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Münchhausen mit Hans Albers
Münchhausen mit Hans Albers

TV-Tipp für Montag (28.8.): Hans Albers reitet die Kanonenkugel

Arte zeigt "Münchhausen"

"Münchhausen", Arte, 20:15 Uhr
Die legendären Abenteuer des als "Lügenbaron" bekannten Freiherrn von Münchhausen (Hans Albers). Im 18. Jahrhundert begegnet er Cagliostro (Ferdinand Marian), wird Günstling der Zarin (Brigitte Horney), fliegt auf einer Kanonenkugel gegen die Türken und flieht aus Venedig mit einem Ballon zum Mond.

Das 25-jährige Jubiläum zum Bestehen der UFA (Universum Film AG) 1942 wollte Propagandaminister Joseph Goebbels feiern - mit einer Großproduktion, die sich mit denen Hollywoods und insbesondere mit dem britischen Fantasy-Film "The Thief of Baghdad" aus dem Jahr 1940 messen lassen sollte. Letzterer ist ein farbenprächtiges und mit Spezialeffekten in Szene gesetztes Werk. Mit "Münchhausen" sollte das deutsche Publikum, das ins vierte Kriegsjahr ging, auch etwas zum Staunen serviert bekommen.

Dazu war kein Aufwand gering genug, und die Nationalsozialisten sprangen dafür sogar über ihren eigenen Schatten: Der mit Berufsverbot belegte Erich Kästner durfte das Drehbuch schreiben, weil man ihm dann doch am ehesten zutraute, den angestrebten ironisch-phantastischen Tonfall des Films, der sich der Erzählungen aus dem 18. Jahrhundert bediente, am besten zu treffen. In der Presse oder im Vorspann wurde der Name natürlich nicht erwähnt. Im Drehbuch überraschen einige indirekte Spitzen gegen das NS-Regime ("Seien Sie trotzdem vorsichtig! Die Staatsinquisition hat zehntausend Augen und Arme - und sie hat die Macht, Recht und Unrecht zu tun – ganz wie es ihr beliebt") und die geäußerten liberalen und toleranten Ansichten daher kaum. Und es verwundert noch weniger, dass der Film vor der Aufführung um rund 25 Minuten gekürzt wurde und Kästner's Engagement die Ausnahme blieb.

Auf der technischen Seite kam zum dritten Mal überhaupt das Agfacolor-Filmmaterial zum Einsatz, dessen Farbgebung als ebenbürtig mit dem Technicolor-Verfahren Hollywoods angesehen wurde. Die spektakulären Spezialeffekte stammten von Konstantin Irmen-Tschet, die opulenten Kulissen von Emil Hasler und Otto Gülstorff und die prächtigen Kostüme von Manon Hahn. Die Dreharbeiten fanden in den Filmstudios von Potsdam-Babelsberg und vor Ort in Venedig statt. Die mit 4,5 Millionen Reichsmark angesetzte Produktion, dessen Regie dem Ungarn Josef von Báky übertragen worden war, sollte schließlich 6,5 Millionen Reichsmark kosten und wurde damit einer der teuersten Filme im Dritten Reich - und einer der erfolgreichsten, der von knapp 19 Millionen Zuschauern gesehen wurde.

"Münchhausen" ist einer der Lichtblicke des deutschen Kinos in der ansonsten künstlerisch nicht gerade berauschenden und von staatlicher Einmischung und Gängelung geprägten Zeit. Das Ziel eines tricktechnisch brillanten, farbenprächtigen Fantasy-Films wurde glänzend erreicht, die ein oder andere ironische Anspielung gibt es in der auf 115 Minuten rekonstruierten Fassung - noch gelten 15 Minuten aus dem Originalnegativ als verschollen - noch obendrauf.

Ein Zuschauer aus San Francisco schwärmt: "Ich wusste überhaupt nichts von den Lügengeschichten des Barons von Münchhausen, bevor Terry Gilliam's Film 1988 herauskam. Ich bin durch Zufall auf diesen deutschen Streifen gestoßen und bin sprachlos. Die Kulissen und Kostüme sind sehr detailgetreu und aufwendig - das muss eine sehr teure Produktion gewesen sein. Hans Albers ist wundervoll in der Titelrolle; er wandert durch die verrückten Abenteuer, ohne alles auch nur eine Minute ernst zu nehmen. Die albernen Spezialeffekte erhöhen den Spaß noch. Erstaunlich finde ich die vielen sexuellen Anspielungen - die Sprüche fliegen besonders in der Szene des Sultanpalastes zwischen dem Baron und dem Eunuchen nur so hin und her."



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