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12 Years a Slave - Chiwetel Ejiofor und Michael Fassbender
12 Years a Slave - Chiwetel Ejiofor und Michael Fassbender
© Tobis Film

TV-Tipps für Sonntag (9.1.): Chiwetel Ejiofor wird versklavt

Arte zeigt Meisterwerk "12 Years a Slave"

Am Sonntagabend müssen sich Spielfilm-Fans entscheiden: Entweder geht es im Hauptprogramm von Pro7 farbenprächtig und ausgelassen in der Marvel-Fantasy-Welt von "Thor: Tag der Entscheidung" zu oder parallel auf Arte gedämpfter und realistischer in dem Oscar-gekrönten Biopic "12 Years a Slave".

"Thor: Tag der Entscheidung", Pro7, 20:15 Uhr
Thor (Chris Hemsworth) muss im Rennen gegen die Zeit nach Asgard zurückkehren, um die Zerstörung seiner Welt durch die mächtige und rücksichtslose Hela (Cate Blanchett) zu verhindern.

Für ihr 17. Opus im Marvel Cinematic Universe und den dritten Teil, in dem der nordische Gott Thor im Mittelpunkt steht, gingen Walt Disney Studios mal wieder ins Risiko und übertrugen die Regie einem Künstler, den niemand für diesen Posten auf dem Zettel gehabt haben dürfte: Der neuseeländische Filmemacher Taika Waititi ("Jojo Rabbit") hatte nicht nur noch nie eine Produktion dieser Größenordnung verantwortet - das Budget betrug 180 Millionen Dollar -, sondern 2012 sogar noch ausgeschlossen, jemals einen solchen Blockbuster zu drehen, "bei dem die Kunst dem Profit geopfert wird".

Das Wagnis sollte sich bezahlt machen - künstlerisch wie kommerziell. Der eher für Komödien bekannte Waititi lieferte einen aufregenden, witzigen, farbenprächtigen und vor allem Spaß machenden US-Fantasy-Film ab, der bei Kritikern und Zuschauern auf einhellige Begeisterung stieß - und ihm gleich den nächsten Job bei der weiteren Fortsetzung "Thor: Love and Thunder" eingebracht hat.

Der australische Hauptdarsteller Chris Hemsworth hatte sich ausbedungen, dass die Produktion in seiner Heimat gedreht werden sollte, was Taika natürlich auch zupass kam, der viele neuseeländische und australische Künstler und hier vor allem solche mit Aborigine- und Maori-Herkunft unterbrachte. Gedreht wurde in den Village Roadshow Studios in Oxenford in Queensland, in Sydney und in Brisbane, das für New York City einstand.

"Thor: Ragnarok" - so der Originaltitel - spielte 2017 weltweit grandiose 854 Millionen Dollar ein und holte damit das beste Ergebnis der drei "Thor"-Werke.

Kritiker Damond Fudge schrieb in "KCCI": "Ein erstklassiges Beispiel, wie ein totaler Tonwechsel eine Filmserie revitalisieren kann."



"12 Years a Slave", Arte, 20:15 Uhr
In den Jahren vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg wird Soloman Northup (Chiwetel Ejiofor), ein gefeierter afro-amerikanischer Geiger im US-Bundesstaat New York, in Washington D.C. entführt und in die Sklaverei in den Südstaaten verkauft.

Nach seinen eher intimen Dramen "Hunger" und "Shame" - beide mit Michael Fassbender, der auch in diesem Film eine Nebenrolle übernehmen sollte -, wollte der englische Regisseur Steve McQueen eine Geschichte epischeren Ausmaßes erzählen und bekundete sein Interesse am Thema der Sklaverei in den USA. Seine Ehefrau Bianca Stigter tat die Memoiren "Twelve Years a Slave" von Soloman Northup aus dem Jahr 1853 auf, die in den Vereinigten Staaten erstmals 1968 in größerer Auflage einer breiten Leserschaft bekannt gemacht worden waren. McQueen war begeistert und verglich das Werk mit "Das Tagebuch der Anne Frank" hinsichtlich einer authentischen, aus Ich-Perspektive erzählten Leidensgeschichte zu einer spezifischen Zeit: "Ich habe es mir zur Leidenschaft gemacht, dieses Buch auf die Leinwand zu bringen."

Dass dies nicht einfach werden würde, war aufgrund des schwierigen Materials klar: "12 Years a Slave" ist kein angenehmes Seherlebnis, sondern eine unbeirrt brutale Darstellung der amerikanischen Sklaverei - also kein Kino für die ganze Familie oder für Popcorn kauende Teenager. Dass das Budget von 22 Millionen Dollar schließlich gestemmt werden konnte, war zu keinem kleinen Teil Brad Pitt und seiner Produktionsfirma Plan B zu verdanken, die sich hinter McQueen und sein Projekt stellten und so mühsam die Finanzierung durch verschiedene Filmstudios sicher stellen konnten. Um die kommerziellen Aussichten des Streifens zu verbessern, übernahm Pitt selbst eine Nebenrolle, damit sein Gesicht in den Trailern und sein Name auf den Postern mehr Zuschauer anlocken würden.

Im Sommer 2012 drehte man in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana und auf vier alten Plantagen, von denen eine unweit derjenigen lag, auf welcher Northop rund 160 Jahre zuvor tatsächlich hatte schuften müssen. McQueen gelang ein brillantes und essentielles Stück Kino, das von der Kritik gefeiert wurde und dank der Wucht seiner Qualität auch sein Publikum fand: Mit weltweit 188 Millionen Dollar Umsatz wurde die Independent-Produktion 2013 ein Erfolg.

Die größte Weihe folgte dann bei der Oscar-Verleihung im folgenden Jahr: Das Werk wurde als "Bester Film" ausgezeichnet, Nebendarstellerin Lupita Nyong'o erhielt den Academy Award ebenso wie Drehbuchautor John Ridley für sein adaptiertes Skript. Nominiert waren dazu noch Regisseur Steve McQueen, Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, Nebendarsteller Michael Fassbender, Cutter Joe Walker, Kostümbildnerin Patricia Norris und die Ausstattung, auf die man sehr viel Wert in ihrer Authentizität gelegt hatte.

Auch der Golden Globe und der Britischen Filmpreis gingen an das Werk. Bei den Globes waren Regisseur McQueen, Drehbuchautor Ridley, Hauptdarsteller Ejiofor, Nebendarstellerin Nyong'o, Nebendarsteller Fassbender und Komponist Hans Zimmer nominiert. Den Britischen Filmpreis erhielt Hauptdarsteller Ejiofor; nominiert waren hier Regisseur McQueen, Drehbuchautor Ridley, Nebendarstellerin Nyong'o, Nebendarsteller Fassbender, Kameramann Sean Bobbitt, Komponist Zimmer, Cutter Walker und die Ausstattung.

Kritiker Michael Arbeiter schrieb für "Hollywood.com": "Ja, wir sind alle schon über die erschöpfende Hölle, welche die Ära der amerikanischen Sklaverei gewesen ist, aufgeklärt worden. Aber noch nie sind wir so lebensnah zwischen den Menschen ausgesetzt worden, welche sie zu erleiden hatten."



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