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James Bond 007: Casino Royale - Daniel Craig
James Bond 007: Casino Royale - Daniel Craig
© Sony Pictures

TV-Tipp für Donnerstag (4.11.): Daniel Craig setzt alles auf eine Karte

Vox zeigt "Casino Royale"

"Casino Royale", Vox, 20:15 Uhr
Der britische Geheimagent James Bond (Daniel Craig) muss bei seiner ersten Mission als 007 mit der Lizenz zum Töten einen Terrorismus-Finanzier (Mads Mikkelsen) in einem Pokerspiel in Montenegro besiegen.

James Bond Reborn. James Bond Reboot. James Bond Origins. Die Produzenten von Eon Productions stellten für ihr 21. Abenteuer mit dem Geheimdienstagenten Ihrer Majestät teilweise alles auf Anfang. Nicht ungleich am Ende der Roger Moore-Ära und dem Neustart mit "The Living Daylights" verabschiedeten sie einen verdienten 007-Darsteller, stellten einen umstrittenen und teilweise angefeindeten neuen Mimen ein und vor allem die Formel wieder auf "mehr Realismus, weniger Spielereien".

Die Produzenten Barbara Broccoli und Michael Wilson engagierten mit dem neuseeländischen Regisseur Martin Campbell ("The Foreigner") einen Filmemacher, der ihnen bereits beim Reboot der Reihe mit "Goldeneye" und Pierce Brosnan als damals neuem Bond elf Jahre zuvor geholfen hatte, die 007-Saga neu zu starten. Die Drehbuchautoren Neal Purvis und Robert Wade erhielten den Auftrag, einen düsteren, raueren britischen Thriller zu verfassen und auch die Figur des 007 wieder mehr in Richtung der Romanfigur von Ian Fleming als einen kaltblütigen Killer zu charakterisieren. Erst 1999 hatten Eon Productions über ihren Verleiher Sony Pictures die Verfilmungsrechte an "Casino Royale" erwerben können, der bis dahin 1967 nur als Komödie verfilmt worden war.

Ein Neuanfang schien von Nöten. Mit "Die Another Day" hatten die Filmemacher 2002 ihr Jubiläum von 50 Jahren James Bond mit vielen Anspielungen gefeiert, aber auch mit unnötig viel schlechten computergenerierten Effekten, unglaubwürdigen Gadgets wie dem unsichtbaren Auto und einer generellen 08/15-Handlung. Von den insgesamt enttäuschenden Zuschauerzahlen der Brosnan-Ära brachte "Die Another Day" noch die besten, aber der Neustart mit einem anderen Darsteller, der sich wegen des damals bereits 49 Jahre alten Pierce anbot, und angesichts der Konkurrenz durch intelligente Action-Kracher wie "The Bourne Identity" schien geboten.

Dieser Neustart fiel insofern moderat aus, weil man Judi Dench als M beließ, erneut Komponist David Arnold engagierte und die Drehbuchautoren aus der Brosnan-Ära beibehielt. Aber mit dem Rückgriff auf den bisher in der offiziellen Bond-Reihe noch unverfilmten Roman "Casino Royale" von Ian Fleming aus dem Jahr 1953, einer tatsächlich härteren und ungeschminkteren Geschichte, viel weniger computergenerierten Effekten und statt dessen "altmodischen" praktischen Tricks und Stunts sowie einem ganz anderen Typ in der Hauptrolle wirkte dieser Bond tatsächlich frisch, neu und anders.

Für die Hauptrolle waren der Neuseeländer Karl Urban, der Engländer Henry Cavill, der Australier Sam Worthington, der Schotte Dougray Scott und der Australier Hugh Jackman im Gespräch, den Part erhielt schließlich der damals 37 Jahre alte Engländer Daniel Craig. Diese Entscheidung traf auch aufgrund der ganz anderen Physiognomie des Akteurs gegenüber der von Fleming beschriebenen Romanfigur auf Skepsis. Im Internet machten Fans mit der Website danielcraigisnotbond.com Stimmung gegen diese Entscheidung und drohten mit Boykott gegen den Streifen.

Doch die Produzenten knickten nicht ein - und gut für sie, denn Craig steht auch persönlich für den neuen Wind, den "Casino Royale" der Bond-Saga unter die Segel setzte, und wurde von vielen Kritikern schließlich als einer der Aktivposten des Werks bezeichnet. Daniel nahm der Figur die von Brosnan verliehene versnobte Eleganz und ließ ihn unberechenbarer, draufgängerischer und interessanter wirken. Sein Vorgänger Roger Moore pries ihn auf einem Niveau von Ur-007 Sean Connery.

Für die weibliche Hauptrolle erwogen die Filmemacher die Amerikanerin Angelina Jolie, die Südafrikanerin Charlize Theron und die Belgierin Cécile de France, bevor sie sich für die Französin Eva Green entschieden. Gedreht wurde für umgerechnet 150 Millionen Dollar in den Prager Barrandov-Studios, im tschechischen Karlovy Vary, das für Montenegro einstand, in den englischen Pinewood-Studios, in Venedig, am Lago di Como und auf den Bahamas.

Der rasante Streifen verzichtet auf die Albernheiten und Gadgets früherer Bond-Werke, und Craig brilliert als sarkastische, von seiner Vergangenheit heimgesuchte und erbitterte Reinkarnation des Superspions - zur gleichsamen Begeisterung von Kritik und Publikum. Mit weltweit 559 Millionen Dollar wurde der Film 2006 ein Riesenerfolg. Nach Zuschauerzahlen drang er in die Reihe der erfolgreichsten Roger Moore-Teile "The Spy Who Loved Me" und "Moonraker" der späten Siebziger vor.

Bei den Britischen Filmpreisen erhielt die Co-Produktion von Columbia Pictures und MGM den BAFTA Award für den "Besten Ton" und war nominiert als "Bester britischer Film", für das Drehbuch, Hauptdarsteller Daniel Craig, Kameramann Phil Meheux, der schon "Goldeneye" photographiert hatte, Komponist David Arnold, Cutter Stuart Baird, die Ausstattung und die Spezialeffekte.

Kritiker Christopher Orr schrieb in "The Atlantic": "Anders als in den jüngsten Bonds, in denen das Töten nicht gewichtiger war als die Sprüche, die es begleiteten, ist dieser Bond intimer, blutiger und unglamoröser."



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