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Sam Shepard gestorben

Broadway dimmt die Lichter zu Ehren des Künstlers

Heute Abend wird der sonst so hell erleuchtete Broadway, die Theatermeile in New York City, ab 19:45 Uhr für eine Minute matter strahlen als sonst. Damit gedenkt die Theatergemeinde an Sam Shepard, der am 27. Juli im Alter von 73 Jahren an der Nervenkrankheit ALS in seinem Haus verstorben ist.

Charlotte St. Martin, Vorsitzende der Broadway League, erklärt: "Sam Shepard war ein produktiver Geschichtenerzähler, der provokative, gedankenvolle und aufregende Stücke für den Broadway, off-Broadway und im Film geschaffen hat. Seine einzigartige Stimme war ein entscheidender Magnet für das Publikum und hatte einen unbestreitbaren Einfluss auf andere Künstler. Wir werden ihn sehr vermissen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, Freunden und Kollegen."

Shepard debutierte 1969 mit einem Beitrag zur Musical-Revue "Oh! Calcutta!" am Broadway, ein Jahr später folgte sein Stück "Operation Sidewinter". 1979 war er mit "Buried Child" erfolgreich, für das er den Pulitzer Prize gewann; 2000 folgte "True West". Sein letztes Broadway-Stück "Fool for Love" mit Nina Arianda und Sam Rockwell lief 2015. Seine insgesamt rund 50 Stücke zeichneten sich durch ihren Schwarzen Humor, surrealistische Elemente und am Rande der Gesellschaft lebende, heimatlose Protagonisten aus. Das Magazin "New York" beschrieb ihn als den "größten amerikanischen Theaterautoren seiner Generation".

Sam Shepard wurde am 5. November 1943 als Samuel Shepard Rogers III in Fort Sheridan als Sohn einer Lehrerin und eines Lehrers im US-Bundesstaat Illinois geboren. Nach dem High School-Abschluss im kalifornischen Duarte studierte Sam kurzzeitig Landwirtschaft, brach dies aber ab, um sich einer Theatergruppe anzuschließen. 1962 begann er, Stücke für off-Broadway-Theater in New York City unter dem Namen Sam Shepard zu schreiben. Die Filmindustrie wurde auf ihn aufmerksam, so dass er für die Drehbücher zu "Me and My Brother" von 1969 und von Michelangelo Antonioni für dessen "Zabriskie Point" von 1970 engagiert wurde.

1975 arbeitete er konstant am Magic Theatre in San Francisco, wo viele seiner bedeutendsten Werke entstanden, so zum Beispiel das preisgekrönte "Buried Child", "True West" von 1980, "Fool for Love" von 1983 und "A Lie of the Mind" von 1985. Im Alter von 40 Jahren war er zum meistgespielten US-Autoren auf amerikanischen Bühnen hinter Tennessee Williams geworden.

Ab 1978 begann seine Karriere als Kinoschauspieler, als ihn Terrence Malick für "Days of Heaven" ("In der Glut des Südens") gegenüber Richard Gere besetzte. 1983 kam der Höhepunkt seiner Filmkarriere mit seiner Oscar-nominierten Leistung in einer Nebenrolle in dem Abenteuerfilm "The Right Stuff" ("Der Stoff aus dem die Helden sind"). 1986 adaptierte Robert Altman Sam's Stück "Fool for Love" für die Leinwand, und der Autor übernahm neben Kim Basinger selbst die Hauptrolle. Für sein Drehbuch zu Wim Wenders' "Paris, Texas" erhielt Shepard eine Nominierung für den Britischen Filmpreis.

Es folgten über die Jahre immer wieder Filmrollen, fast alle in Nebenparts - mit Ausnahmen wie "Homo Faber" von Volker Schlöndorff aus dem Jahr 1991 oder "Don't Come Knocking" von Wim Wenders aus dem Jahr 2005 - unter anderem 1989 in "Steel Magnolias" ("Magnolien aus Stahl") mit Shirley MacLaine, 1993 in "The Pelican Brief" ("Die Akte") mit Julia Roberts, 2000 in "Hamlet" mit Ethan Hawke, 2009 in "Brothers" mit Natalie Portman, 2012 in "Killing Me Softly" mit Brad Pitt, 2012 in "Mud" mit Matthew McConaughey, 2012 in "Safe House" mit Denzel Washington, 2013 in "August: Osage County" mit Meryl Streep, 2015 in "Ithaca", dem Regiedebut von Meg Ryan, 2016 in "Midnight Special" mit Michael Shannon und in "In Dubious Battle" von und mit James Franco. Sein letzter Filmauftritt bleibt der Independent-Thriller "Never Here" von Camille Thoman, der im Juni auf dem Los Angeles Film Festival gezeigt worden ist. Im Fernsehen war er zuletzt in einigen Folgen der gefeierten Serie "Bloodline" zu sehen.

Derweil unterrichtete Shepard über die Jahre in vielen Workshops, auf Festivals und in Universitäten Stücke schreiben und andere Aspekte des Theaters. Weniger glücklich verliefen seine Ausflüge ins Regiefach: Das Drama "Far North" ("Rache ohne Hoffnung") mit seiner damaligen Lebenspartnerin Jessica Lange im Jahr 1988 und der Western "Silent Tongue" mit River Phoenix von 1993 bleiben Fußnoten einer großen Karriere.

Von 1969 bis 1984 war Sam mit der Schauspielerin Joyce Aaron verheiratet, mit der er 1970 einen Sohn bekam. 1981 lernte er bei den Dreharbeiten zu "Frances" Jessica Lange kennen, mit der er 1983 zusammen zog und bis 2009 zusammen blieb. 1985 wurde eine Tochter und 1987 ein Sohn geboren.


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