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Panik - Michel Simon
Panik - Michel Simon

TV-Tipp für Montag (7.2.): Kesseltreiben gegen Michel Simon

Arte zeigt Premiere "Panik"

"Panik", Arte, 00:50 Uhr
Der von seinen Mitmenschen verachtete Monsieur Hire (Michel Simon) verliebt sich in eine entlassene Strafgefangene (Viviane Romance), die für ihren Freund (Paul Bernhard) ins Gefängnis gegangen ist. Diesem gelingt es, die Bevölkerung durch ein Kesseltreiben gegen Hire aufzubringen, so dass dieser immer mehr in die Enge getrieben wird...

Die "Nestbeschmutzer"-Debatte gab es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur in Deutschland. Frankreich musste mit sich ins Reine kommen, was die Rolle seiner Bürger während der deutschen Besatzung in den Jahren 1940 bis 1944 betraf. Wer hatte mit dem Feind gemeinsame Sache gemacht, wer hatte sich widersetzt und wer war einfach nur mitgetrottet?

Bei Regisseur und Drehbuchautor Jules Duvivier ("Pepé la Moko") war der Fall klar: Er war 1940 nach Hollywood ausgewandert und hatte dort vier Produktionen inszeniert. Nach der Befreiung seines Heimatlandes kam er nach Frankreich zurück und realisierte als erstes diesen Kriminalfilm nach dem Roman "Les Fiançailles de M. Hire " (Die Verlobung des Monsieur Hire) von Georges Simenon aus dem Jahr 1933. Ohne es direkt anzusprechen, verwob er hier die tragische Geschichte des Buchs mit einem sorgsam durchdachten Portrait einer Gesellschaft, die durch Misstrauen und Verdächtigungen zerrissen ist. Jedem zeitgenössischen Zuschauer dürfte klar gewesen sein, worauf die Anspielungen zielten. Den wenigsten Kinogängern gefiel das, und manche sprachen Duvivier ab, dass er über diese Thematik als Exilant überhaupt mitreden könne, und rückten ihn in die "Nestbeschmutzer"-Ecke. Sowohl bei Kritik als auch Publikum fiel "Panique" dementsprechend 1946 durch, zumal dieses Werk ungeniert düster, morbide und nihilistisch daher kam - eine Zusammenballung niederster menschlicher Instinkte.

Heute ist unstrittig, dass das umstrittene Werk zu den besten des Filmemachers gehört, wenn nicht gar sein bestes ist. Erstaunlich, dass es bis ins Jahr 2022 gedauert hat, dass es im Fernsehen zu sehen ist. Der perfekt inszenierte und hervorragend gespielte Streifen, der in den Victorine Studios in Nizza entstand, ist Teil fesselnde Charakterstudie und Teil starke Verurteilung von Gewalt durch einen Mob.

Eine Zuschauerin meint: "Julien Duvivier und Kameramann Nicolas Hayer lassen eine vernebelte Gothic Horror-Atmosphäre über den Schatten des Film Noir hängen. Das Drehbuch seziert die Wellen der Angst, die noch aus der Besatzung herüber schwappen. Michel Simon, Paul Bernard und Viviane Romance als Femme fatale zeigen unglaubliche Darstellungen."

1989 verfilmte Patrice Leconte den Roman unter dem Titel "Monsieur Hire" ("Die Verlobung des Monsieur Hire") ebenfalls gelungen noch einmal.



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