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Der Junge muss an die frische Luft
Der Junge muss an die frische Luft
© Warner Bros.

Deutsche Filmstarts: Heulen mit Hape Kerkeling

"Der kleine Drache Kokosnuss" reist in den Dschungel

Hollywood macht Pause in Sachen Neustarts in den deutschen Kinos am Wochenende vor Neujahr. Das gibt insbesondere "Der Junge muss an die frische Luft" die Gelegenheit, für das deutsche Kino zu glänzen. Junge Kinogänger werden das zweite Leinwandabenteuer des kleinen Drachen Kokosnuss aufsuchen wollen, während Programmkinofreunde "Shoplifters", den diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, goutieren werden. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?

"Der Junge muss an die frische Luft"
Drama
Deutschland
99 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein Neunjähriger (Julius Weckauf) setzt sein komödiantisches Talent ein, um den Lebenssinn seiner depressiven Mutter (Luise Heyer) neu zu entfachen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Hape Kerkeling ist einer der witzigsten Unterhaltungskünstler der deutschen TV-Geschichte, aber dieses deutsche Drama, das auf seiner gleichnamigen Autobiographie aus dem Jahr 2014 basiert, ist kein Schenkelklopferfilm. Er zeigt vielmehr wie das Buch auf bewegende Weise, dass Witz und Schmerz oft Hand in Hand gehen. Regisseurin Caroline Link ("Exit Marrakech") und Drehbuchautorin Ruth Toma ("Mein Blind Date mit dem Leben") haben den Geist der Vorlage perfekt auf die Leinwand übertragen: Humorvoll, traurig, aber auch optimistisch für die Zukunft und zugleich als ein überzeugendes Zeitportrait der Siebziger im Ruhrpott und ein Loblieb auf familiären Zusammenhalt. Die Kritiken der Warner Brothers Pictures-Produktion sind gut, und die ersten Zuschauerreaktionen positiv.

Unser Kritiker Björn Schneider ist richtig begeistert und vergibt die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Bewegende, aber nie zu rührselige Tragikomödie über die Kindheit des Entertainers Hape Kerkeling, die von einem phänomenalen Jungdarsteller profitiert und die frühen siebziger Jahre auf authentische Weise zum Leben erweckt."

"Der kleine Drache Kokosnuss - Auf in den Dschungel!"
Animation
Deutschland
80 Minuten
FSK 0

Ein Feuerdrache (gesprochen von Max von der Groeben), ein vegetarischer Drache (gesprochen von Dustin Semmelrogge) und ein Stachelschwein (gesprochen von Carolin Kebekus) müssen sich nach einer Schiffshavarie durch den Dschungel zu ihrem Ferienlager durchschlagen.

Seit 2002 sind zahlreiche Kinderbücher rund um den Drachen Kokosnuss erschienen. Die von dem Hannoveraner Autoren Ingo Siegner erdachte Figur ist auch ein Marketing-Phänomen geworden und schaffte es 2014 auf die große Leinwand, wo sie mit 820 000 kleinen und großen Besuchern ebenfalls zum Erfolg wurde. Nun also die Fortsetzung, die Anthony Power ("Der kleine Ritter Trenk") inszeniert hat. Leider lässt die Animation der Universum-Produktion zu wünschen übrig, ebenso wie die beliebig wirkende Handlung.

Unsere Rezensentin Bianka Piringer sieht es kritisch: "Das zweite Kinoabenteuer mit dem beliebten Drachen und seinen Freunden entpuppt sich als routiniert abgespulte Animationsunterhaltung für die ganz junge Zielgruppe. Die Geschichte verfügt über reizvolle Handlungszutaten wie eine expeditionsähnliche Reise in den Dschungel und die Begegnung mit neuen Drachenspezies, wirkt aber etwas achtlos zusammen gestückelt. Die einzelnen Figuren entwickeln nur wenig Charme."

"Shoplifters - Familienbande"
Drama
Japan
121 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine japanische Familie, die in ärmlichsten Verhältnissen lebt, nimmt ein kleines, vernachlässigtes Mädchen (Miyu Sasaki) bei sich auf. Sie bringen ihr das Handwerk des Vaters (Lily Franky) bei: Das Stehlen. Doch die Polizei sucht bereits nach dem Mädchen...

Das japanische Drama hat die Goldene Palme der Filmfestspiele in Cannes erhalten, und zurecht. Von den Kritikern universell umjubelt und vom Publikum geliebt, begeistert die dezente und doch schlussendlich tief berührende Wild Bunch-Produktion von Regisseur Hirokazu Koreeda ("Unsere kleine Schwester") nicht zuletzt wegen ihrer humanistischen Botschaft.

Auch unserer Kollegin Bianka Piringer hat "Manbiki kazoku" - so der Originaltitel - gefallen: "Indem sich der Film in die lebhaften Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft vertieft, erklärt er sie provokant zur Alternative für das traditionelle Familienmodell in einer Gesellschaft, die Anpassung verlangt und soziale Kälte produziert. Das kühne Experiment dieser familiären Utopie wird humorvoll aufgeblättert und sichert sich die Sympathien der Zuschauer."

"Mary Shelley"
Drama
Großbritannien
119 Minuten
FSK 12

Die englische Schriftstellerin Mary Shelley (Elle Fanning) lebt ein exzessives, oft verzweifeltes Leben, aber auch mit kreativen Höhenflügen, die schließlich zu ihrem visionären Roman "Frankenstein" führen

Ein Film von Frauen mit einer Frau. Die saudi-arabische Regisseurin Haifaa Al-Mansour ("Alte Zöpfe") hat dieses britische Drama auch zusammen mit Emma Jensen geschrieben. Auf der Habenseite der Prokino-Produktion, die gemischte Kritiken erhalten und lauwarm von den Zuschauern aufgenommen worden ist, stehen die überzeugende Darstellung des Lebens Anfang des 19. Jahrhunderts in London und die großartige Verkörperung der Autorin durch Elle Fanning. Gegen diese Aktivposten arbeiten die arg glatt gebügelte Version des Lebens von Mary Shelley und Mansour's Unvermögen, den Zuschauer das Feuer ihrer literarischen Kraft vermitteln zu können.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann gehört zu den Fürsprechern: "Eine elegant gestaltete Filmbiographie, die den Kampf einer jungen Autorin im frühen 19. Jahrhundert einfühlsam schildert. Elle Fanning agiert hingebungsvoll in der Titelrolle."

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