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Scarface - Al Pacino
Scarface - Al Pacino
© Universal Pictures

TV-Tipps für Samstag (15.2.): Al Pacino hat die Nase voll

ZDF zeigt Meisterwerk "Scarface"

Am Samstagabend bestimmen die Öffentlich-Rechtlichen die Spielfilmauswahl. 3sat punktet mit der FreeTV-Premiere von Ken Loach's in Cannes gekrönten Drama "Ich, Daniel Blake" im Hauptprogramm, und das ZDF sendet im Nachtprogramm das Meisterwerk "Scarface" mit Al Pacino.

"Ich, Daniel Blake", 3at, 20:15 Uhr
Nach einem Herzinfarkt muss ein 59-Jähriger (Dave Johns) mit der Bürokratie kämpfen, um Arbeitslosengeld zu erhalten.

Seit einem halben Jahrhundert drückt der englische Regisseur Ken Loach dem britischen Kino einen sozialen Stempel auf, aktuell gerade mit "Sorry We Missed You". Mit "I, Daniel Blake" feierte der damals 80-Jährige 2016 einen seiner größten Triumphe. Sein britisches Drama wurde nicht nur sein bis dato größter Publikumserfolg, von der Kritik gefeiert und mit der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes gekrönt, sondern schaffte es auch bis ins Britische Unterhaus. Labour-Vorsitzender Jeremy Corbyn empfahl Premierministerin Theresa May, den Film anzusehen, um sich einen Eindruck von den Härten des Fürsorgewesens im United Kingdom zu verschaffen.

Bei seinem starken und bewegenden Werk konnte Ken hinter der Kamera auf seinen langjährigen Drehbuchautoren Paul Laverty zählen, während vor der Kamera Dave Johns erstmals eine Hauptrolle übernahm und gleich mit der Titelrolle schlagartig bekannt wurde. Gedreht wurde die Produktion in und um Newcastle upon Tyne im Nordosten Englands.

"I, Daniel Blake" erhielt den Britischen Filmpreis als "Bester britischer Film" und war nominiert als "Bester Film", für Regisseur Ken Loach, Drehbuchautor Paul Laverty und Nebendarstellerin Hayley Squires. Bei den Europäischen Filmpreisen waren der Film, Regisseur Loach, Drehbuchautor Laverty und Hauptdarsteller Dave Johns nominiert.

Kritikerin Julie Crawford schrieb in "North Shore News": "Die emotionale Wirkung des Films rührt aus seiner rauen, dokumentarischen Atmosphäre und den natürlichen Darstellungen von Dave Johns und Hayley Squires. Die Dialoge hören sich an wie echten Gesprächen abgelauscht."



"Scarface", ZDF, 01:00 Uhr
Ein kubanischer Einwanderer (Al Pacino) übernimmt in Miami das Drogenkartell, erlangt Macht und Reichtum und erliegt am Ende seiner eigenen Gier.

Schon einmal gefragt, wie ein Film aussehen würde, bei dem Brian de Palma ein Drehbuch von Oliver Stone ("Snowden") verfilmt? Wenn also diese beiden Kinoberserker ihre Kräfte bündelten? Nun, hier ist er: Mit diesem US-Kriminalfilm von 1983 gelang den beiden Künstlern ein Meisterwerk.

Alles begann, als Pacino den Krimiklassiker "Scarface" von 1932 im Kino gesehen hatte und Produzent Martin Bregman informierte, dass sich hier ein potentieller Kandidat für eine Neuverfilmung auftat. Bregman engagierte zunächst Sidney Lumet ("Die zwölf Geschworenen"), mit dessen Idee, den Streifen politisch aufzuladen und die falschen Entscheidungen der US-Regierung für das Fluten der USA mit Kokain unter die Lupe zu nehmen, er allerdings nicht einverstanden war. Stattdessen wendete er sich an Thriller-Spezialist de Palma und Stone, der unter anderem bereits das Drehbuch zu "Midnight Express", einer etwas anders gelagerten Drogengeschichte, verfasst hatte.

Die Zwei verlegten die Handlung des Originals in die Gegenwart Miamis und dessen Drogenszene und hielten sich nicht zurück: Sie loteten mit ihrem grellen, stilisierten, ultra-gewalttätigen und mit unglaublich vielen zitierbaren Dialogsätzen gespickten Werk die Grenzen aus - und gerieten zwangsläufig mit den Zensoren aneinander. Die stießen sich an der profanen Sprache mit den unzähligen "fucks", an den Gewaltszenen - insbesondere an der mit einem Kettensäge schwingenden Al Pacino - und den dargestellten Drogenexzessen. Zumal de Palma die erwünschte "Kriminalität macht sich nicht bezahlt"-Moral nicht so simpel serviert, sondern lange Zeit zeigt, dass sich zumindest für Scarface Verbrechen mindestens materiell sehr wohl lohnt und er mit ihm den Exzess geradezu zelebriert.

Wieder und wieder legte de Palma der Motion Picture Association of America neue Schnittfassungen vor, um der kommerziell tödlichen "X"-Altersfreigabe zu entgehen. Die wurde sonst an Pornofilme verliehen und hätte Universal Pictures vor große Probleme gestellt, denn "X"-Filme wurden von den großen Kinoketten erst gar nicht auf den Spielplan genommen. Universal legten Widerspruch gegen die Bewertung ein, und nach einer Anhörung einigte man sich auf das "R", das lediglich Jugendliche ohne Erwachsenenbegleitung aussperrte.

Bei seiner Erstaufführung wurde "Scarface" ein Erfolg, obwohl auch viele Rezensenten ihn wegen seiner Exzessivität kritisierten. Dazu kamen drei Golden Globe-Nominierungen für Al Pacino als "Bester Hauptdarsteller", für Steven Bauer als "Bester Nebendarsteller" und für Giorgio Moroder für die "Beste Musik". Seinen heutigen Kultstatus und sein Einsickern in die Popkultur erlangte "Scarface" dann aber erst so recht durch die Veröffentlichungen auf VHS und Disc.

"Brian De Palma balanciert Humor, Gewalt, Liebe und Drama in seinem Film sehr gut aus. Fast alle Charaktere sind faszinierend, und die dramatische Intensität ist während des gesamten Films hoch. Die spannenden Wendungen und die interessanten Figuren lassen einen die 170 Minuten Spielzeit vergessen, und das Ende lässt einen emotional aufgewühlt zurück. Al Pacino liefert einfach eine atemberaubende Darstellung", lobt ein Zuschauer.



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