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Verblendung - Christopher Plummer und Daniel Craig
Verblendung - Christopher Plummer und Daniel Craig
© Sony Pictures

TV-Tipps für Sonntag (9.2.): Daniel Craig ermittelt im Fall Christopher Plummer

Sat1 zeigt "Verblendung"

Am Sonntagabend können Spielfilmfreunde erst in Ruhe den Hamburger TATORT sehen, denn die besten Streifen folgen erst im Spätprogramm: Auf Sat1 ermittelt Daniel Craig noch nicht in "Knives Out", aber als Journalist Mikael Blomkvist in "Verblendung". Wer es weniger spannend und mehr melancholisch mag, der schaltet "Inside Llewyn Davis" von den Coen Brothers auf 3sat ein.

"Verblendung", Sat1, 22:25 Uhr
Dem Journalisten Mikael Blomkvist (Daniel Craig) wird bei seiner Suche nach einer seit 40 Jahren vermissten Frau von Lisbeth Salander (Rooney Mara), einer jungen Computer-Hackerin, geholfen.

"The feel bad movie of Christmas", annoncierten Columbia Pictures 2011, als sie diesen Kriminalfilm in die Kinos brachten. In der Tat war es ein ungewöhnlicher Zug, diese nun nicht gerade weihnachtliche Geschichte um eine Kette brutaler Frauenmorde in Schweden zu jener Zeit zu veröffentlichen - aber letztendlich wollten genügend Menschen David Fincher's Version des internationalen Bestsellers "Männer, die Frauen hassen" von Stieg Larsson aus dem Jahr 2005 sehen, der im englischsprachigen Raum als "The Girl with the Dragon Tattoo" und in Deutschland als "Verblendung" bekannt war.

Mit Steven Zaillian ("The Irishman") machte sich ein renommierter Drehbuchautor an die Adaption des langen Romans, die Fincher ("Gone Girl") dann in und um Stockholm, in Oslo, Zürich und London in Szene setzte. Einige moserten, es gebe doch schon eine perfekte schwedische Kinoverfilmung des Stoffes, die gerade mal zwei Jahre zurückliege. Aber dabei handelte es sich um den Zusammenschnitt einer Fernsehserie. So gut diese auch sein mag, an den Schmackes und die Bildgewalt eines Fincher-Films kommt wenig heran, wenn der Filmemacher wie hier alle Register zieht und sich in seiner reißerischsten Hochform befindet. Dank der stimmungsvollen visuellen Umsetzung übertraf diese spannende und vielschichtige Reise in die Untiefen der bürgerlichen Gesellschaft das TV-Original noch.

Bedauert wurde auch, dass der Regisseur nicht wieder die Schwedin Naomi Rapace für die ikonische Figur der Lisbeth Salander ausgewählt hatte. Doch die Kritik verstummte schnell, denn die Amerikanerin Rooney Mara verkörperte den Part mit absoluter Hingabe ebenso überzeugend.

Mit weltweit 232 Millionen Dollar Umsatz wurde die 90 Millionen Dollar teure Literaturverfilmung ein Erfolg und bei hervorragenden Kritiken für fünf Academy Awards nominiert: Hauptdarstellerin Rooney Mara, Kameramann Jeff Cronenweth, "Beste Tonmischung", "Bester Tonschnitt" und "Bester Schnitt", wobei die Cutter Angus Wall und Kirk Baxter für Letzteren auch den Oscar entgegen nehmen konnten. Bei den Golden Globes waren Hauptdarstellerin Mara und die Komponisten Trent Reznor und Atticus Ross nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen waren Kameramann Cronenweth und die Komponisten Reznor und Ross nominiert.

"Dieser Film brennt sich einem ein. Düster, brutal und fesselnd, ist diese Version genauso beunruhigend wie sein schwedisches Gegenstück. Der verstörende Tonfall beginnt mit dem Vorspann und dauert bis zum letzten Bild an", lobte Kritikerin Linda Cook für den Fernsehsender KWQC.



"Inside Llewyn Davis", 3sat, 23:15 Uhr
Eine Woche im Leben eines Sängers (Oscar Isaac), der 1961 sein Leben und seine Karriere in der Folk-Szene von Greenwich Village in New York City auf die Reihe bekommen will.

Es begann mit einer wahren Begebenheit, einem Bild, das die Coen Brothers so amüsierte, dass sie es zum Ausgangspunkt dieses französischen, aber auf Englisch vor Ort in New York City gedrehten Dramas machten. Anfang der Sechziger war der Folk-Sänger Dave Van Ronk in Greenwich Village zusammen geschlagen worden, wie man seinen posthum 2005 unter dem Titel "The Mayor of MacDougal Street" veröffentlichen Memoiren entnehmen konnte. "Warum um Himmels willen wird ein Folk-Sänger verprügelt?", fragten sich die Coens und sollten später dann genau mit dieser Szene ihren Film beginnen.

Dieser hat - wie Ethan und Joel Coen, die hier wie immer in Personalunion als Produzenten, Regisseure, Drehbuchautoren und Cutter wirkten, einräumten - "eigentlich keine Handlung", sondern lebt von seiner melancholischen Stimmung, den kleinen Vignetten und natürlich seinen Songs, die hier allesamt in voller Länge und live von den Schauspielern gesungen zu Gehör gebracht werden. Oscar Isaac erhielt die Titelrolle, weil er das Lied "Hang Me, Oh Hang Me" beim Vorsprechen beziehungsweise Vorsingen am überzeugendsten vorgetragen hatte.

Für die Zusammenstellung der Lieder war wie bei "O Brother, Where Art Thou?" T-Bone Burnett verantwortlich. Der Filmtitel verweist auf das 1963 veröffentlichte Album "Inside Dave Van Ronk", auf dem auch "Hang Me, Oh Hang Me" zu hören ist. Die Handlung nimmt einige der Motive aus dem Leben und der Musik von Dave Van Ronk auf, aber Llewyn Davis ist ein fiktionaler Charakter. Die Coens wollten keine Folk-Erfolgsgeschichte, sondern die eines Anti-Bob Dylan am Vorabend der Pop-Revolution zeigen. Dies tun sie in bewährter Weise intelligent, witzig und äußerst wehmütig in gedeckten Farben.

Die 11 Millionen Dollar teure StudioCanal-Produktion feierte ihre Premiere 2013 im Wettbewerb von Cannes, wo sie den Großen Preis der Jury, quasi den zweiten Rang hinter "Blau ist eine warme Farbe" erhielt. Die Kritiken waren hervorragend, aber bereits die Tatsache, dass die Brüder die Finanzierung mit französischen Mitteln sichern mussten, zeigte die bereits im Vorfeld angenommene geringe kommerzielle Reichweite ihres Werks. Tatsächlich kam "Inside Lleywn Davis" in den USA über Programmkinostatus nicht hinaus und lief dort in nur rund 700 Filmtheatern an - Hollywood-Produktionen starten in der Regel in über 3000 Lichtspielhäusern. Dennoch wurde der Film mit weltweit 33 Millionen Dollar Umsatz ein Erfolg.

"Inside Llewyn Davis" erhielt Oscar-Nominierungen für Kameramann Bruno Delbonnel und die Tonmischung. Bei den Golden Globes lagen der Film, Hauptdarsteller Oscar Isaac und der Song "Please Mr. Kennedy" im Rennen. Bei den Britischen Filmpreisen waren das Drehbuch, Kameramann Delbonnel und die Tontechniker nominiert.

Kritikerin Nikki Baughan schrieb in "Roll Credits": "Ein bemerkenswerter Film, der zugleich eine amüsante Charakterstudie und eine tiefgründige Abhandlung über unerfüllte Träume, das grausame Wesen des Schicksals und die ständig begleitende Möglichkeit des Scheiterns ist."



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