für den "Besten Tonschnitt" für Academy Awards nominiert.

Tarantino tat sich beim Marketing für seinen 100 Millionen Dollar teuren Streifen keinen Gefallen damit zu schwadronieren, er sei der erste Filmemacher, der das Thema Sklaverei in die öffentliche, cineastische Diskussion brachte. Spike Lee ätzte, Sklaverei sei ein Verbrechen gewesen und kein Thema für einen frivolen Western. Doch auch wenn der Regisseur, besoffen vom eigenen Erfolg, manchmal das Mundwerk ein wenig zu sehr aufreißt: Seine Meisterschaft als Regisseur kann man angesichts dieses kühnen, blutigen und stilistisch wagemutigen Werkes nicht anzweifeln.

Die Kritiken für den Film fielen ausgesprochen positiv aus, alles in allem errang er rund 60 Preise und wurde mit einem weltweiten Umsatz von 425 Millionen Dollar Tarantino's kommerziell erfolgreichster Film. Dazu trugen die deutschen Zuschauer mit 4,5 Millionen verkauften Karten ein gehöriges Scherflein bei.

"Die Sklaverei ist in 'Django' das, was der Holocaust in 'Inglorious Basterds gewesen ist: Ein kolossales Unrecht, das mit den besten Waffen eines Filmverrückten korrigiert wird: Kunstfertigkeit, Einfallsreichtum und boshafter Witz", schrieb Kritiker Greg Evans für "Bloomberg News".



"Von Menschen und Göttern", Arte, 20:15 Uhr
Unter der Bedrohung fundamentalistischer islamischer Terroristen müssen Trappisten-Mönche in einer verarmten algerischen Gemeinde entscheiden, ob sie bleiben oder fliehen.

1996 wurden sieben christliche Mönche in Algerien ermordet. Als sich das Ereignis 2006 zum zehnten Mal jährte, wurde es Thema in den französischen Medien und kam so Produzent Etienne Comar ins Bewusstsein. Dieser sah hier einen Stoff für einen Kinofilm, bei dem ihn besonders die Frage faszinierte, warum die Mönche damals nicht geflohen waren, als noch die Zeit dazu bestand.

Zusammen mit Regisseur Xavier Beauvois schrieb er ein Drehbuch, dass Letzterer dann für umgerechnet 4 Millionen Dollar im seit 40 Jahren verlassenenen Benediktinerkloster Tioumliline in Marokko drehte. Beauvois legte großen Wert auf Authentizität und wirft mit seinem geduldigen und zurückhaltenden Drama grundlegende Fragen auf, die den Zuschauer noch lange nach Ende des Werkes beschäftigen werden.

Als "Des hommes et des dieux" 2010 veröffentlicht wurde, waren die Rezensionen geradezu hymnisch, und auch Preise ließen nicht lange auf sich warten. So bekam der Streifen den Großen Preis der Jury in Cannes, wurde als "Bester fremdsprachiger Film" für den Britischen Filmpreis und als "Bester Film" für den Europäischen Filmpreis nominiert und erhielt elf Nennungen bei den Französischen Filmpreisen. Hier konnte er drei Césars gewinnen: Als "Bester Film", für Kamerafrau Caroline Champetier und Nebendarsteller Michael Lonsdale.

Kritiker Philip Martin schwärmte in der "Arkansas Democrat Gazette": "Dieser Film machte mich traurig und stolz zugleich, ein Mensch zu sein, zu einer Spezies zu gehören, die zu solchen Grausamkeiten und zu solcher Güte fähig ist, die von der Willenskraft bestimmt wird, die zu lieben, die uns hassen, und mit Frieden im Herzen zu sterben, während die Welt niederbrennt. Jedes Bild dieses Films könnte als eigenes Kunstwerk bestehen."



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