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V wie Vendetta mit Hugo Weaving
V wie Vendetta mit Hugo Weaving
© Warner Brothers

TV-Tips für Sonntag (7.6.): Revolution à la Wachowski

Pro7 zeigt Meisterwerk "V wie Vendetta"

Auf Pro7 kracht es heute ganz gewaltig - und nirgends besser als im Spätprogramm mit dem Thriller "V wie Vendetta", der grandiosen Verfilmung des Comics von Alan Moore, die in der Realität durchaus Einfluss auf die "Occupy"-Bewegung ausgeübt hat.

"Independence Day", Pro7, 20:15 Uhr:

Die Außerirdischen kommen, und ihr Ziel ist es zu zerstören und zu beherrschen. Die beste Waffe der Menschheit, um deren überlegende Technologie zu bekämpfen, ist der Wille zu überleben.

Als "Independence Day" 1996 in die Kinos kam, war der wichtigste Teil der Arbeit schon abseits der eigentlichen Produktion, die über ein Jahr dauerte und erst kurz vor Veröffentlichung der 75 Millionen Dollar teuren Produktion beendet war, erledigt: Selten hatte es eine so riesige und so erfolgreiche Werbekampagne gegeben wie für diesen Science Fiction-Film. 20th Century Fox hatten einen Spot für 1,3 Millionen Dollar beim Super Bowl gebucht - seitdem ist es Tradition geworden, große Hollywood-Produktionen bei diesem wichtigsten Sportereignis der USA zu bewerben - und effektive Teaser und Trailer veröffentlicht, von denen der bekannte Filmkritiker Roger Ebert meinte, sie seien "wirklich brillant". Es gelang dem Studio, dem Streifen eine echte "muss ich sehen"-Stimmung mitzugeben.

Das machte sich an den Kinokassen mehr als bezahlt: Mit 817 Millionen Dollar Umsatz weltweit wurde "Independence Day" der mit weitem Abstand erfolgreichste Streifen des Jahres - und trotz der Vorwürfe, das Werk sei fürchterlich nationalistisch in seiner Zeichnung der USA als Retter der Welt, kam das meiste Geld dabei aus dem Ausland.

Die Idee zu dem Film war Regisseur Roland Emmerich zwei Jahre zuvor während seiner Werbetour für seinen Science Fiction-Film "Stargate" gekommen. Zusammen mit seinem Schreib- und Produktionspartner Dean Devlin erarbeitete er während eines einmonatigen Arbeitsurlaubs in Mexiko das Drehbuch heraus, das im Grunde die Idee von "War of the Worlds" variiert. Mit einer hochkarätigen Besetzung (unter anderem Will Smith, Jeff Goldblum und Bill Pullman) und einem Riesenteam an Spezialeffekte-Künstlern machte man sich an die Umsetzung. Damals rekordmäßige rund 3000 Spezialeffekte arbeitete man in die Produktion ein, viele davon praktische mit Modellen und Explosionen (so der berühmte money shot vom explodierenden Weißen Haus), und nicht nur am Computer hergestellte. Und dabei lieferten alle Beteiligten hervorragende Arbeit ab: Der Film gewann den "Oscar" für die "Besten Spezialeffekte" und war für den "Besten Ton" nominiert.

Am Ende machte "ID4" sein Geld als spannendes Spektakel, weniger als originelle Geschichte mit faszinierenden Charakteren, so dass er heute zwar immer noch bekannt ist, aber nicht unbedingt geliebt wird. Emmerich und Fox werden kommendes Jahr sehen, wie weit die Faszination mit dem Original wirklich trägt, wenn sie genau 20 Jahre später mit der Fortsetzung auf die Leinwände kommen werden. Immerhin ist "Independence Day" noch immer der bekannteste Streifen des deutschen Filmemachers.

Ein schwedischer Zuschauer meint: "Stört euch nicht an der fehlenden Logik! Stört euch nicht an den dämlichen Dialogen, die sich am Rande des Idiotischen bewegen! Das ist großes Action-Kino. Und daran gibt es nichts zu deuteln."



"V wie Vendetta", Pro7, 23:15 Uhr:
Großbritannien ist Mitte dieses Jahrhunderts an die religiöse Rechte gefallen: Ein Militär- und Überwachungsstaat, der Homosexuelle und Muslime wegsperrt, den ewigen Krieg gegen den Terror ausgerufen hat und das Volk mit Ausgangssperren und seicht-manipulativer Fernsehunterhaltung ruhig stellt - und sich selbst hemmungslos bereichert. Doch das System bekommt Risse, als sich die Wege einer Fernsehangestellten (Natalie Portman) und einem als Guy Fawks maskierten Freiheitsrebellen (Hugo Weaving) kreuzen.

Die Wachowski Brothers adaptierten 2005 den Comic von Alan Moore aus dem Jahr 1988, für den Produzent Joel Silver sich die Filmrechte bereits bei Erscheinen gesichert hatte. Der Autor zeigte sich mit dem Endergebnis gar nicht zufrieden - mit seiner Meinung stand er allerdings ziemlich singulär da. Denn dieser Thriller ist pures Kino, nicht bloß aufgeblasenes Fernsehen: James McTeigue - bis dahin Regieassistent der Wachowskis unter anderem bei deren "Matrix"-Trilogie - blendet in seinem Regiedebüt Bild, Ton, Musik und Schauspielkunst zu einem großartigen, visuell beeindruckenden, mitreißenden Ganzen und beweist, dass spannende und durchaus auch action-haltige Unterhaltung nicht den Intelligenzquotienten senken muss. Ein bis in die kleinsten Nebenrollen (Eddie Marsan, Roger Allam, Sinead Cusack, John Hurt, Tim Pigott-Smith, John Standing, Stephen Rea) exzellent besetztes britisches Ensemble verleiht jeder Figur unverwechselbare Züge und Dreidimensionalität, die nicht vermuten lässt, dass alles als Comic begann...

Gedreht wurde die Warner Brothers-Produktion in den Babelsberger Filmstudios und in London. Für die Schlussszene bei Big Ben wurden die Straßen rund um das Regierungsviertel in Westminster für drei Stunden in der Nacht für die Filmcrew gesperrt - um das zu erreichen, hatte das Studio neun Monate lang mit 14 verschiedenen Regierungsorganisationen verhandeln müssen.

Kritiker Lou Loumenick von der "New York Post" meint: "Gerade als man sich fast damit abgefunden hatte, die großen Hollywood-Produktionen als gehirntot aufzugeben, kommt dieser umstrittene und fröhlich-subversive Film daher - ein Stück firmenfinanzierter Kunst, die das Publikum dazu bringt, zu einem bombenlegenden Anarchisten zu halten."



"Micmacs - Uns gehört Paris!", ARD, 23:50 Uhr:
Ein Mann (Danny Boon) und seine Freunde entwickeln einen komplexen und originellen Plan, um zwei große Waffenhersteller zu ruinieren.

Klein gegen Groß - auf diese Formel lässt sich diese einfallsreiche alberne Komödie von Jean-Pierre Jeunet ("Mathilde - Eine große Liebe") bringen, die vielleicht ein bisschen zu skurril ist, als es ihr (und den Zuschauern) gut tut, aber besonders Fans des Filmemachers durch dessen zahlreiche Anspielungen auf seine eigenen und fremde Werke reizen dürfte. Jeunet besuchte zur Recherche der Handlung belgische Waffenhändler. Einige der Dialoge im Film stammen laut des Regisseurs und Drehbuchautors direkt aus den realen Gesprächen mit diesen Händlern, und eine Maschine, die im Film sabotiert wird, entspricht einer der Maschinen, die Jean-Pierre bei einem seiner Rundgänge gesehen hatte. Gedreht wurde hauptsächlich an Originalschauplätzen in und um Paris.

Trotz der guten Kritiken floppte die mit umgerechnet 42 Millionen Dollar teure Produktion an den Kinokassen und spielte weltweit nur 16 Millionen Dollar ein. Kritiker Bill Gibson schrieb für "Pop Matters": "Der Film ist so phantasievoll, so visuell einfallsreich und spielerisch, dass wir die Schwächen des Films locker übersehen können - auch wenn sie manchmal genau das bedrohen, was uns hier Spaß macht."



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