
Kritik: Unter dem Sand (2000)
François Ozon sucht nach dem Innenleben
seiner Protagonistin. Er spürt der Liebe nach,
die sie mit ihrem verschwundenen Ehemann
verbindet, und behandelt ihren Umgang mit
dem Verlust. Dabei interessiert Ozon sich
nicht für irgendwelche Nebenstränge,
sondern bleibt bei dem intensiven Drama,
das sich in Marie abspielt. So ergibt sich eine
erschütternde Studie, welche die
Schwierigkeiten von Marie zeigt, die Realität
anzuerkennen. Die Flucht in die Scheinwelt ist
für sie der einzige Ausweg, um überleben zu
können. Ozon inszeniert dies hervorragend.
Ohne simple Knalleffekte zu bemühen, setzte
er vollständig auf das Können seiner
Hauptdarstellerin Charlotte Rampling.
Nüchtern filmt die Kamera ihre Rückkehr in
einen Alltag, der immer noch von ihrem Mann
bevölkert ist. Die Normalität ihres
Gesichtsausdruckes, der nicht in
irgendwelchen Grimassen entgleist, legt eine
Eindringlichkeit über das Geschehen,
welches sich so in seiner ganzen Tragik
offenbart. Man fühlt mit dieser Frau, die doch
nur uneingeschränkt liebt, und darüber nicht
erkennen kann, dass sie dabei ist, ihren
Verstand zu verlieren. Damit erzählt Ozon auch
etwas über die Gefahr der bedingungslosen
Liebe und stellt sie in einen pathologischen
Zusammenhang.
"Unter dem Sand" ist ein ausgezeichnet gespieltes Drama, das die schwierigen Themen Trauer, Verlust und bedingungslose Liebe souverän behandelt. Ein berührender Film.
Redaktion