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Drei Männer im Schnee mit Günther Lüders
Drei Männer im Schnee mit Günther Lüders

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3sat zeigt "Drei Männer im Schnee"

Zwei deutschsprachige Produktionen auf 3sat mit viel Schnee sind am Sonntagabend die besten Spielfilmempfehlungen. Im Hauptprogramm geht es noch komödiantisch mit "Drei Männer im Schnee" nach einem Drehbuch von Erich Kästner zu, während es dann im Spätprogramm mit "Nordwand", der auf der wahren Geschichte rund um die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand basiert, ernst wird.

"Drei Männer im Schnee", 3sat, 20:15 Uhr
Ein reicher Mann (Paul Dahlke) schlüpft während eines Ferienaufenthalts in die Rolle eines Armen, was lustige und nachdenkliche Erlebnisse nach sich zieht.

Komödienspezialist Kurt Hoffmann hatte bereits 1954 "Das fliegende Klassenzimmer" nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner erfolgreich verfilmt, zu dem der Autor selbst das Drehbuch beigetragen hatte. Ein Jahr später machte sich das Duo an die Adaption von Kästner's Roman "Drei Männer im Schnee" aus dem Jahr 1934 mit ebensolchen Erfolg. Weil der Schriftsteller im Dritten Reich nicht veröffentlichen durfte, war das Werk damals unter dem Autorennamen Robert Neuner publiziert wurden. Eine Kinoversion entstand 1938 mit dem Titel "Paradise for Three" ("Drei Männer im Paradies") mit Robert Young.

Erich folgte bei seiner Drehbuchfassung für die österreichische Komödie eng seiner eigenen Vorlage, die in Kitzbühel gedreht wurde. Hoffman und Kästner gelang ein heiterer und unterhaltsamer Streifen um gesellschaftliche Konventionen und soziale Identität mit viel Wortwitz und - wie stets beim großen Humanisten Erich Kästner - dem Herz auf dem rechten Fleck.

Ein deutscher Zuschauer lobt: "Eine witzige Komödie, die schwer zu charakterisieren ist. Einerseits die werkgetreue Adaption eines Romans, aber ohne den hochgestochenen Anspruch, den man erwartet, wenn das Wort 'Romanverfilmung' auf dem Filmposter erscheint; der Film ist leicht zugänglich. Eine romantische Komödie, bei der die Romanze aber eher im Hintergrund bleibt. Andererseits Satire, die aber nicht aggressiv, sondern eher beobachtend ist. Das Hauptthema ist die Männerfreundschaft zwischen drei Männern unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen sozialen Hintergrunds und unterschiedlicher Bildung. Und auch dies ist irreführend, denn der Streifen ist weniger ernsthaft, als diese Beschreibung nahelegt. Auf jeden Fall eine gut gemachte, lockere Unterhaltung, gut gespielt und extrem gut geschrieben, mit mehr unter der Oberfläche, als es scheint."

"Nordwand", 3sat, 23:15 Uhr
Zwei erfahrene Bergsteiger (Benno Fürmann und Florian Lukas) wagen sich im Juli 1936 an die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand, wobei ihre Großtat vom NS-Reich propagandistisch ausgeschlachtet werden soll.

Regisseur und Drehbuchautor Philipp Stölzl ("Der Medicus") ließ seinen Abenteuerfilm von 2008 auf den wahren Begebenheiten rund um den dramatischen Erstbesteigungsversuch der Eiger-Nordwand im Jahr 1936, basieren, wobei nicht alles historisch korrekt wiedergegeben wurde. Gedreht wurde an verschiedenen Originalschauplätzen in der Schweiz und in Österreich.

Daneben entstanden einige Nahaufnahmen der Schauspieler in einer zum Filmstudio umfunktionierten Lagerhalle für Tiefkühlware in Graz. Stölzl war durch den schottischen Regisseur Kevin McDonald auf diese Idee gebracht worden, dessen grandioser "Sturz ins Leere" von 2003 neue Maßstäbe in der realistischen Darstellung von Bergsteigeraufnahmen gesetzt hatte. Die Minusgrade in der Halle sorgten vor einem nachgebauten Stück Felswand in Kombination mit Wind- und Schneemaschinen und computer-generierten Bildern auch in Stölzl's Werk für eine realistische Darstellung.

Diese ist das große Plus des spannenden, packenden, perfekt ausgestatteten, emotional aufgeheizten Werkes mit seinen atemberaubenden und spektakulären Aufnahmen. Kameramann Kolja Brandt gewann folgerichtig für seine Arbeit den Deutschen Filmpreis, ebenso wie das Team, das für den Ton zuständig war. Nominiert war dazu noch die Ausstattung. Mit 462 000 Zuschauern war die deutsche Produktion an den heimischen Kassen auch ein solider Erfolg.

Kritiker Tom Long lobte für die "Detroit News": "Der Film hat etwas von einem altmodischen Epos mit moderner Weisheit und Technik. Ein 'Mensch versus die Natur'-Streifen, der auch die Bedeutung des Individuums versus die Gesellschaft betont und zugleich die schlimmen Kosten von stellvertretend ausgelebtem Nervenkitzel bloßlegt."



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