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The Hateful Eight - Unfreiwillige Hüttengesellschaft: John Ruth (Kurt Russell), seine Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) und General Sanford Smithers (Bruce Dern)
© Universum Film

TV-Tipp für Freitag (28.2.): Kurt Russell findet ein Obdach

RTL2 zeigt "The Hateful Eight"

"The Hateful Eight", RTL2, 22:20 Uhr
Inmitten des tödlichen Winterwetters in Wyoming finden ein Kopfgeldjäger (Kurt Russell) und seine Gefangene (Jennifer Jason Leigh) Zuflucht in einer Hütte, in der bereits eine Reihe verruchter Figuren versammelt sind.

Nach dem großen Erfolg von "Django Unchained" im Jahr 2012 erwog Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino ("Pulp Fiction") eine Fortsetzung, entschied dann aber zwar für einen weiteren Western, der allerdings unabhängig von "Django Unchained" für sich stehen sollte. Mitte 2014 sollten die Dreharbeiten starten, doch als Tarantino's Skript im Januar 2014 vorzeitig im Internet veröffentlicht wurde, blies der Filmemacher das Projekt ab und erklärte es für gestorben. Er änderte seine Meinung jedoch und ging in die Offensive: Im April veranstaltete er im United Artists Theater in Los Angeles eine öffentliche Lesung des vorzeitig bekannt gewordenen Skripts mit vielen der späteren Schauspieler wie Samuel L. Jackson, Bruce Dern, Michael Madsen und Tim Roth und kündigte an, das Drehbuch umzuschreiben und nun doch zu verfilmen.

Der Titel "The Hateful Eight", sozusagen der böse Bruder von "The Magnificent Seven", und die Ankündigung, auf 65mm-Zelluloid mit anamorphen Panavision-Objekten zu drehen, die ein ultra-breites Leinwandbild erzeugen, ließ Fans hoffen, dass Tarantino seine spektakuläre Version eines Spaghetti-Westerns inszenieren werde - Schusswechsel und Verfolgungsjagden in spektakulärer Landschaft inklusive. Immerhin stand 65mm für Spektakel wie "Ben Hur" oder "Far and Away" ("In einem fernen Land"). Zuletzt war "Murder on the Orient Express" in den Lichtspielhäusern, den Kenneth Branagh auf 65mm hatte drehen lassen.

Um so größer die Überraschung, dass die Weinstein Company-Produktion zum Großteil auf Schusswechsel und Landschaft und auf Verfolgungsjagden komplett verzichtet. Statt dessen erinnert das Werk mit laufender Spieldauer immer mehr an Quentin's Version eines Agatha Christie-Krimis à la "Zehn kleine Negerlein". Der Spielort ist nicht der weite Wilde Westen, sondern eine Hütte im Nirgendwo. Die 65mm zeigen den Detailreichtum und die Enge des Handlungsortes, der wie für ein Kammerspiel eingesetzt wird, in dem das beeindruckende Ensemble "sein Ding" machen und die die typischen Tarantino-Wortwechsel mit sichtbarer Spielfreude austauschen kann.

Gedreht wurde im Winter 2014/15 für 44 Millionen Dollar auf einer Farm in Telluride im US-Bundesstaat Colorado, wo der Drehort errrichtet wurde, der im Film als "Minnie's Miederwarenladen" fungiert. Tarantino demonstriert, dass er als Filmemacher weiter gewachsen ist, und hat sein filmisches Arsenal handfester im Griff denn je - die ebenfalls für ihn typische verschachtelte Erzählweise inklusive. Dabei bietet er seine unverwechselbare Mischung aus Action, Humor und überkandidelten Gewaltdarstellungen.

Einen Coup konnte Tarantino mit dem Engagement von Ennio Morricone verzeichnen, dem italienischen Komponisten, dessen Werke zu "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Zwei glorreiche Halunken" das Western-Genre maßgeblich geprägt haben. Der 87-Jährige komponierte einen Soundtrack, den er in Prag einspielte und der ihm nicht nur seinen ersten Oscar, sondern auch den Golden Globe und den Britischen Filmpreis einbringen sollten.

"The Hateful Eight", der gute Kritiken erhielt, kam 2015 in zwei Versionen in die Kinos. Neben der normalen für die Vielzahl der Filmtheater, die nur noch über digitale Projektoren, aber keine 70mm-Projektoren mehr verfügten, zeigten ausgewählte Lichtspielhäuser wie die "Lichtburg" in Essen - als eines von nur fünf Kinos in Deutschland und Österreich - den Streifen in der 70mm-Kopie in der "Roadshow"-Fassung mit einer knapp vierminütigen Overtüre, einer Pause von zwölf Minuten und einigen ausgeweiteten Szenen.

Mit einem weltweiten Einspiel von 156 Millionen Dollar lief das Werk erfolgreich, blieb aber wesentlich unter den 425 Millionen Dollar von "Django Unchained" und wurde so zu einem "gefühlten Misserfolg" für Tarantino. Jennifer Jason Leigh wurde als "Beste Nebendarstellerin" für den Academy Award, den Golden Globe und den Britischen Filmpreis nominiert. Kameramann Robert Richardson erhielt eine Academy Award-Nominierung; das Drehbuch lag im Rennen für den Golden Globe und den Britischen Filmpreis.

Der "Cincinnati City Beat" schrieb: "Die reichhaltige Verderbtheit in der sich langsam aufbauenden Spannung explodiert, wie sie es in Tarantino-Geschichten tut, bricht und zerlegt Chronologie und Körperteile mit gleicher Souveränität und fieberhaften schwarzem Humor."



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