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Kristina Söderbaum ist tot

Die "Reichswasserleiche" wurde 88 Jahre alt

Am Montag ist die schwedische Filmschauspielerin Kristina Söderbaum, die seit den Dreißigern in Deutschland lebte und arbeitete, im Alter von 88 Jahren in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hitzacker (Wendland) gestorben. Berüchtigt wurde sie durch ihre Rollen in Propagandafilmen des Dritten Reichs und als Ehefrau des Nazipropaganda-Regisseurs Veit Harlan.
Kristina wurde am 5. September 1912 als Tochter eines Chemieprofessors in Stockholm geboren und besuchte Schulen in der Schweiz und Frankreich. Als Kunststudentin kam sie nach Berlin, nahm dort zwei Jahre Schauspielunterricht und gab 1936 mit "Onkel Bräsig" ihr Filmdebut. Ein Jahr später entdeckte Harlan sie und drehte 1938 mit ihr den Film "Jugend". Die Schwedin wurde von da an auf den Typ der arischen, blonden und blauäugigen Schönheit festgelegt, deren Reinheit bewahrt werden musste. Zweimal endete ihr Leben auf der Leinwand im Wasser, was ihr den Spottnamen "Reichswasserleiche" einbrachte, der ihr für den Rest ihres Lebens anhaftetee.
In 18 Filmen ihres Mannes, den sie 1940 geheiratet hatte, spielte Frau Söderbaum mit, wobei sie 1940 mit dem faschistischen Propagandadrama "Jud Süß" den gemeinsamen Tiefpunkt erreichten: Der unverhohlen bösartige Hetzfilm gegen die Juden darf bis heute nicht in Kinos und im Fernsehen gezeigt werden. Während ihre Landsfrau Zarah Leander sich bereits wieder nach Schweden abgesetzt hatte, drehte Kristina mit ihrem Mann noch 1944 den kitschigen Monumentalschinken "Kolberg", der den Durchhaltewillen der Deutschen im bereits verlorenen Krieg stärken sollte.
Der Ehrgeiz der Schauspielerin, ihre Karriere unbeirrt (und ohne Einsicht) weiter zu verfolgen, geriet ihr nach Ende des Krieges zum Nachteil. In der Bundesrepublik drehte sie zwar mit Harlan auch von 1950 bis 1958 sieben Filme - besonderen Erfolg hatten die beiden aber nicht mehr. Angebote anderer Filmemacher lehnte sie ab. Privat stand die Aktrice fest zu ihrem Mann, der sich in mehreren Prozessen seiner Vergangenheit stellen musste und 1950 freigesprochen wurde.
Nach dem Tod ihres Manns 1964 schlug Frau Söderbaum zwei Jahre darauf die Leni Riefenstahl-Karriere ein und wurde Photographin. 1983 veröffentlichte sie ihre Memoiren. Zehn Jahre später trat sie in dem kaum aufgeführten deutschen Hugh Grant-Debakel "Night Train to Venice" noch einmal vor die Kamera. Die letzten Jahre verbrachte Söderbaum bei einem ihrer zwei Söhne in Niedersachsen.


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