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Der Duft der Frauen
Der Duft der Frauen
© Universal Pictures / Myles Aronowitz

TV-Tips für Sonntag (22. Februar): Al Pacino bittet zum Tanz

Arte zeigt "Der Duft der Frauen"

Heute Abend haben Spielfilmfreunde wirklich mal die Qual der Wahl, denn alle drei sehenswerten Streifen laufen (ausnahmsweise) parallel zur besten Sendezeit im Hauptprogramm. Wer es action-haltig mag, ist bei RTL mit der vierten Auflage der "Stirb langsam"-Reihe gut bedient, wer es gefühliger möchte, kommt besonders bei Arte mit "Der Duft der Frauen" auf seine Kosten.

"Stirb langsam 4.0", RTL, 20:15 Uhr:
Es wird schon seinen Grund haben, dass es Trilogien gibt. Oder den Spruch "Aller guten Dinge sind drei". Übersetzt in Hollywood-Sprache heißt das: "Man kann eine Kuh nur begrenzt melken." Und so schien die "Die Hard"-Reihe, die 1989 so fulminant begonnen hatte, mit dem dritten Part 1995, der eher wie eine "Lethal Weapon"-Version daherkam, auch gerade noch rechtzeitig beendet worden zu sein. Doch Fragen an Bruce Willis, ob er nicht doch nochmal in die Rolle des Polizisten John McClane schlüpfen wolle, verstummten a la Harrison Ford und "Indiana Jones" nie. Und so kam es zwölf Jahre nach Ende der Trilogie doch noch zur vierten Auflage, die im Original ein wenig unbeholfen "Live Free or Die Hard" betitelt wurde. Und mag man sich nun über die Einfallslosigkeit Hollywoods aufregen, keine originalen Stoffe zu produzieren oder das ganze Unterfangen als erschöpfte zynische Geldmacherei ansehen - 20th Century Fox schafften es überraschend, einen frischen und richtig guten vierten Teil zu kredenzen, der die besten Kritiken der Reihe nach dem Original erhielt und auch an den Kinokassen weltweit zum Erfolg wurde. Für die Regie engagierte man Len Wiseman, der sich mit der "Underworld"-Reihe einen Namen gemacht hatte und für "Die Hard 4" die Entscheidung traf, CGI (computergenerierte Bilder) nur dosiert einzusetzen. Stattdessen setzte er auf reale Effekte und den traditionellen Einsatz von Stunt-Männern, die bei diesem Thriller mit 200 Vertretern im Einsatz waren. Dafür ging Drehbuchautor Mark Bomback mit der Zeit und ersonn eine Handlung um Cyber-Terrorismus. John McClane tut sich mit einem jungen Hacker (Justin Long) zusammen, um in Washington D.C. einem Cyberterroristen (Timothy Olyphant) das Handwerk zu legen. Das Ganze ist vollkommen absurd, aber in einer Art und Weise der besten Sommer-Blockbuster - wirkungsvoll, voller Action mit aufregenden Stunts und einem Bruce Willis in Hochform. "Während sich mehr und mehr Filme auf massive CGI-Unterstützung und Hong Kong-mäßig choreographierte Kämpfe, bei denen Leute an Drähten hängend durch die Luft wirbeln, verlässt, schwelgt dieser Film in guten, altmodischen Faustkämpfen und echten, einwandfrei ausgeführten Stunts", lobte Kritiker Brandon Fibbs für die "Colorado Springs Gazette".



"Silver Linings", Pro7, 20:15 Uhr:
Der ehemalige Lehrer Pat Solitano (Bradley Cooper) leidet unter einer bi-polaren Störung und musste nach der traumatischen Trennung von seiner Frau in eine psychiatrische Anstalt. Daraus entlassen, zieht er wieder bei seinen Eltern (Jacki Weaver und Robert de Niro) ein und versucht, sich mit seiner Ex-Frau zu versöhnen. Die Dinge verkomplizieren sich, als Pat Tiffany (Jennifer Lawrence) trifft, eine geheimnisvolle Frau, die selbst so ihre Probleme hat. Es ist schon kein schlechtes Zeichen, wenn es ein Film 2013 bei den Academy Awards schafft, erstmals seit 1981 in allen vier Schauspielerkategorien für einen "Oscar" nominiert zu werden und erstmals seit 2005 in den "Big Five": "Bester Film", "Beste Regie", "Bestes Drehbuch", "Beste Hauptdarstellerin" und "Bester Hauptdarsteller". Letztlich konnte nur Jennifer Lawrence den "Goldjungen" entgegennehmen, aber es spricht schon für das künstlerische Kaliber von Regisseur und Drehbuchautor David O Russell, sein Team - auch für den "Besten Schnitt" erhielt die Komödie eine Nominierung - zu solchen Höchstleistungen gebracht zu haben. Ursprünglich wollte Russell für die Rolle von Tiffany Anne Hathaway, was durch deren Engagement bei "The Dark Knight Rises" allerdings nicht möglich war. Gegenüber Lawrence hatte der Filmemacher wegen der 17 Jahre Altersunterschied zu Cooper Vorbehalte, aber die damals 21-Jährige konnte beim Vorsprechen derart überzeugen, dass der Filmemacher seine Meinung änderte. Den Tonfall des Streifens zwischen Komödie und Drama mit dem sensiblen Thema psychischer Erkrankungen richtig zu treffen, war die Crux - und Russell gelingt es meisterhaft. Er drehte die Preistanzszene in einer heiteren und einer düsteren Version und auch die Szenen mit De Niro in zwei verschiedenen Stilen: In einer Fassung ist der Charakter freundlicher, in einer barscher gehalten. Mit Cutter Jay Cassidy machte sich David dann daran, die Stücke so zusammen zu setzen, dass die Balance gehalten wurde. Seine einfühlsame Inszenierung und die auf den Punkt gebrachten Darstellungen der Akteure lassen dabei genau die richtige Mischung aus Warmherzigkeit und irritierender Anspannung entstehen, die dem Thema gerecht wird. Rund 90 Preise erhielt die Weinstein Company-Produktion und grandiose Kritiken. Weltweit spielte sie das Zehnfache ihres Produktionsbudgets ein. "In einer Zeit, in der Komödien über das mögliche Zusammenkommen zweier verschiedener Charaktere von überzuckerten Kunstgriffen und unglaubwürdigen Handlungselementen dominiert werden, haben wir hier endlich mal einen Film mit echten Situationen, echten Menschen und den natürlichen Erfahrungen, die sich daraus entwickeln", lobte Kritiker David Keyes für cinemaphile.org.



"Der Duft der Frauen", Arte, 20:15 Uhr:
Viermal war er nominiert, 1993 war es dann endlich so weit: Al Pacino gewann den "Oscar" als "Bester Hauptdarsteller", nachdem er bereits den Golden Globe erhalten hatte. Zusätzlich war das Drama als "Bester Film" und für die "Beste Regie" und das "Beste Drehbuch" nominiert. Regisseur und Drehbuchautor Martin Brest hatte sich bei diesem warmherzigen und teilweise auch spaßigen Remake des italienischen "Profumo di Donna" von 1974 zwar nicht ganz im Zaum - zweieinhalb Stunden Spiellänge sind doch arg viel für diesen Stoff - aber er konnte sich auf sein Ass im Ärmel verlassen: Pacino in der Form seines Lebens, extravagant, schwungvoll und manchmal übertrieben, erinnert man sich an diesen Streifen hauptsächlich wegen der unglaublichen Solovorstellung des grandiosen Stars, der einen nur nach außen hin unerbittlichen, aber innerlich zerrissenen Charakter formt. Chris O'Donnell kann aber mithalten. Er spielt einen Internatsschüler, der gezwungen ist, um sich einen Heimflug zu Weihnachten leisten zu können, über Thanksgiving in New York City eine Arbeit als "Babysitter" für einen blinden, ehemaligen Soldaten (Pacino) anzunehmen. Die Arbeit stellt sich allerdings als völlig anders als erwartet heraus. "Scent of a Woman" war bei Kritik und Publikum ein großer Erfolg. Ein Zuschauer aus Boston schwärmt: "Eine der besten Beobachtungen über die Verzweiflung eines Menschen, unterstützt durch wundervolle Darstellungen und ein aufwühlendes und ergreifendes Drehbuch, bei dem keine Dialogzeile verschwendet wird. Man kriegt Gänsehaut bei solchen Szenen wie der Tangoszene. Man lacht, weint, fühlt Mitleid, Trauer und Zorn."

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