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Die Verurteilten - Tim Robbins
Die Verurteilten - Tim Robbins
© Castle Rock Entertainment

TV-Tipps für den 1. Weihnachtstag: Tim Robbins hat ein Faible für Rita Hayworth

Kabel1 zeigt "Die Verurteilten"

Wer hätte das gedacht? Am Abend des 1. Weihnachtstages verwöhnt Kabel1 Spielfilmfreunde mit zwei der allerbesten Filme aller Zeiten. Im Hauptprogramm kommt zunächst "Die Verurteilten" und im Nachtprogramm dann "Der Pate".

"Die Verurteilten", Kabel1, 20:15 Uhr
Gewalt und Korruption in einem Gefängnis setzen ein unschuldig Verurteilter (Tim Robbins) und ein Mitgefangener (Morgan Freeman) Kameradschaft und Hoffnung entgegen.

Wer weiß, was aus "The Shawshank Redemption" (Die Shawshank Erlösung - so der Originaltitel) geworden wäre, wenn es kein Home Entertainment gegeben hätte. Als das von der Kritik gepriesene und mit nicht weniger als sieben Oscar-Nominierungen bedachte Drama 1994 in die Kinos kam, interessierte es nämlich zu wenige Zuschauer. Die 25 Millionen Dollar teure Columbia Pictures-Produktion konnte nur 28 Millionen Dollar an den US-Kinokassen umsetzen, was heute etwa 55 Millionen Dollar entspräche und nur mit bestem Willen als "mäßiger Erfolg" zu bezeichnen wäre. Damals überwog das Gefühl eines Flops, einer der Fälle, in denen ein Film "kommt, geht und weg ist".

Doch dann geschah das, was "The Wall Street Journal" 2014 als einen von "Hollywood's Greatest Second Acts" bezeichnet hat. Per Mundpropaganda und durch Wiederholungsseher wurde die Video-Veröffentlichung zu einer der erfolgreichsten des Jahres 1995; ein Trend, der sich ungebrochen fortsetzte, als Ende des Jahrtausends die DVD aufkam. Im Fernsehen lief das Drama unzählige Male, mit phantastischen Einschaltquoten. Als die Internet Movie Database die User abstimmen ließ, welcher Film der beste aller Zeiten sei, landete "The Shawshank Redemption" ganz vorne; aktuell belegt die Columbia Pictures-Produktion zusammen mit "The Godfather" weiterhin den ersten Rang. Dies sicherte dem Streifen weitere Bekanntheit und Popularität. Die Produktion sorgt weiterhin für einen stetigen Geldfluss und soll inzwischen über 100 Millionen Dollar eingebracht haben.

Das ist einerseits überraschend, andererseits nicht. Es überrascht nicht, weil Regiedebutant Frank Darabont, der sich frühzeitig die Rechte an der Novelle "Rita Hayworth and Shawshank Redemption" von Stephen King aus dessen Kurzgeschichtensammlung "Different Seasons" ("Frühling, Sommer, Herbst und Tod") aus dem Jahr 1982 gesichert hatte und mit "The Green Mile" und "The Mist" noch zwei weitere King-Werke verfilmen sollte, hier ein großartiger Film gelungen ist: Einfühlsam inszeniert, sehr gut gespielt, erhebend und in allen künstlerischen und technischen Bereichen überzeugend.

Überraschend aber dennoch, weil dies ein Streifen ist, der sich extrem Zeit lässt, langsam erzählt ist, geradezu betulich. Es gibt keine Action, keine künstlich herbeigeführten Konfrontationen, Zuspitzungen oder Wendungen. Alles ergibt sich aus den Motivationen der Figuren. Zuschauer müssen bereit sein, sich auf diesen Erzählrhythmus einzulassen. Wer es tut, wird reich entlohnt. Und offensichtlich gab und gibt es immer mehr Zuschauer, die dieses Meisterwerk richtig entschlüsseln.

Obwohl der Film in Maine spielt, wurde er in Mansfield im US-Bundesstaat Ohio und dessen Ohio State Reformatory gedreht, das heute zum Großteil abgerissen ist und dessen Reste inzwischen als Touristenattraktion ausgestellt sind.

Bei der Oscar-Verleihung 1995 ging "The Shawshank Redemption" als "Bester Film", für das adaptierte Drehbuch, Hauptdarsteller Morgan Freeman, Kameramann Roger Deakins, Komponist Thomas Newman, Cutter Richard Francis-Bruce und den "Besten Ton" ins Rennen, blieb aber im "Forrest Gump"-Jahr ohne Auszeichnung. Wäre die Oscar-Verleihung zehn Jahre später nachgeholt worden, hätte das Ergebnis wohl anders ausgesehen...

Ein US-Zuschauer aus dem US-Bundesstaat Texas schwärmt: "Ich wollte diesen Film eigentlich gar nicht sehen. Ich mag keine Gefängnisfilme. Aber eine der älteren Kundinnen der Bibliothek, in der ich arbeite, sagte mir, als sie sich den Streifen auslieh: 'Immer wenn ich mich traurig oder deprimiert fühle, schaue ich mir diesen Film an und danach fühle ich mich stets besser.' Damals fand ich das eher seltsam, aber nachdem ich den Film aus Neugier dann doch im Fernsehen anschaute und seitdem viele Male angesehen habe, kann ich sagen, dass es mir genauso geht und der Streifen mit jedem Mal besser wird. Ohne Action, ohne Spezialeffekte - nur Männer in Gefängniskleidung, die sich miteinander unterhalten. Die besten Filme sind für mich diejenigen, welche die Seele berühren. Und dieser Film tut genau das."



"Der Pate", Kabel1, 01:30 Uhr
Der alternde Patriarch (Marlon Brando) einer Familie, die ihr Vermögen im organisierten Verbrechen verdient hat, will die Kontrolle über sein geheimes Reich an seinen unwilligen Sohn (Al Pacino) abgeben.

Ein Film, mit dem sich Anfang der siebziger Jahre das angeschlagene Filmstudio Paramount Pictures viel Ärger bereitete und der es schließlich in ungeahnte Höhen führen sollte. Ein Film, der ein Meisterwerk ist, als einer der besten Filme aller Zeiten - von manchen als der beste Film aller Zeiten - bezeichnet wird. Ein Film, der ein kultureller Meilenstein ist, der den Kriminalfilm bis hin zur TV-Serie "The Sopranos" beeinflusste und die Amerikaner mit bis dahin unbekannten Ausdrücken wie "consigliere" und "omertà" bekannt machte. Ein Film, der Kassenrekorde aufstellte, von den Kritikern gepriesen und mit drei Academy Awards ausgezeichnet wurde. Ein Film, von dem Stanley Kubrick sagte, dies sei möglicherweise der beste Film aller Zeiten, auf jeden Fall habe er die beste Besetzung aller Zeiten.

Und gerade die Besetzung war es, die schon vor Beginn der Dreharbeiten die Produktion mühselig gestaltete, denn die Vorstellungen von Regisseur und Drehbuchautor Francis Ford Coppola und den Paramount-Managern, wer die Romanfiguren verkörpern sollten, waren selten deckungsgleich. Das Filmstudio hatte die Verfilmungsrechte für den Roman "The Godfather" bereits im Jahr 1967, zwei Jahre vor dessen Veröffentlichung, für einen Appel und ein Ei erworben. Autor Mario Puzo konnte die 12 000 Dollar - mit einer Option auf weitere 80 000 Dollar bei tatsächlicher Realisierung - sehr gut gebrauchen und griff zu. Als der Mega-Erfolg des Buches eintrat, verkündeten Paramount 1969, den Roman in der Tat zu verfilmen.

Doch schon an der ersten Hürde fingen die Schwierigkeiten an: Es ließ sich kein Regisseur finden, der Interesse an dem Stoff hatte, den man mehr oder minder für einen Groschenroman hielt. Und so holte man sich ein Dutzend Körbe von Filmemachern wie Sergio Leone, Constantin Costa-Gravas und Peter Bodganovich, bevor man schließlich als glückliche Nummer 13 dem damals 31-jährigen Coppola die Verantwortung übertrug, der immerhin schon auf ein Jahrzehnt auf dem Regiestühlchen zurückblicken konnte, aber sicherlich eine riskante Wahl für ein solches Prestigeprojekt, auf das Paramount große finanzielle Hoffnungen setzten.

Als Ausgleich für den weniger bekannten Regisseur wollten die Studiomanager um so mehr Umsätze garantierende Star-Strahlekraft auf der Leinwand sehen und lieferten sich monatelange Auseinandersetzungen mit Francis. Statt des vom Regisseur favorisierten unbekannten Al Pacino wollte man die angesagten Robert Redford, Warren Beatty oder Ryan O'Neal als Michael Corleone besetzen.

Puzo's Wunschkandidat Marlon Brando für den Part des Vito Corleone lehnte das Studio ebenfalls rundweg ab: Der 47 Jahre alte Schauspieler sei viel zu jung für die Figur, die im Roman rund 20 Jahre älter beschrieben ist. Marlon war so nur 16 Jahre älter als seine Filmsöhne Pacino und James Caan. Paramount bevorzugten Ernest Borgnine für die Rolle. Coppola konnte das Studio wenigstens davon überzeugen, eine Probeaufnahme mit Brando zu machen. Da es ihm zu peinlich war, dem Star zu gestehen, dass dieser praktisch wie ein Anfänger gezwungen wurde, für eine Rolle vorzusprechen, gab der Regisseur vor, mit ihm neue technische Ausrüstungen testen zu wollen, und filmte Marlon in dessen kalifornischen Heim. Die so entstandenen Aufnahmen überzeugten die Produzenten, die nachgaben.

Der nächste Streit entspann sich über das Budget. Im Buch spielt die Handlung von 1945 bis 1955 in New York City; das Filmstudio wollte die Geschichte, um Kosten zu sparen, in die Gegenwart nach Kansas City verlegen und dann den Großteil auf dem eigenen Studiogelände in Hollywood drehen. Coppola dagegen wollte möglichst alles vor Ort filmen, also in New York City und auf Sizilien. Ihm kam der parallel wachsende Erfolg und die steigende Bekanntheit des Romans entgegen, denn die Paramount-Manager mussten einsehen, dass das Publikum eine werkgetreue Verfilmung erwarten würde. Also erhöhte man das Budget von ursprünglich kalkulierten 2,5 Millionen auf 6 Millionen Dollar und ließ den Filmemacher alles - bis auf die Hotelszene in Las Vegas - vor Ort drehen.

Während der Dreharbeiten setzte sich das Reinreden der Studiobosse fort; Diskussionen über gar einzelne Szenen eskalierten derart, dass Francis oft befürchtete, gefeuert zu werden, und Marlon Brando musste damit drohen, die Produktion zu verlassen, sollte sein Regisseur entlassen werden. Ständig verlangten die Manager nach mehr Action und Gewalt, um den ihrer Ansicht nach zu ruhigen Streifen aufzupeppen. Coppola gab hier und da nach, um gut Wetter zu machen. Nichts lag ihm aber ferner als ein Action-Film oder eine Räuberpistole. Mit Kameramann Gordon Willis kam Francis überein, dass sie keine modernen Kameratechniken wie Luftaufnahmen oder Zoom-Objektive nutzen wollten; statt dessen sollten die Bilder die Qualität von Gemälden und eine eher gelbliche Patina besitzen, die eine andere, vergangene Ära signalisierten.

Am Schluss mussten die Reaktionen von Publikum und Kritik erweisen, ob Coppola das richtige Gespür gehabt hatte. Und wie eingangs erwähnt, hat nicht nur die Filmgeschichte, sondern die damalige Gegenwart des Jahres 1972 erwiesen, dass der junge Regisseur nicht nur Gespür, sondern Genie besaß. Das gewaltige Werk, das trotz der vielen intimen Szenen breit und mächtig wie ein Epos wirkt und sich intelligent mit der US-Gesellschaft sowie Themen wie Macht und Familie auseinander setzt, übertraf nicht nur sämtliche Erwartungen, sondern setzte neue Maßstäbe für das amerikanische Kino und ging mit seinen Zitaten ("He made him an offer he couldn't refuse..."), Bildern und Figuren in das kulturelle und populäre Gedächtnis ein.

Mit 133 Millionen Dollar Umsatz - das entspräche heute etwa 700 Millionen Dollar - alleine in Nordamerika löste "The Godfather" den bisherigen Rekordhalter "Gone with the Wind" von 1939 als umsatzstärksten Streifen aller Zeiten ab, wurde mit Abstand der erfolgreichste Film des Jahres und steht nach Zuschauerzahlen noch heute auf Platz 25 der erfolgreichsten Werke aller Zeiten.

Der Streifen wurde für elf Oscars nominiert: Als "Bester Film", für die Regie, für das adaptierte Drehbuch, Hauptdarsteller Marlon Brando, die Nebendarsteller James Caan, Robert Duvall und Al Pacino, die Musik, den Schnitt, die Kostüme und den Ton. Pacino blieb der Oscar-Verleihung aus Protest fern, weil er nicht zu Unrecht meinte, dass er mehr als Brando der Hauptdarsteller des Kriminalfilms sei. Von den elf Nominierungen konnten drei goldene Statuetten erlangt werden: Als "Bester Film", für das Drehbuch und für Marlon, der dann aber wie Al ebenfalls nicht erschien - als Aktivist für die uramerikanischen Einwohner und aus Protest über deren Darstellung in Hollywood als "Wilde".

1990 nahm die Library of Congress "The Godfather" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein US-Zuschauer lobt: "Einer der wenigen Filme, bei dem ich auch nach mehrmaligem Sehen keine Schwäche entdecken kann. Von der Regie über die grandiosen Schauspieler und das Drehbuch bis zur Musik atmet hier alles Klasse, und es ist wirklich keine Überraschung, dass dieser Streifen als einer der besten aller Zeiten gehandelt wird. Der Film handelt nicht einfach nur von einer Mafia-Familie, sondern bietet unterschwellige psychologische und soziale Betrachtungen darüber, wie uns die Umwelt verändert, wie moralische Werte je nach Blickwinkel unterschiedlich erscheinen, wie Gewalt die Seele zerstören oder Macht ein Individuum korrumpieren kann."



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