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Die Verurteilten mit Tim Robbins
Die Verurteilten mit Tim Robbins
© Castle Rock Entertainment

TV-Tipps für Samstag (11.11.): Tim Robbins halten keine Mauern

Vox zeigt Meisterwerk "Die Verurteilten"

Immer noch die Nummer eins in der Internet Movie Database und damit Pflichtprogramm am Samstagabend im Vox-Hauptprogramm: Das Meisterwerk "Die Verurteilten". Auch sehenswert, aber mehr für Nachteulen, ist im ARD-Nachtprogramm die Komödie "Micmacs" von "Amelie"-Regisseur Jean-Pierre Jeunet zu sehen.

"Die Verurteilten", Vox, 20:15 Uhr

Gewalt und Korruption in einem Gefängnis setzen ein unschuldig Verurteilter (Tim Robbins) und ein Mitgefangener (Morgan Freeman) Kameradschaft und Hoffnung entgegen.

Wer weiß, was aus "The Shawshank Redemption" (Die Shawshank Erlösung - so der Originaltitel) geworden wäre, wenn es kein Home Entertainment gegeben hätte. Als das von der Kritik gepriesene und mit nicht weniger als sieben Oscar-Nominierungen bedachte Drama 1994 in die Kinos kam, interessierte es nämlich zu wenige Zuschauer. Die 25 Millionen Dollar teure Columbia Pictures-Produktion konnte nur 28 Millionen Dollar an den US-Kinokassen umsetzen, was heute etwa 55 Millionen Dollar entspräche und nur mit bestem Willen als "mäßiger Erfolg" zu bezeichnen wäre. Damals überwog das Gefühl eines Flops, einer der Fälle, in denen ein Film "kommt, geht und weg ist".

Doch dann geschah das, was "The Wall Street Journal" 2014 als einen von "Hollywood's Greatest Second Acts" bezeichnet hat. Per Mundpropaganda und durch Wiederholungsseher wurde die Video-Veröffentlichung zu einer der erfolgreichsten des Jahres 1995; ein Trend, der sich ungebrochen fortsetzte, als Ende des Jahrtausends die DVD aufkam. Im Fernsehen lief das Drama unzählige Male, mit phantastischen Einschaltquoten. Als die Internet Movie Database die User abstimmen ließ, welcher Film der beste aller Zeiten sei, landete "The Shawshank Redemption" ganz vorne; aktuell belegt die Columbia Pictures-Produktion zusammen mit "The Godfather" weiterhin den ersten Rang. Dies sicherte dem Streifen weitere Bekanntheit und Popularität. Die Produktion sorgt weiterhin für einen stetigen Geldfluss und soll inzwischen über 100 Millionen Dollar eingebracht haben.

Das ist einerseits überraschend, andererseits nicht. Es überrascht nicht, weil Regiedebutant Frank Darabont, der sich frühzeitig die Rechte an der Novelle "Rita Hayworth and Shawshank Redemption" von Stephen King aus dessen Kurzgeschichtensammlung "Different Seasons" ("Frühling, Sommer, Herbst und Tod") aus dem Jahr 1982 gesichert hatte und mit "The Green Mile" und "The Mist" noch zwei weitere King-Werke verfilmen sollte, hier ein großartiger Film gelungen ist: Einfühlsam inszeniert, sehr gut gespielt, erhebend und in allen künstlerischen und technischen Bereichen überzeugend.

Überraschend aber dennoch, weil dies ein Streifen ist, der sich extrem Zeit lässt, langsam erzählt ist, geradezu betulich. Es gibt keine Action, keine künstlich herbeigeführten Konfrontationen, Zuspitzungen oder Wendungen. Alles ergibt sich aus den Motivationen der Figuren. Zuschauer müssen bereit sein, sich auf diesen Erzählrhythmus einzulassen. Wer es tut, wird reich entlohnt. Und offensichtlich gab und gibt es immer mehr Zuschauer, die dieses Meisterwerk richtig entschlüsseln.

Obwohl der Film in Maine spielt, wurde er in Mansfield im US-Bundesstaat Ohio und dessen Ohio State Reformatory gedreht, das heute zum Großteil abgerissen ist und dessen Reste inzwischen als Touristenattraktion ausgestellt sind.

Bei der Oscar-Verleihung 1995 ging "The Shawshank Redemption" als "Bester Film", für das adaptierte Drehbuch, Hauptdarsteller Morgan Freeman, Kameramann Roger Deakins, Komponist Thomas Newman, Cutter Richard Francis-Bruce und den "Besten Ton" ins Rennen, blieb aber im "Forrest Gump"-Jahr ohne Auszeichnung. Wäre die Oscar-Verleihung zehn Jahre später nachgeholt worden, hätte das Ergebnis wohl anders ausgesehen...

Ein US-Zuschauer aus dem US-Bundesstaat Texas schwärmt: "Ich wollte diesen Film eigentlich gar nicht sehen. Ich mag keine Gefängnisfilme. Aber eine der älteren Kundinnen der Bibliothek, in der ich arbeite, sagte mir, als sie sich den Streifen auslieh: 'Immer wenn ich mich traurig oder deprimiert fühle, schaue ich mir diesen Film an und danach fühle ich mich stets besser.' Damals fand ich das eher seltsam, aber nachdem ich den Film aus Neugier dann doch im Fernsehen anschaute und seitdem viele Male angesehen habe, kann ich sagen, dass es mir genauso geht und der Streifen mit jedem Mal besser wird. Ohne Action, ohne Spezialeffekte - nur Männer in Gefängniskleidung, die sich miteinander unterhalten. Die besten Filme sind für mich diejenigen, welche die Seele berühren. Und dieser Film tut genau das."



"Micmacs", ARD, 00:40 Uhr
Ein Mann (Danny Boon) und seine Freunde entwickeln einen komplexen und originellen Plan, um zwei große Waffenhersteller zu ruinieren.

Klein gegen Groß - auf diese Formel lässt sich diese einfallsreiche, alberne französische Komödie von Jean-Pierre Jeunet ("Mathilde - Eine große Liebe") bringen, die vielleicht ein bisschen zu skurril ist, als es ihr - und den Zuschauern - gut tut, aber besonders Fans des Filmemachers durch dessen zahlreiche Anspielungen auf seine eigenen und fremde Werke reizen dürfte.

Jeunet besuchte zur Recherche der Handlung belgische Waffenhändler. Einige der Dialoge im Film stammen laut des Regisseurs und Drehbuchautors direkt aus den realen Gesprächen mit diesen Händlern, und eine Maschine, die im Film sabotiert wird, entspricht einer der Maschinen, die Jean-Pierre bei einem seiner Rundgänge gesehen hatte. Gedreht wurde hauptsächlich an Originalschauplätzen in und um Paris.

Trotz der guten Kritiken floppte die umgerechnet 42 Millionen Dollar teure Produktion an den Kinokassen und spielte weltweit nur 16 Millionen Dollar ein.

Kritiker Bill Gibson schrieb für "Pop Matters": "Der Film ist so phantasievoll, so visuell einfallsreich und spielerisch, dass wir die Schwächen des Films locker übersehen können - auch wenn sie manchmal genau das bedrohen, was uns hier Spaß macht."



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