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Johnny Depp in Fluch der Karibik 2
Johnny Depp in Fluch der Karibik 2
© Walt Disney Pictures

TV-Tips für Samstag (2.5.): Ein Herz für Jack Sparrow

Sat1 zeigt "Fluch der Karibik 2"

Einiges ist heute wieder an Spielfilmen im Fernsehangebot - das Rennen macht wieder Johnny Depp als Captain Jack Sparrow in "Fluch der Karibik 2", den Sat1 im Hauptprogramm ausstrahlt.

"Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2", Sat1, 20:15 Uhr:
Im Original heißt dieses "Pirates of the Caribbean"-Abenteuer "Dead Man's Chest". Das ist ein Zitat aus dem Seeräuberlied in dem Roman "Die Schatzinsel" und bezieht sich dort auf eine Schatztruhe. Bezogen auf den Film wird es doppeldeutig, denn "chest" heißt auch Brustkorb - und um den Brustkorb eines (Un)Toten geht es hier allemal. Beziehungsweise um das, was sich unter dem Brustkorb verbirgt...

Jack Sparrow (Johnny Depp) versucht, das Herz von Davy Jones (Bill Nighy) wiederzubeschaffen, damit er seine Seele nicht an Jones verliert. Aber Freund und Feind sind aus unterschiedlichen Gründen ebenfalls hinter dem Herz her.

Nach dem Überraschungsriesenerfolg von "Pirates of the Caribbean" im Jahr 2003 hatten Walt Disney Pictures Nägel mit Köpfen gemacht und gaben gleich zwei Fortsetzungen auf einmal in Auftrag, die direkt hintereinander gedreht werden sollten. Vertraut wurde dem selben Team aus Produzent Jerry Bruckheimer, Regisseur Gore Verbinski und dem Drehbuchautorenduo Ted Elliot und Terry Rossio. Letztere wurden vom "Matrix"-Virus befallen: Nachdem der erste Film ein Überraschungs-Hit wird, werden gleich zwei weitere Produktionen in Auftrag gegeben, ohne dass man weiß, was für eine Geschichte man überhaupt erzählen will (und kann). Und Elliot und Rossio plagten sich mit ihrem Drehbuch so lange, dass Disney schon drohten, die Produktion platzen zu lassen. Schließlich behalf man sich, dass die Autoren bei den Dreharbeiten dabei waren und fortwährend an ihrem Skript schreiben.

Keine allzu gute Ausgangsposition für den Abenteuerfilm, der logistisch einem Mega-Unternehmen glich und über ein Budget von sagenhaften 225 Millionen Dollar verfügte. Gedreht wurde diesmal wieder vor Ort, aber anders als beim ersten Teil nicht nur auf St. Vincent (wo man die weiter bestehenden Kulissen nutzen konnte), sondern auf zahlreichen Karibik-Inseln, wobei der Einfall des Drehteams den kleinen Inselstaat Dominica an den Rande des Kollaps brachte, als das 500 Personen starke Drehteam fast die gesamten Straßen der Insel verstopfte. Glück hatte man, dass die zahlreichen Hurricanes, die durch die Karibik zogen, vergleichsweise geringen Schaden anrichteten. Diesmal verfügte man auch über vier seetüchtige Schiffe, die auf beiden Seiten jeweils anders angemalt waren, um auf der Leinwand eine noch größere Anzahl vorzutäuschen. Unter dem Aufbau von Jack Sparrow's Schiff "Black Pearl" verbarg sich ein Öltanker.

Viele Computereffekte mussten auf einzelne Charaktere verwendet werden. Während Stellan Skarsgard für seinen Bootstrap Bill ganz altmodisch für jeden Tag vier Stunden im Stuhl des Maskenbildners sitzen musste, konnte Bill Nighy mit einem Motion Capture-Anzug herumlaufen, über den dann seine Figur nachträglich per Computer animiert wurde. Die ganzen Mühen der technischen Abteilungen wurden von der Industrie und der Presse mit zahlreichen Preisen und Nominierungen gewürdigt: Das Spezialeffekte-Team gewann einen "Oscar" und einen Britischen Filmpreis; zudem wurden die Kulissen, der Tonschnitt und die Tonmischung nominiert. Johnny Depp war erneut für einen Golden Globe als "Bester Hauptdarsteller" vorgeschlagen.

Kein Zweifel, dass der zweite Teil qualitativ nicht mit dem ersten mithalten kann - mit 150 Minuten ist er überlang geraten, und die Handlung mäandert vor sich hin, was mit hohem Tempo wettgemacht werden soll. Die Kritiken waren nur gemischt, aber das Entscheidende tat sich vor den Kinokassen: Die Schlangen nahmen kein Ende. "Dead Man's Chest" ist bis heute der erfolgreichste Teil der "Pirates of the Caribbean"-Saga und stellte mit 135 Millionen Dollar den Rekord für das beste US-Startwochenende auf. 2006 wurde er sowohl der erfolgreichste Film in den USA als auch mit einem Umsatz von einer Milliarde Dollar weltweit. Die Zuschauer konnten von dem atemberaubenden Spektakel nicht genug bekommen.

"Ich hatte einen Riesenspaß, dem Film dabei zuzusehen, wie er von einer Szene zur nächsten rast, sei es eine Verfolgungsjagd, ein Schwertkampf oder eine Schlacht auf der See", schrieb Kritiker Ted Murphy für "Murphy's Movie Review".



"The Book of Eli", ARD, 23:40 Uhr:
30 Jahre nach der atomaren Apokalypse kämpft sich ein einsamer Reisender (Denzel Washington) zur Westküste der USA durch, um ein geheimnisvolles Buch abzuliefern, welches die Geheimnisse zum Überleben der Menschheit beinhalten könnte.

Neun Jahre hatten die Hughes Brothers seit "From Hell" keinen Film gedreht, dann meldeten sie sich mit diesem in Monochrom gedrehten, 80 Millionen Dollar teuren Abenteuerfilm zurück. Neben seinem sehr spezifischen Aussehen machte der Streifen vor allem wegen seiner spektakulären Kampfszenen auf sich aufmerksam: Washington trainierte monatelang mit Kampfchoreograph Jeff Imada und dem philippinischstämmigen Martial Arts-Trainer Dan Inosanto die komplexen Bewegungen des Kali, einer philippinischen Martial Arts-Variante. Gedreht wurde dann in New Mexico.

Die Kritiker waren gespalten. Der religiös verbrämte Inhalt und die Uneinheitlichkeit der unterschiedlichen Sequenzen und des Tonfalls werden durch die Energie und den eleganten Spaß, mit dem die Hughes Brothers dem Unterfangen einheizen, aufgewogen. "Allen und Albert Hughes inszenieren einige beeindruckende Szenen, darunter komplex choreographierte Kampfszenen und ein atemberaubendes Duell, das von einer einzigen umherkreisenden Kameraeinstellung festgehalten wird", schrieb Kritiker Jim Schembri für das australische Magazin "The Age".



"Female Agents - Geheimkommando Phoenix", ARD, 01:30 Uhr:
Mai 1944. Eine Gruppe französischer Frauen und Widerstandskämpferinnen wird vom Britischen Sonderkommando beauftragt, einen britischen Armee-Geologen, der für die geplante Invasion in der Normandie die Strände ausgekundschaftet hatte und von den Deutschen gefangen genommen wurde, zu befreien. Unter dem Kommando von Louise Desfontaines (Sophie Marceau) und ihrem Bruder Pierre (Julien Boisselier) muss sich die Gruppe beeilen, denn ein deutscher SS-Oberst (Moritz Bleibtreu) ist kurz davor, den Plan der Invasion aufzudecken.

Regisseur und Drehbuchautor Jean-Paul Salomé ("Das Chamäleon") las 2004 in der Zeitung die Todesanzeige von Lise de Baissac, einer Spezialagentin, die im Zweiten Weltkrieg eigene Operationen geleitet und dabei mehrfach ihr Leben riskiert hatte. Nach dem Krieg wurde sie dafür mehrfach ausgezeichnet. Salomé hielt diese Geschichte für erzählenswert und dichtete eine Rekrutierungsgeschichte und den Plot um die Landung in der Normandie dazu. Mit der Realität hatte das wenig zu tun, aber es reichte für einen guten Abenteuerfilm (wobei der Streifen in Deutschland nur auf Disc erschien). "Frauen im Schatten" (so der übersetzte Originaltitel "Les femmes de l'ombre") gelang 2008 die Balance zwischen Unterhaltungskino und der stimmigen Würdigung des Widerstands und der Opfer der Deutschen.

An den Kinokassen floppte die 17 Millionen Euro teure französische Produktion, aber immerhin gab es eine Cesár-Nominierung für die "Besten Kostüme" und einiges Lob von Kritikern. So meinte Louise Keller von "Urban Cinephile": "Salomé schafft es, eine ernüchternde Darstellung der Widerstandsbewegung zu geben, indem er klar zeigt, welcher Preis gezahlt werden musste. Man erwärmt sich für jeden der Charaktere, während man den Windungen und Wendungen der komplizierten Handlung folgt, die uns durch Verrat und Triumph führt."

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