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TV-Tipp für Donnerstag (4.10.): Alen Drljevic schickt seine Männer in Therapie

Arte zeigt FreeTV-Premiere "Männer weinen nicht"

"Männer weinen nicht", Arte, 00:00 Uhr
Ein Workshop zur Bewältigung ihrer Kriegstraumata mit neun ehemaligen Kämpfern des Bosnien-Krieges 15 Jahre nach Ende der Feindseligkeiten gerät außer Kontrolle.

Auch GEZ-Gebühren hängen in diesem bosnischen Drama, denn das ZDF produzierte mit. Ist das vom Auftrag der Öffentlich-Rechlichen gedeckt? Rein utilistisch gesehen - also, was am Ende dabei rauskommt - ja, denn für solch humanistischen Werke, die ohne die Hilfe der Fernsehsender in Europa gar nicht produziert werden könnten, ist es gut, dass sie Unterstützung erfahren. Und es verwundert nicht, dass es "Muskarci ne placu" - so der Originaltitel - 2017 nicht in die deutschen Kinos geschafft hat, sondern seine Premiere nun im Fernsehen feiern muss.

Regiedebutant und Drehbuchautor Alen Drljevic inszeniert einen Streifen, der das Panorama der inneren Kriegsverwundungen aufblättert, ohne belehrend zu werden. Sein Skript wird von den elektrisierenden Leistungen der auf dem Balkan bekannten Darstellerriege packend zum Leben erweckt. Selbst Momente, die schematisch hätten geraten können, sind fokussiert und glaubwürdig. Dazu bietet der Film - sein Titel deutet es an - auch einen aufschlussreichen Einblick in eine Machismo-Kultur, deren nicht funktionierende Beziehungen zu Frauen viel von dem Elend in den Männern anrichtet, das sie nach aggressiv nach außen kehren.

"Muskarci ne placu" wurde von der bosnischen Filmwirtschaft nach Hollywood als Anwärter auf den "Besten fremdsprachigen Film" geschickt, schaffte es dort aber nicht unter die fünf Nominierten. Im vergangenen Jahr wurde der Streifen auf zahlreichen Filmfestivals ausgezeichnet.

Kritikerin Amber Wilkinson schrieb in "Eye for Film": "Alan Drljevic untersucht die Nachwirkungen des Krieges und die Bedeutsamkeit und Schwierigkeit der Versöhnung. Er berücksichtigt auch die speziellen Auswirkungen, welche die kulturelle Prägung auf die Männer in Ex-Jugoslawien und auf deren Versuche, Brücken zwischen den Volksgruppen zu bauen, hat. Der Film entwickelt trotz seiner spezifischen Einbettung einen Nachklang, der universell wirkt."

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