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Die weißen Nächte des Postboten - Aleksey Tryapitsyn
Die weißen Nächte des Postboten - Aleksey Tryapitsyn

TV-Tipp für Mittwoch (30.5.): Nachrichten aus der Provinz

Arte zeigt FreeTV-Premiere "Die weißen Nächte des Postboten"

"Die weißen Nächte des Postboten", Arte, 21:40 Uhr
In der abgelegenen Gegend um den Kenosero-See in Russland ist der Postbote Ljoscha (Aleksey Tryapitsyn) die einzige Verbindung zur Außenwelt. Außer Briefen bringt er Brot und etwas Abwechslung in das eintönige Leben, auf das auch ein Raketenforschungszentrum in unmittelbarer Nähe keinen Einfluss hat.

Regisseur und Drehbuchautor Andrey Konchalovskiy ("Paradies") besetzte für sein quasi-dokumentarisches russisches Drama Laien; so ist zum Beispiel Hauptdarsteller Aleksey Tryapitsyn im realen Leben tatsächlich Postbote. Gefilmt wurde "Belye nochi pochtalona Alekseya Tryapitsyna" - so der Originaltitel - im Kenozersky-Nationalpark im nordwestlichen Verwaltungsbezirk Archangelsk.

Konchalovskiy hat mit einem Auge für Bildkompositionen die herrliche Landschaft wunderbar eingefangen. Seine Schärfentiefe-Photographie lädt die Bilder mit einem Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit auf, seine Steadycam-Aufnahmen des fahrenden Postbotes sind hypnotisch. Dem Zuschauer vermitteln sich eine Gegend und Menschen, die so vergessen vom Rest der Welt zu sein scheinen, dass sie sich teilweise ins Surreale und Magische aufzulösen scheinen.

Bei den Filmfestspielen in Venedig erhielt der Streifen, den Arte heute Abend als FreeTV-Premiere ausstrahlt, 2014 den Silbernen Löwen für die Regie; bei den Russischen Filmpreisen gewann Andrey Konchalowskiy für sein Drehbuch; nominiert war er zudem als Regisseur, der Film selbst und Komponist Eduard Artemev.

Kritiker Christian Neef schrieb in "DER SPIEGEL": "Dass Andrey Konchalovskiy in Venedig einen Löwen erhielt, hat manchen Westler verwundert: Der Film sei längst tot geglaubtes 'Proletkult-Kino über einen wodkatriefenden Dorfkosmos', schrieb ein Kritiker. Andere verstanden den Film als Groteske. Aber in diesem Film ist nichts erfunden. Jeder, der Moskau nur hundert Kilometer hinter sich lässt, weiß: Es gibt diese Dörfer überall im Land. Konchalovskiy zeigt die Provinz so ungeschminkt, weil er mit seiner Heimat leidet. So sehr, dass er das russische Auswahlkomitee bat, den Film nicht für eine Oscar-Nominierung vorzuschlagen - er passe nicht zu Hollywood."



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