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Deutsche Filmstarts: Claire Foy gerät in eine "Verschwörung"

Pawel Pawlikowski erkundet den "Breitengrad der Liebe"

Die Lisbeth Salander-Saga geht weiter. Der vierte Roman "Verschwörung" ist mit Claire Foy als dritter Verkörperung der unerschrockenen schwedischen Hackerin verfilmt worden. Der polnische Regisseur Pawel Pawlikowski kehrt nach "Ida" mit "Cold War" auf die Leinwand zurück, und Philip Kadelbach hat den Frank Goosen-Roman "So viel Zeit" mit Star-Besetzung realisiert. Was lohnte den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?

"Verschwörung"
Krimi
USA
115 Minuten
FSK 16

Eine junge, geniale Hackerin (Claire Foy) aus Stockholm, die sich an Männern rächt, die Frauen schlecht behandeln, wird in eine mörderische Verschwörung hineingezogen, als sie den Auftrag bekommt, eine Software des US-Geheimdienstes zu stehlen.

Ursprünglich war die schwedische "Millenium"-Reihe um die Hackerin Lisbeth Salander und den Journalisten Mikael Blomkvist von ihrem Autoren Stieg Larsson auf zehn Teile angelegt, von denen er vor seinem frühen Tod 2004 nur drei realisieren konnte, von denen drei für das schwedische Fernsehen und einer für das US-Kino verfilmt wurden. Der Journalist David Lagercrantz führt die Reihe nun fort. Sein erster von bisher zwei Roman war 2015 "Det som inte dödar oss" ("Was uns nicht tötet"), der in Deutschland als "Verschwörung" und im englischsprachigen Ausland als "The Girl in the Spider's Web" erschien. Unter diesem Titel hat nun der uruguayische Regisseur Fede Alvarez ("Don't Breathe") die US-Kinofassung für Columbia Pictures verantwortet. Er konzentriert sich in seinem Kriminalfilm auf die Action-Elemente der Vorlage mit weniger komplexen und nur gelegentlich wirkungsvollen Folgen. Die Kritiken sind gemischt, die Zuschauer enttäuscht.

Unser Kritiker Björn Schneider sah den Streifen mit gemischten Gefühlen: "Obwohl die Zeichnung der Hauptfigur als unbezwingbare Action-Amazone fragwürdig erscheint, gelingt Fede Alvarez ein leicht überdurchschnittlicher Film mit pulsierender Action und überzeugenden Darstellern."

"Cold War - Der Breitengrad der Liebe"
Drama
Polen
88 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Die leidenschaftliche Liebe zwischen einem Komponisten (Tomasz Kot) und einer Sängerin (Joanna Kulig) in Polen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg droht unter dem Druck der politischen Umstände allzu bald zu zerbrechen.

Kein Kalter Krieg-Thriller, sondern ein polnisches Drama in Schwarzweiß, mit musikalischen Einlagen und viel Zeitkolorit erzählt. Sein "Ida" gewann den Oscar, nun hat "Zimna wojna" - so der Originaltitel - große Chancen, es nachzutun. Denn Regisseur und Drehbuchautor Pawel Pawlikowski verschwendet nicht einen Moment seines kurzen Werks, dessen brillante schroffe visuelle Ästhetik wunderbar zum Inhalt passt, und spart nicht mit seiner bittersüßen emotionalen Wucht. Das Feuilleton trommelt hörbar für die Neue Visionen-Produktion, die Kritiken sind weltweit wahre Hymnen und die ersten Zuschauerreaktionen sehr positiv.

Für einen der besten Filme dieses Jahres vergibt unser Rezensent Falk Straub die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Nach 'Ida' liefert Paweł Pawlikowski das nächste kleine Meisterwerk ab, eine bestechend schön gefilmte, berauschend gespielte und virtuos inszenierte Hommage ans europäische Kino der Fünfziger und Sechziger und einer der tollsten, wenn nicht der beste Liebesfilm des Jahres."

"Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand"
Drama
Irland
103 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Reingehen!

In einer Zeit finanzieller Probleme beschließt der englische Schriftsteller Charles Dickens (Dan Stevens), ein Weihnachtsbuch zu schreiben – nicht ahnend, dass er damit einen Klassiker erschafft.

Es weihnachtet sehr. Überpünktlich zur festlichen Zeit im Jahr schafft es der indische Regisseur Bharat Nalluri (Spooks: The Greater Good"), dem Schreibprozess von "A Christmas Carol" ("Eine Weihnachtsgeschichte") aus dem Jahr 1843 wahre Magie zu verleihen und der Geschiche hinter der Geschichte eine süße revisionistische Wendung zu verpassen. Das irische Drama basiert auf dem Sachbuch "The Man Who Invented Christmas" - so auch der Originaltitel dieser KSM-Produktion - des amerikanischen Autoren Les Standiford aus dem Jahr 2008. Der Streifen hat gute Kritiken und Zuschauerzuspruch erfahren.

Auch unserer Kollegin Bianka Piringer hat es gefallen: "Unter der Regie von Bharat Nalluri entwickelt diese sehr reizvolle Imagination, wie Charles Dickens seine berühmte 'Weihnachtsgeschichte' verfasste, einen Raum greifenden, tänzerischen Schwung. Der opulente Ausstattungsfilm versetzt sich mit dynamisch verbundenen Handlungssträngen und Schauplätzen, mit Humor und Herz in die Erlebnis- und Vorstellungswelt dieses begnadeten Erzählers."

"So viel Zeit"
Komödie
Deutschland
100 Minuten
FSK 6

Ein unheilbar kranker Mann (Jan Josef Liefers) will sich vor seinem Tod noch einen Lebenstraum erfüllen: Einen großen Auftritt seiner viel versprechenden Rockband aus Schulzeiten. Also versucht er, seine einstigen Bandmitglieder (Matthias Bundschuh, Richy Müller, Armin Rohde und Jürgen Vogel) zu einem "Comeback" zu bewegen.

Nachdem er für das Fernsehen gearbeitet hat - gerade läuft bei ZDF Neo seine Miniserie "Das Parfum" - gibt Philip Kadelbach mit einer weiteren Romanverfilmung sein Spielfilmdebut. Die deutsche Komödie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frank Goosen aus dem Jahr 2007. Leider hat er dessen Themen um verpasste Chancen, Lebenssinn und die Fallstricke des Älterwerdens zu Gunsten wohlfühligen Klamauks vernachlässigt. Die Universum-Produktion ist sympathisch, aber oberflächlich. Die Kritiken sind gemischt.

Unser Kritiker Björn Schneider gehört zur Contra-Fraktion: "In Anflügen sympathische, alles in allem aber viel zu überdrehte und klamaukige Feelgood-Komödie, die das Thema Krankheit viel zu oberflächlich und schlampig behandelt."

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