oder
Die unendliche Geschichte - Noah Hathaway
Die unendliche Geschichte - Noah Hathaway
© Kinowelt

TV-Tipps für Sonntag (12.7.): Noah Hathaway reitet den Drachen

Arte zeigt "Die unendliche Geschichte"

Am Sonntagabend strahlt Arte im Hauptprogramm "Die unendliche Geschichte" aus, mit der Wolfgang Petersen endgültig auf dem Hollywood-Radar landete. Im Sat1-Spätprogramm erzählt dann Ridley Scott mit "Prometheus" die Vorgeschichte zu seinem eigenen "Alien".

"Die unendliche Geschichte", Arte, 20:15 Uhr
Ein Junge (Barret Oliver) flieht mit Hilfe eines geheimnisvollen Buches in eine Zauberwelt.

Dieser Fantasy-Film schrieb 1984 bereits Filmgeschichte als teuerste deutsche Produktion aller Zeiten. 60 Millionen Mark, umgerechnet 27 Millionen Dollar waren noch für keine westdeutsche Produktion ausgegeben worden, und nur in den USA und der Sowjetunion hatte man bis dahin größere Summen aufgewandt. Für Produzent Bernd Eichinger und seine Neue Constantin Film stand nicht nur viel, sondern alles auf dem Spiel. Ob seine Produktionsgesellschaft überleben würde, hing allein vom Abschneiden dieser Mega-Produktion beim Publikum ab. Mit 15 Millionen Mark hatte er sein gesamtes Studiovermögen investiert, 11 Millionen Dollar kamen von Warner Brothers Pictures aus den USA, und der Rest stammt von Banken und Versicherungen, die sich damit auch eine Gewinnbeteiligung sicherten. Falls die Romanverfilmung jemals Gewinn machen sollte...

"Die unendliche Geschichte" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michael Ende aus dem Jahr 1979, deckt aber nur die erste Hälfte des Buches ab. Eichinger hatte Helmut Dietl für die Regie vorgesehen, der aber angesichts der für ihn ungewohnten Größenordnung der Produktion mit ihren zahlreichen, aufwendigen Spezialeffekten, die im Prä-CGI-Zeitalter alle noch praktisch durch Puppen und Kulissen erreicht werden mussten, schnell wieder ausstieg. An seiner Statt trat Wolfgang Petersen ("Troy"), der gerade mit "Das Boot" bewiesen hatte, dass er eine Großproduktion beherrschen konnte. Der damals 42-Jährige schrieb auch das Drehbuch.

Gedreht wurde auf Englisch mit Blick auf den internationalen Markt hauptsächlich in den Bavaria Filmstudios in München, wo heute noch Figuren wie der Drache Fuchur eine Publikumsattraktion darstellen. Die großen Modelle wie der Steinbeißer mussten teilweise von bis zu 15 Puppenspieler gleichzeitig bedient werden. Zwei Hallen wurden mit Torfboden in die "Sümpfe der Traurigkeit" verwandelt, und mit einem 7000 Liter fassenden Plexiglas-Wassertank simulierte man den Himmel. Für Außenaufnahmen filmte man im kanadischen Vancouver und im andalusischen Huelva.

Ein filmisches Märchen mit Happy Ending: Die magische Reise in die Einbildungskraft gelang Petersen und seinem Team spannend und anrührend. Die Kritiken waren positiv, und in Westdeutschland stürmten die Zuschauer die Kinos: Mit 4,8 Millionen Besuchern war "Die unendliche Geschichte" der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1984 hinter "Police Academy". Vor allem aber lief das Werk auch im Ausland erfolgreich, so dass insgesamt 100 Millionen Dollar Umsatz zusammen kamen - das Wagnis Eichingers hatte sich bezahlt gemacht. Bei den Deutschen Filmpreisen wurde Bühnenbildner Rolf Zehetbauer ausgezeichnet.

Einer, der überhaupt nicht zufrieden mit der Buchverfilmung war, und daraus auch keinen Hehl machte, war Autor Michael Ende. Er nannte die Adaption ein "gigantisches Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik" und ließ seinen Namen aus dem Vorspann entfernen. Nachdem Ende weiter gegen den Film wetterte, wurde es Eichinger zu bunt: Er drohte mit einer Schadensersatzklage und ließ Ende eine Versicherung unterzeichnen, mit der dieser sich verpflichtete, keine Äußerungen über den Streifen mehr abzugeben.

1990 und 1994 sollten zwei Fortsetzungen folgen, bei denen Bernd nicht mehr involviert war und die meilenweit hinter der Qualität des Originals zurückblieben.

Eine Zuschauerin urteilt: "Der Film schafft es, eine brillante Abenteuersaga nahtlos mit einer Botschaft pro Lesen zu verknüpfen, was nie als predigend rüberkommt. Nichts wird für ein junges Publikum vereinfacht. Drama, Ausmaß, die erschreckenden Aspekte und die Botschaft werden alle innerhalb einer Kindergeschichte präsentiert, aber mit der Kunstfertigkeit eines für ein Erwachsenenpublikum drehenden Filmemachers. Dabei schafft der Streifen es, spannend zu sein, obwohl es fast keine Action-Sequenzen gibt. Die aufregendsten Momente bauen nicht auf visuellen Effekten oder Spektakel auf, sondern weil Wolfgang Petersen uns mit der Geschichte gefangen nimmt, und wenn viel auf dem Spiel steht, spüren wir das. Dazu sind die Bilder schön: Fantasia sieht manchmal realistisch, manchmal phantastisch aus und bietet eine ständig wechselnde Besetzung exzentrischer Charaktere. All dies geht perfekt ineinander über in der Welt, die Petersen hier für uns erschaffen hat."



"Prometheus", Sat1, 23:00 Uhr
Ein Team von Raumfahrern folgt Hinweisen auf den Ursprung der Menschhheit quer durch das Universum und entdeckt auf einem fernen Mond die monolithische Statue eines menschlichen Kopfes und steinerne Zylinder mit Alien-Blut. Doch bald müssen sie erkennen, dass sie nicht alleine sind...

Als 2009 - exakt 30 Jahre nach Ridley Scott's bahnbrechendem Meisterwerk "Alien" - 20th Century Fox "Prometheus" ankündigten, sorgte das für Aufsehen in der Fangemeinde der zehn Jahre zuvor mit "Alien Resurrection" gekenterten Reihe. Fox sprachen von einem Prequel zu "Alien", und die Zuschauer erwarteten dementsprechend nun eine Art "Alien: Origins". Was es dann aber nicht wurde. Oder nur zum Teil. Und bei vielen für lange Gesichter sorgte.

Die Idee zu einer Vorgeschichte zu "Alien" hatte Anfang der nuller Jahre begonnen, als die beiden "Alien" und "Aliens"-Regisseure Scott ("The Martian") und James Cameron ("Avatar") die Köpfe zusammen steckten, um die Saga neu zu beleben. Cameron begann die Arbeit an einem Drehbuch. Als aber die Fox-Manager auf ein Crossover mit "Predator" drängten, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen, distanzierte sich James von dem Projekt, das in seinen Augen "die Wertigkeit der Reihe zerstören" würde.

Ganz so schlimm kam es nicht, aber spätestens mit dem Flop von "Aliens Vs. Predator - Requiem" 2007 hatte sich auch die Crossover-Idee totgelaufen, und es hieß: "Zurück zu den Wurzeln". Ridley äußerte sein weiterhin bestehendes Interesse an einem Prequel, wollte es indes zunächst lediglich produzieren und nicht inszenieren. Aber Fox wollten die 130 Millionen Dollar schwere Finanzierung nur übernehmen, wenn der Engländer auch Regie führte. Im Sommer 2009 wurde man sich einig, und Scott beauftragte Jon Spaiths ("Passengers") mit dem Drehbuch, das dann noch von Damien Lindelof ("Tomorrowland") überarbeitet wurde. Alles immer unter größter Geheimhaltung, damit das Skript nicht im Internet auftauchen konnte.

Scott entschied sich, die Produktion wie anno 1978 mit möglichst vielen realen Kulissen, Modellen und Requisiten zu drehen und den inzwischen die Regel gewordenen Einsatz von computergenerierten Bildern stark zu begrenzen. Die fassbare Realität wollte der Filmemacher durch potentiell realitätsnahe Entwürfe der Zukunft ergänzen und konnte bei Fox Geld locker machen, mit dem er Wissenschaftler und Künstler bezahlte, die ihre Ideen der Zukunft des Jahres 2089 einbrachten.

Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in den Londoner Studios Pinewood und Shepperton statt, aber auch in den Filmstudios im spanischen Alicante, in Jordanien und in Schottland und für die Anfangsszene auf Island. Gefilmt wurde mit 3D-Kameras, deren Bilder in der Nachbearbeitung durch etwa 1300 visuelle Spezialeffekte ergänzt wurden.

"Der eifrige Fan wird Spuren der 'Alien'-DNA erkennen", meinte Ridley zur Handlung, "aber die hier angepackten Ideen stehen für sich, sind groß und provokant." Die aufgeworfenen, ambitionierten Fragen werden allerdings frustrierender Weise nicht alle beantwortet, der US-Science Fiction-Film verblüfft aber auf jeden Fall mit seinen Ideen, seiner unvergesslichen visuellen Pracht und dem visionärem Design. Zudem bieten die Schauspieler fesselnde Leistungen, besonders Michael Fassbender als penibler Android.

Zu Ridley Scott's Befriedigung musste er seinen fertigen Film nicht kürzen, um eine günstigere Altersfreigabe zu erhalten. Das Filmstudio hatte betont, dass der Regisseur nicht dazu gezwungen werde, und hielt Wort. So kam "Prometheus" 2012 in den USA mit einem "R - Restricted" auf die Leinwände, was einen Großteil des jugendlichen Publikums ausschloss.

Dennoch wurde das mit überwiegend guten Kritiken bedachte Werk mit weltweit 403 Millionen Dollar Umsatz ein großer Erfolg und erhielt für seine Spezialeffekte eine Oscar-Nominierung und eine für den Britischen Filmpreis. Fox gaben grünes Licht für die Fortsetzung "Alien: Covenant", die 2017 mit weit geringerem Erfolg in die Kinos kommen sollte.

Kritikerin Ali Gray schrieb in "The Shiznit": "Das Mischmasch von groteskem Körperhorror und kopfkratzendem Existentialismus sorgt nicht gerade für den schlüssigsten Film, aber wenigstens ist er unterhaltsam und sicherlich kein Schwachpunkt der Reihe."

Das letzte Wort soll aber jemandem gebühren, der wirklich weiß, wovon er spricht - James Cameron: "Mir gefiel der Film, ich fand ihn großartig. Ridley kehrt mit Gusto zur Science Fiction zurück, mit einer großen taktischen Leistung, wunderschönen Bildern und phantastischem echten 3D. Es mag ein paar Dinge geben, die ich anders gemacht hätte - aber das lässt sich für jeden Film sagen."



Hier geht es zum kompletten TV-Programm

Hier streamen



Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.