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Sean Connery
Sean Connery
© BANG Showbiz

Sean Connery ist tot

Schotte starb mit 90 Jahren nach langer Krankheit

Seine Autobiographie aus dem Jahr 2009 trug den Titel "Being a Scot", und seinen Unterarm zierte das Tattoo "Scotland forever". Und auch wenn er im spanischen Marbella und seit 1999 auf den Bahamas lebte, wo er gestern nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 90 Jahren gestorben ist, blieb Sean Connery seiner Heimat Schottland verbunden. Ungewöhnlich für einen Schauspieler behielt er seine politischen Ansichten niemals für sich. Als Patriot und Mitglied der Scottish Nationalist Party, die er auch finanziell unterstützte, trat er vehement für die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien ein. Zur Eröffnung des schottischen Parlaments in seiner Heimatstadt Edinburgh und zu seinem Ritterschlag durch Queen Elizabeth im Jahr 2000 erschien er demonstrativ im Schottenrock.

In dieser Rolle fühlte sich der Mime deutlich wohler als in der, die ihn zum Star machte und die bis heute seine bekannteste geblieben ist: James Bond. Den Part empfand Connery als Segen und Fluch zugleich. Segen, weil sie ihn bekannt machte und er mit den Gagen aus den britischen Thrillern auch Projekte finanzieren konnte, die ihm näher am Herzen lagen wie zum Beispiel der harte, kompromisslose britische Kriminalfilm "The Offence" ("Sein Leben in meiner Gewalt") aus dem Jahr von 1973, der sich um Kindesmissbrauch drehte. Fluch, weil er die Rolle als James Bond als zu eindimensional empfand und den Mitte der Sechziger überdrehenden Star-Rummel, bei dem Paparazzi ihm sogar auf die Toilette folgten, um Photos zu machen, als lästig. So kam es, dass er 1967 und 1971 aus der 007-Reihe ausstieg, die er ansonsten wahrscheinlich locker noch ein Jahrzehnt hätte verkörpern und sich dumm und dusselig verdienen können. 1982 wurde er erneut schwach und spielte zum siebten und letzten Mal James Bond in dem ironisch betitelten "Never Say Never".

Sean Connery wurde am 25. August 1930 in Edinburgh in eine Arbeiterfamilie geboren. Nach dem Militärdienst in der Royal Navy arbeitete er in verschiedenen Jobs wie Lastwagenfahrer und Bademeister, bevor er Anfang der Fünfziger zum Zuverdienst beim Theater anheuerte, wo sein auch gesangliches Talent entdeckt wurde und er 1954 einen Part in dem Musical "South Pacific" erhielt. Nach Rollen in Fernsehfilmen trat er 1957 erstmals auf der Leinwand in einer Nebenrolle in dem Kriminalfilm "No Road Back" ("Die blinde Spinne") auf.

1962 gelang der Durchbruch als 007 in "Dr. No", dem 1963 "From Russia with Love", 1964 "Goldfinger", 1965 "Thunderball" und 1967 "You Only Live Twice" folgten und deren weltweite Mega-Erfolge eine wahre James Bond-Manie befeuerten. Hollywood rief schnell, und Connery stand für keinen geringeren als Alfred Hitchcock in dessen Thriller "Marnie" aus dem Jahr 1964 vor der Kamera.

Der Akteur zeigte von Beginn an den Ehrgeiz, demonstrativ andere Rollen in anspruchsvollen Streifen zu übernehmen. Das Problem war, dass manche dieser Filme wie der Western "Shalako" von 1968 oder der Fantasy-Film "Zardoz" von 1974 an ihren Ansprüchen scheiterten oder in Fällen wie "The Hill" ("Ein Haufen toller Hunde") von 1965 selbst bei hoher Qualität und Kritikerlob keine Resonanz beim Publikum fanden.

Connery blieb dennoch fortwährend im Geschäft, doch dass er für "Diamonds Are Forever" von 1971 und "Never Say Never Again" sein eigenes Versprechen, nie mehr James Bond zu spielen, dann gleich zweimal brach, ist bezeichnend. Erst ab Mitte der Achtziger - als der Bond-Part aus Altersgründen nicht mehr in Frage kam - konnte sich der Darsteller wirklich von der Rolle lösen. Der deutsche Kriminalfilm "Der Name der Rose" von 1986, für den er den Britischen und den Deutschen Filmpreis bekam, "The Untouchables" von 1987, für den er den Academy Award und Golden Globe als Nebendarsteller gewann, "Indiana Jones and the Last Crusade" von 1989, "The Russia House" und "The Hunt for Red October" von 1990 waren seine beste Karrierezeit seit den Bond-Hochzeiten ein viertel Jahrhundert zuvor und erneuerten seine Popularität auch bei einer neuen Zuschauergeneration.

In den Neunzigern wurde die Bilanz wieder gemischter: Hits wie "Rising Sun" ("Die Wiege der Sonne") von 1993 und "The Rock" von 1996 standen Flops wie "The Avengers" ("Mit Schirm, Charme und Melone") von 1998 und "The League of Extraordinary Gentlemen" von 2003 gegenüber. Die Erfahrung bei Letzterem, bei dem Sean sich beinahe mit Regisseur Stephen Norrington geprügelt hätte, war so frustrierend, dass sich der damals 73-Jährige entschied, in Rente zu gehen.

Von 1962 bis zur Scheidung 1973 war Sean Connery mit der australischen Schauspielerin Diane Cilento verheiratet, mit der er 1963 den Sohn Jason Connery bekam, der selbst Darsteller geworden ist. Seit 1975 war Sean mit der französischen Malerin Micheline Roquebrune verheiratet.


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