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Nachts wenn der Teufel kam - Rose Schäfer und Mario Adorf
Nachts wenn der Teufel kam - Rose Schäfer und Mario Adorf

TV-Tipp für Freitag (7.9.): Mario Adorf mordet zum Zeitvertreib

3sat zeigt "Nachts, wenn der Teufel kam"

"Nachts, wenn der Teufel kam", 3sat, 22:25 Uhr
Ein Serienmörder sucht das Dritte Reich im Jahr 1944 heim. Nachdem der falsche Mann (Werner Peters) verhaftet worden ist, jagt ein Polizist (Claus Holm) den wahren Täter (Mario Adorf).

Dieser westdeutsche Kriminalfilm aus dem Jahr 1957 beruhte auf der gleichnamigen Artikelserie von Will Berthold in der "Münchner Illustrierten" über den angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke, der 1944 gestand, zwischen 1924 bis 1943 84 Morde begangen zu haben. Die Berliner Polizei erklärte auf einen Schlag 53 Morde als aufgeklärt, die nichts miteinander zu verbinden schien, was Hergang, Opfer und Motiv betraf. Auch gab es keine Fingerabdrücke. Auf Veranlassung von Heinrich Himmler wurde Lüdke dem neu geschaffenen Kriminalmedizischen Zentralinstitut der Sicherheitspolizei in Wien überstellt. Dort unternahm man an dem damals 35-Jährigen unethische Menschenversuche, um die nationalsozialistische Erbbiologietheorie eines "geborenen Verbrechers" zu untermauern, und ermordete ihn bei einem dieser Versuche in einer Unterdruckkammer.

Heute gilt als gesichert, dass der geistig minderbemittelte Lüdke die von ihm selbst zugegebenen Morde gar nicht alle begangen haben kann, er wahrscheinlich sogar für keinen einzigen verantwortlich war - wie auch schon vielen Kriminalbeamten während des Dritten Reichs nur zu bewusst war. Es kam daher auch nie zu einer Gerichtsverhandlung.

Regisseur Robert Siodmak ("The Killers"), der vor den Nationalsozialisten nach deren Machtübernahme 1933 erst nach Frankreich und dann in die USA ausgewandert war, wo er eine erfolgreiche Karriere hinlegte, war 1952 nach Europa in die Schweiz zurück gekehrt und arbeitete seit 1955 wieder in der Bundesrepublik. "Nachts, wenn der Teufel kam" war sein drittes Werk nach seiner Rückkehr und eines seiner erfolgreichsten.

Gedreht wurde in den Divana Filmstudios im oberbayerischen Baldham nahe München. Das Drehbuch nimmt die von Berthold in der Zeitschriftenvorlage geschilderten Hergänge als gegeben an, so dass der Zuschauer hier früh erfährt, dass Bruno Lüdke tatsächlich der Täter ist. In dieser Rolle schaffte der damals 26 Jahre alten Mario Adorf seinen Durchbruch, der allerdings Fluch und Segen zugleich war, da er nun oft nur als Bösewicht besetzt wurde.

Siodmak gelang ein feinfühliger, realistischer und beklemmender Streifen, der den Kriminalfall als straff inszenierten und hervorragend gespielten Ausgangspunkt einer Untersuchung des fließenden Zusammenhangs von Diktatur, Gewalt und Verbrechen nutzt.

Der mit hervorragenden Kritiken bedachte Film wurde 1958 für den Oscar als "Bester fremdsprachiger Film" nominiert, unterlag aber dem italienischen "La notti di Cabiria" von Federico Fellini. Beim Deutschen Filmpreis gewann das Werk neun Preise: Als "Bester Film", für Regisseur Robert Siodmak, für Drehbuchautor Werner Jörg Lüddecke, für Hauptdarsteller Hannes Messemer, Nebendarstellerin Annemarie Düringer, Nebendarsteller Werner Peters, Neuentdeckung Mario Adorf, Kameramann Georg Krause und für die "Beste Ausstattung".

Ein Zuschauer lobt: "Der Film widmet sich faszinierenden Themen auf eine vernünftige Weise und verdient auch Anerkennung für sein Porträt der Nationalsozialisten. Während Hollywood sie zumeist als eindimensionale Killer-Maschinen darstellt, zeigt dieser Streifen die Nazis abseits des Schlachtfeldes bei der Arbeit in einem urbanen Umfeld und untersucht die sozialpolitischen Implikationen des Nationalsozialismus. Claus Holm und Hannes Messemer lassen ihre Figuren menschlich und abgerundet wirken, aber die beste Leistung bietet sicherlich Mario Adorf. Er ist kein gebildeter, charmanter Hannibal Lecter, sondern ein gewöhnlicher, einfältiger Mann, der seine schrecklichen Impulse auslebt und dabei eine kindliche Unschuld bewahrt, die sein Verhalten um so verstörender erscheinen lässt. Robert Siodmak mag nicht zu den größten Regisseuren aller Zeiten gezählt werden, aber er verdient es, wieder entdeckt zu werden."

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