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Wer Gewalt sät - Dustin Hoffman
Wer Gewalt sät - Dustin Hoffman

TV-Tipps für Sonntag (11.10.): Dustin Hoffman kriegt sie alle

3sat zeigt "Wer Gewalt sät"

Sonntagabend ist für Spielfilm-Fans eine Sache der Öffentlich-Rechtlichen, die zwei Klassiker bringen. Zunächst gibt es auf Arte im Hauptprogramm das Truffaut-Drama "Das Geheimnis der falschen Braut" mit Catherine Deneuve zu sehen, gefolgt von dem Peckinpah-Reißer "Wer Gewalt sät" mit Dustin Hoffman im 3sat-Spätprogramm.

"Das Geheimnis der falschen Braut", Arte, 20:15 Uhr

Ein reicher Plantagenbesitzer (Jean-Paul Belmondo) lässt sich mit einer Frau (Catherine Deneuve) mit dubioser Vergangenheit ein.

Francois Truffaut ("Sie küssten und sie schlugen ihn") war ein bekennender und bekannter Hitchcock-Fan und hat seinem Idol mit so manchem Werk nachgeeifert, so auch mit diesem französischen Drama, das er selbst nach dem Roman "Waltz into Darkness" des US-Autoren Cornell Woolrich aus dem Jahr 1947 adaptierte und vor Ort in Südfrankreich und auf der französischen Insel Réunion im Indischen Ozean inszenierte.

Truffaut nutzt die Vorlage für einen mit Ironie und Poesie in Szene gesetzten Streifen mit hervorragenden Darstellerleistungen, den er mit vielen Verweisen und Anleihen bei Meistern wie Alfred Hitchcock und Jean Renoir spickt.

"La sirène du Mississipi" - so der Originaltitel - erhielt 1969 gemischte Kritiken und wurde mit 1,2 Millionen Zuschauern in Frankreich ein Erfolg.

2001 kam die Romanvorlage als US-Drama unter dem Titel "Original Sin" mit Angelina Jolie erneut in die Kinos.

Eine Zuschauerin urteilt: "Der Film ist eine Freude anzuschauen, nicht allein wegen der fesselnden Handlung, sondern auch aufgrund der superben Darstellungen von Catherine Deneuve und Jean-Paul Belmondo. Deneuve's Spielstil passt perfekt zur Handlung. Sie vermittelt durchgängig den Eindruck, dass sie mit etwas zurückhält oder verbirgt. Der Streifen im brillanten Hitchcock-Stil weist aufregende Wendungen und interessante Beziehungen und Charaktere auf, die sich während der Spieldauer weiterentwickeln. Ein definitives Muss für Cineasten und Filmliebhaber."



"Wer Gewalt sät", 3sat, 23:15 Uhr
Ein junger Amerikaner (Dustin Hoffman) und seine englische Frau (Susan George), die sich in einem ländlichen Ort in England niederlassen, werden zunehmend von den Einheimischen schikaniert.

"Straw Dogs" - so der Originaltitel dieses britischen Thrillers - war 1971 umstritten und erfolgreich. Umstritten aufgrund seiner Gewaltdarstellungen und der langen Szene einer Vergewaltigung und wegen seiner scheinbaren Befürwortung von Gewalt und Selbstjustiz. Erfolgreich aufgrund des ganzen Tamtams in den Medien und weil es sich einfach um einen starken Film mit einer wirkungsvollen und provokativen Betrachtung des Themas Männlichkeit handelt.

Dass der US-Regisseur Sam Peckinpah ("The Wild Bunch") sich überhaupt in das Dorf St. Buryan in der englischen Grafschaft Cornwall und in die Twickenham Studos bei London begeben hatte, war nicht unbedingt einem geplanten Karriereschachzug geschuldet. Vielmehr waren dem Filmemacher in Hollywood die Türen vor der Nase zugeschlagen worden, nachdem die Dreharbeiten zu seinem Western "The Ballad of Cable Hogue" 1969 nicht nur, aber auch aufgrund seines Alkoholkonsums chaotisch, überlang und überteuert verlaufen waren.

Peckinpah setzte sich in Großbritannien mit Drehbuchautor David Zelag Goodman zusammen und adaptierte den Roman "The Siege of Trencher's Farm" von Gordon Williams aus dem Jahr 1969 - von dem sie laut Sam "nur das Grundmotiv des Angriffs auf das Haus". Dustin Hoffman übernahm die Hauptrolle, weil ihn genau die verwischten Schattierungen der Themen Pazifismus, Gewalt und Selbstjustiz, die seine Figur im Film grundieren, interessierten.

Nachdem "Straw Dogs" 1971 bei seiner Uraufführung - auch im Zuge der erhitzten Diskussionen des zeitgleich veröffentlichten "A Clockwork Orange" - in die Kritik geraten war und in den USA nur nach Schnitt der Vergewaltigungsszene in die Kinos kommen konnte, wurde die Veröffentlichung in den Achtzigern in Großbritannien auf VHS verboten. Erst im Jahr 2002 konnte das Werk erstmals ungeschnitten verkauft und verliehen werden. Heute ist es Konsens, dass Peckinpah Brutalität und Gewalt nicht ironisiert oder verfremdet und sie daher auch nicht genießbarer verharmlost.

Der umgerechnet 2,2 Millionen Dollar teure "Straw Dogs" wurde mit weltweit 8 Millionen Dollar Umsätzen ein kommerzieller Erfolg. Komponist Jerry Fielding erhielt eine Oscar-Nominierung.

Eine Zuschauerin befindet: "Zunächst mal möchte ich feststellen, dass Susan George und Dustin Hoffman hier wirklich alles geben. Der Film selbst ist eine triumphale Reise in die Psyche und die Grenzen der Männlichkeit. Was Männlichkeit mit sich bringt und welche brutalen Folgen sie zeitigt. Intensiv, dramatisch und mit Sicherheit schockierend, verdankt sich die Qualität dieses Streifens vor allem eines: Man kann sich mit der Hauptfigur identifizieren. Dustin Hoffman ist kein Superman, der intergalaktische Overlords bekriegt, sondern einfach ein gewöhnlicher Bursche. Er ist zurückhaltend, ruhig, friedliebend und will seiner Frau einfach das Beste in einem sicheren Zuhause bieten. Die langsame Vorbereitung des Finales trägt nicht nur zum Realismus und den dynamischen Gefühlsregungen bei, sondern lässt den Schluss um so schockierender und außergewöhnlicher wirken."



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