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Stereo (2013)

Deutscher Psychothriller: Der aus der wilden Großstadt Berlin stammende Erik zieht aufs Land und baut sich dort eine friedvolle neue Existenz auf. Doch schon bald hat er dort einen geheimnisvollen Begleiter, der Erik permanent provoziert und ihm sein neues Leben madig zu machen versucht.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.7 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Erik (Jürgen Vogel) hat sich aus Berlin aus Land zurückgezogen, wo er ein sehr ruhiges und beschauliches Leben führt. Tagsüber arbeitet er in seiner kleinen Motorradwerkstatt, abends trifft er seine neue Freundin Julia (Petra Schmidt-Schaller) und deren kleine Tochter. Eriks Tattoos deuten auf einstmals wildere Zeiten. Doch jetzt besteht die größte Aufregung darin, wenn er mal wieder wegen zu schnell Fahrens mit seinem Motorrad einen Strafzettel bekommt. Dumm nur, dass der Dorfbulle ausgerechnet Julias Vater ist. Der konservative und kleinbürgerliche Gesetzeshüter hat bereits ein kritisches Auge auf Erik geworfen, denn für seine Tochter wünscht er sich natürlich einen grundsoliden Mann. Aber Erik hat bald ernsthaftere Probleme in Gestalt eines seltsamen Begleiters, der sich Henry (Moritz Bleibtreu) nennt und den nur Erik sehen kann. Als dann auch noch eine Gruppe äußerst zwielichter Gestalten aufkreuzt und in unmittelbarer Nähe zu Eriks Werkstatt ihr Lager aufschlägt, schwebt dessen ländliches Idyll endgültig in akuter Gefahr.

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Stereo - v.l.: Kameramann Ngo the Chau, Jürgen Vogel,...btreuStereo - Jürgen VogelStereoStereoStereoStereo - Jürgen Vogel

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Ein dunkles Flammeninferno, dazu ein dumpf dröhnender Beat. Bedrohliches elektronisches Wummern zum Starten der Maschine, mit der ein Mann mit Sonnenbrille in Lederkluft über brandenburgische Alleen rast. Eine dunkle Atmosphäre akuter Gefahr und drohenden Untergangs. Ein extrem starker Einstieg.

Plötzlich hält ein Polizist den Fahrer an, der ohne Widerstand zu leisten, einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung entgegennimmt. Die Szene zerstört mit einem Schlag die gesamte zuvor aufgebaute Spannung. Man fühlt sich fast in eine typische deutsche Komödie strafversetzt. Den Zuschauer beschleicht eine äußerst böse Ahnung, dass "Stereo" ein weiterer deutscher Genrefilm sein könnte, der daran scheitert aus seinen guten Absichten tatsächlich einen guten Film werden zu lassen. Doch schon bald kehrt mit dem erneut lautstark einsetzenden satten elektronischen Wummern die Hoffnung des Genre-Liebhabers zurück. Der Herzschlag beschleunigt sich und eine sich langsam steigernde Euphorie bahnt sich ihren Weg durch das zentrale Nervensystem.

Doch bevor die wahre Ekstase ausbrechen kann, schmeißt Drehbuchautor und Regisseur Maximilian Erlenwein ("Schwerkraft") uns gleich den nächsten Knüppel zwischen die Beine, zeigt sein Film ernsthafte Ladehemmungen, tut sich ein großes, dunkles, nichtssagendes Schwarzes Loch auf. Dass der von Moritz Bleibtreu verkörperte Henry nur in Eriks (Jürgen Vogel) Fantasie existiert, ist bereits klar, bevor man "Fight Club" sagen kann. Das ist so offensichtlich beim großen amerikanischen Bruder geklaut, dass sich alle schlimmen Erwartungen an einen deutschen Genrefilm erneut scheinbar bestätigt sehen.

Aber hier ist zwar alles bekannt, aber zugleich doch ganz anders. Das Doppelgänger-Motiv ist zwar tatsächlich geklaut, aber weniger aus "Fight Club" (1999), als aus dem unterschätzten "Mr. Brooks" (2007). In dem Film spielt Kevin Costner ("3 Days to Kill") den netten Familienvater und Serienkiller von nebenan, während in der Person von William Hurt dessen verdrängtes, dunkles, mörderisches Alter Ego neben im sitzt und ihn zu bösen Dingen zu bewegen versucht. Auch hier ist die Persönlichkeitsspaltung von Anfang an klar, wird aus ihr kein Geheimnis gemacht. Die Überraschung liegt eher darin, wie sich das Bild anderer Beteiligter im Verlaufe der Handlung verschiebt.

Auch hier geht "Stereo" eigene Wege, ist kein deutscher Klon eines erfolgreichen amerikanischen Produkts. Mehr soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden. Doch ist es so, dass im Verlaufe der Handlung viele Elemente eine ganz neue Wertigkeit erhalten, während der Film unbeirrt und ohne Geschwindigkeitsbegrenzung in immer surrealere Gefilde düst. Da erscheinen in heruntergekommenen Plattenbauten lebende und in Exorzismus bewanderte Heilpraktikerinnen, lasziv nackt in Badezimmern tänzelnde Prostituierte, unheilvoll-hysterisch schwadronierende alte Osteuropäer, unverhohlen wienernde, humpelnde Gangsterbosse, wüste Fetisch-Party-Exzesse in geheimen Club-Katakomben und mittendrin steppt feist mit seinem blutverschmierten Maul grinsend der große Genre-Bär. Großartig. Mehr davon!

Fazit: "Stereo" ist ein deutscher Psychothriller, der sehr stark anfängt, scheinbar schnell stark nachlässt und dann noch stärker weitergeht und mit einem wummernden Beat zu einem fulminanten Ende kommt. Chapeau!




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Besetzung & Crew von "Stereo"

Land: Deutschland
Jahr: 2013
Genre: Thriller
Länge: 94 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 15.05.2014
Regie: Maximilian Erlenwein
Darsteller: Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Rainer Bock
Kamera: The Chau Ngo
Verleih: Wild Bunch

Zusatzinformation

Der Film feiert seine Weltpremiere in der Reihe Panorama Special der 64. Internationalen Filmfestspielen in Berlin.

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