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Vier im roten Kreis
Vier im roten Kreis
© Arthaus

TV-Tipps für Sonntag (21.5.): Meisterdieb Alain Delon auf leisen Sohlen

3sat zeigt "Vier im roten Kreis"

Wie so oft kommen die besten Spielfilme erst spät am Abend, für Sonntagabend heißt das sogar: Erst im Nachtprogramm. Pro7 zeigt das exzellente "X-Men"-Reboot "Erste Entscheidung", während 3sat noch später den großartigen Alain Delon-Krimi "Vier im roten Kreis" ausstrahlt.

"X-Men: Erste Entscheidung", Pro7, 00:25 Uhr
1962 engagiert die US-amerikanische Regierung Mutanten mit übermenschlichen Fähigkeiten, um einen bösartigen Mutanten (Kevin Bacon) zu stoppen, der entschlossen ist, den Dritten Weltkrieg zu beginnen.

Bereits während der Produktion von "X-Men 2" im Jahr 2003 war bei 20th Century Fox die Idee aufgekommen, einen "X-Men"-Film über die jüngeren Mutanten zu drehen. Ein Jahr darauf sollte ein paralleles Projekt als Magneto-Spinoff angestoßen werden, in dem gezeigt wird, wie der junge Erik Lensherr alias Magneto seine Peiniger aus dem Konzentrationslager trifft und sich an ihnen rächt, wobei ihn sein ungezügelter Zorn in Gegnerschaft zu Charles Xavier alias Professor X bringt. Aus beiden Projekten wurde nichts, was unter anderem dem Streik der Drehbuchautoren 2007 und 2008 geschuldet war.

Nach der Enttäuschung von "X-Men: The Last Stand", dem dritten Teil, war aber 2006 auch deutlich geworden, dass mit dem bisherigen Schema keine großen Erfolge mehr zu erzielen sein würden. Fox packten das Wort "Reboot" auf den Schreibtisch. Produzent Simon Kinberg hatte den "X-Men"-Comic "X-Men: First Class" gelesen und riet, diesen Stoff zu verfilmen, der die "Junge Mutanten"-Idee mit der Hintergrundgeschichte von Erik Lensherr (Michael Fassbender) und Charles Xavier (James McAvoy) verband, die für das "Magneto"-Spinoff vorgesehen war. Das Projekt sollte 1962 zu Zeiten der Kuba-Krise spielen und so ein Prequel zu den bisherigen "X-Men"-Filmen bilden.

Fox wollten Bryan Singer, der die ersten beiden "X-Men" inszeniert hatte, als Regisseur gewinnen, doch der Filmemacher war bereits bei "Jack the Giant Slayer" gebunden und fungierte bei "X-Men: First Class" jetzt nur als Produzent. Stattdessen wandte sich das Studio an Matthew Vaughn, der bereits für "X-Men: The Last Stand" im Gespräch gewesen war und dessen "Kick-Ass" die Studiomanager und Produzenten überzeugte. Man versprach Vaughn, er könne die Reihe rebooten und dabei vorgehen, wie es ihm beliebte. Ein Angebot, das zu gut war, als dass es der Engländer ablehnen konnte. "Für mich ein Traumprojekt: Ich konnte zugleich einen 'X-Men'-Film, einen James Bond-Film und einen politischen Verschwörungsthriller à la John Frankenheimer drehen", so Vaughn, der auch am Drehbuch mitarbeitete.

Farbe, Lichtgestaltung und Ausstattung erinnern dabei in der Tat an die Bond-Streifen der sechziger Jahre. Fünf verschiedene Kameramänner und vier Regieassistenten sorgten dafür, dass der Streifen genau das Aussehen bekam, das dem Regisseur vorschwebte. Mit verschiedenen Tricks wurde der Atmosphäre eines Sechziger Jahre-Films zusätzlich nachgeholfen.

Gefilmt wurde in Oxford, London, Argentinien, Kanada, Los Angeles, der Mojave-Wüste und im US-Bundesstaat Georgia; die Innenaufnahmen entstanden sowohl in den britischen Pinewood Studios als auch bei 20th Century Fox in Los Angeles. Dabei wurden noch im April 2011 zusätzliche Szenen gedreht - zwei Monate vor der Premiere! Besonders für die Spezialeffekte-Künstler war der knappe Zeitplan eine Herausforderung. Für die 1150 Spezialeffekte hatten die sechs beteiligten Firmen etwa ein Jahr Zeit - bei einem vergleichbaren Film wie "Spider-Man" waren es laut Spezialeffekte-Designer John Dykstra gut zwei Jahre.

Doch der fertige Film verrät nichts von den Anlaufschwierigkeiten und der langen Vorproduktionsgeschichte mit den vielen im Brei rührenden Köchen - sechs Namen für Drehbuch und Handlung werden im Vorspann genannt - oder dem engen Drehplan. Dank eines starken Drehbuchs, der eleganten Inszenierung und der phantastischen Darstellungen einer perfekten Besetzung qualifizierte sich "X-Men: First Class" als einer der besten der Reihe. Die Kritiken waren gut, und die Zuschauer machten den 160 Millionen Dollar teuren Science Ficiton-Film mit weltweit 353 Millionen Dollar zu einem Erfolg, dem daher drei Jahre darauf mit "X-Men: Days of Future Past" die nächste Fortsetzung folgen sollte.

Kritiker Sean Means schrieb für "Salt Lake Tribune": "Der Film schafft es prima, der Superhelden-Legende treu zu bleiben und gleichzeitig etwas Frisches und Aufregendes zu erschaffen."



"Vier im roten Kreis", 3sat, 01:00 Uhr
Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden ist, tut sich ein Meisterdieb (Alain Delon) mit einem Gefängnisausbrecher (Gian Maria Volontè) und einem alkoholkranken ehemaligen Polizisten (Yves Montand) zusammen, um einen ausgeklügelten Einbruch zu planen.

Kritiker, Publikum, Filmhistoriker und Regisseurskollegen wie Quentin Tarantino, Jim Jarmusch, John Woo und Aki Kaurismäki sind sich einig: "La Cercle Rouge" (Der rote Kreis, so der Originaltitel) ist einer von Regisseur und Drehbuchautor Jean-Pierre Melville's besten Filmen, vielleicht sein bester.

Auf jeden Fall war der Filmemacher ("Der eiskalte Engel") bei diesem französischen Kriminalfilm von 1970, der sein vorletztes Werk sein sollte, auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Täuschung, Verbrechen und die verhängnisvolle Macht des Schicksals verbindet der Franzose einmal mehr zu einem extrem spannenden, kühlen und ausgefeilten Streifen, dessen Höhepunkt die halbstündige Einbruchsszene bildet, die à la "Rififi" ohne Dialoge auskommt.

Ein englischer Zuschauer aus Liverpool lobt: "Diejenigen, die mit den vielen Meisterwerken bekannt sind, die Jean-Pierre Melville gedreht hat, werden wissen, was für ein formidables Duo er mit Alain Delon bildete. In diesem Film führen die Zwei den Zuschauer durch die Handlung wie ein selbstsicherer Tanzlehrer durch einen eleganten Walzer. Der Streifen ist ein gutes Beispiel dafür, dass man keine schnellen Schnitte, keine markigen Dialoge und keinen coolen Soundtrack benötigt, um einen Film spannend und interessant zu machen. Da sollten sich einige Regisseure eine Scheibe von abschneiden."



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