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Sieben - Morgan Freeman
Sieben - Morgan Freeman
© New Line Cinema

TV-Tipp für Freitag (6.5.): Morgan Freeman kann bis sieben zählen

RTL2 zeigt Meisterwerk "Sieben"

"Sieben", RTL2, 22:50 Uhr
Zwei Polizisten, ein Frischling (Brad Pitt) und ein vor seiner Pensionierung stehender Veteran (Morgan Freeman), jagen einen Serienmörder (Kevin Spacey), der seine Opfer anhand der Sieben Todsünden aussucht.

Es gibt Filme, die sieht und vergisst man. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der diesen US-Kriminalfilm von 1995 gesehen hat, sich nicht daran erinnert. "Seven" ist eines jener Meisterwerke, bei dem sowohl der Inhalt als auch die Umsetzung so singulär und originell sind, die Emotionen der Leinwand so direkt in die Eingeweide des Zuschauers gehen, dass sich das Gesehene unauslöschlich einbrennt.

Es ist fast ein Wunder, dass ein größeres Hollywood-Studio wie New Line Cinema einen solchen fast schon nihilistischen Streifen produzierte. Und es verwundert nicht minder - oder auch angesichts der Qualität auch wieder nicht -, dass dieses schwer verdauliche Werk so gut beim Publikum ankam: Vier Wochen an der Spitze der US-Charts schaffen nur noch wenige Produktionen, und dass der Streifen sich als siebterfolgreichster Film des Jahres mit weltweit 327 Millionen Dollar in eine Top Ten mit "Toy Story", "Pocahontas" und "Caspar" vorschob, spricht Bände.

Drehbuchautor Andrew Kevin Walker und Regisseur David Fincher ("Gone Girl"), der nach der frustrierenden Arbeitserfahrung mit "Alien 3" eigentlich noch keine Lust hatte, wieder auf dem Regiestühlchen Platz zu nehmen, entwerfen das Bild einer (Großstadt)-Hölle auf Erden: Ständig regnend, dreckig, verfallend, klaustrophobisch und farblos. Letzteren Effekt erzielte man durch Bleichauslassung. Durch diesen Visuellen Effekt beim Entwickeln des Films entsteht ein durch ein Schwarzweißbild überlagertes Farbbild - und damit nicht nur ein signifikantes Aussehen, sondern auch eine passende Metapher für den Film: Hier schiebt sich der Wahnsinn wie ein diffuses religiöses Fieber vor die Realität.

Schon der grandiose Vorspann von Kyle Cooper versetzt das Publikum in einen Zustand der angespannten Erwartung - und bereits da weiß man, warum Cutter Richard Francis-Bruce für seinen Schnitt für den "Oscar" nominiert wurde -, was da auf sie zukommen könnte, und Fincher lässt bis zum verheerenden Finale die Zuschauer nicht aus dem Griff dieses Unbehagens heraus. Dass das Studio dabei den Schluss des Films zunächst nicht akzeptieren wollte, verwundert kaum. Da aber Brad Pitt - der gerade bei "Legends of the Fall" ("Legenden der Leidenschaft") hatte erleben müssen, wie das Ende eines seiner Werke nach Drehschluss noch verändert worden war - damit drohte, die Produktion platzen zu lassen, wenn der Schluss nicht wie im Drehbuch gefilmt würde, blieb es dabei.

Zum Glück: Das eindringliche, unvergessliche Finale ist einer der großen Pluspunkte dieses in Los Angeles gedrehten brutalen Schockers, neben den auf den Punkt gebrachten Darstellungen und den clever inszenierten blutigen Szenen.

Ein Zuschauer findet: "Das ist einer der einfallsreichsten, am besten geschriebenen und intelligentesten Filme der letzten Jahrzehnte. Der Streifen bleibt dank der Kombination des düsteren visuellen Stils, der intensiv vorangetriebenen Handlung und der glänzenden Darsteller über die gesamte Spieldauer angespannt und fokussiert. Er verliert sich nie in unwichtigen Nebensträngen oder greift auf typische Hollywood-Klischees zurück. Er ist einzigartig, weil er sowohl das Bedürfnis des Publikums befriedigt, in das Drama hineingezogen und unterhalten zu werden, als auch kompromisslos und schockierend ist."



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