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Papillon mit Steve McQueen
Papillon mit Steve McQueen
© Sony Pictures

TV-Tips für Freitag (4.9.): Steve McQueen frei wie ein Schmetterling

3sat zeigt Meisterwerk "Papillon"

Es darf gelacht werden im Sat1-Hauptprogramm mit Jennifer Aniston und im ARD-Nachtprogramm mit Jean Dujardin, aber zwischendrin geht es auf Herz und Tränendrüse mit dem Meisterwerk "Papillon" im 3sat-Spätprogramm, einem Muss mit Steve McQueen und Dustin Hoffman.

"Umständlich verliebt", Sat1, 20:15 Uhr:
Nach sieben Jahren dämmert es Wally Mars (Jason Bateman), dass er mit seiner Samenspende der Vater des Jungen seiner besten Freundin (Jennifer Aniston) ist.

Allan Loeb ("Das Schwergewicht") adaptierte für diese Miramax-Komödie von 2010 - der letzten der Produktionsgesellschaft unter dem Disney-Banner, bevor das Haus mit der Maus die Firma weiterverkaufte - die Kurzgeschichte von Jeffrey Eugenides, die 1996 in "The New Yorker" veröffentlicht worden war. In New York City wurde das Werk dann auch gedreht.

Und manchmal spiegelt sich auf der Leinwand das wahre Leben wieder: Die im Film befreundeten Bateman und Aniston kennen sich im wahren Leben seit 20 Jahren und sind ebenfalls "in echt" befreundet. Der Chemie zwischen den gewinnenden Darstellern, zu denen auch Juliette Lewis, Jeff Goldblum und Patrick Wilson gehören, half das schon mal sehr, ebenso wie die interessante Idee des Streifens des Regisseurduos Josh Gordon und Will Speck ("Die Eisprinzen"). Aber daraus macht das Drehbuch dann ingesamt zu wenig und greift zu sehr auf Klischees romantischer Komödien zurück. An den Kinokassen floppte "The Switch" (so der Originaltitel) dann auch.

Kritiker Trevor Johnson schrieb für "Time Out": "Der Film ist sehr amüsant, aber nicht ausreichend genug, um seine entscheidende Unbeholfenheit zu übertünchen, zu viel auf einmal zu wollen."




"Papillon", 3sat, 22:35 Uhr:
Ein Mann (Steve McQueen) freundet sich mit einem anderen Kriminellen (Dustin Hoffman) an, als sie ihre Haft auf einer furchtbaren Gefängnisinsel antreten, und diese Freundschaft inspiriert ihn zu einem Fluchtplan.

1969 veröffentlichte der Franzose Henri Charrière seine Memoiren, in denen er schilderte, wie er - unschuldig wegen Mordes verurteilt - 1945 nach 14 Jahren Haft von der berüchtigten Île du Diable, der Teufelsinsel, die 13 Kilometer vor der Küste von Französisch-Guayana in Südamerika liegt, zu fliehen versucht. Es war immer umstritten, wie viel von den Geschehnissen in "Papillon" - der Titel bezieht sich auf den auf Charrière's auf die Brust tätowierten Schmetterling - wahr ist, aber Hollywood war das egal. Es war einfach eine verdammt gute Geschichte.

Allied Artists sicherten sich die Rechte an dem Buch und engagierten Regisseur Franklin J. Shaffner ("Planet der Affen"), der das Drama 1973 aufwendig in Szene setzte. Auf Jamaika und in Spanien wurden die Gefangenenlager nachgebaut. Charrière war als Berater dabei vor Ort, um die Filmemacher zu größtmöglicher Authentizität anzuhalten. Aufgrund der Dreharbeiten in teilweise schwer zugänglichen Landschaften schossen die Kosten für die Produktion in die Höhe, aber der Atmosphäre des von Kameramann Fred Koenekamp exzellent gefilmten Streifens war es enorm zuträglich.

Analog dazu verlangte auch McQueen mit 2 Millionen Dollar eine hübsche Summe für seine Arbeit und verlangte vertraglich, vor Hoffman im Vorspann genannt zu werden, zahlte das aber mit einer großartigen Leistung - manche meinen, seiner besten - zurück und erhielt eine Golden Globes-Nominierung. Dazu wurde noch Jerry Goldsmith für die "Beste Musik" für einen "Oscar" nominiert.

Das Meisterwerk, brutal und kompromisslos und zugleich inspirierend und stets fesselnd, war ein Riesenhit, in Deutschland, aber auch besonders in den USA, wo er als vierterfolgreichster Streifen des Jahres durch's Ziel ging. Das 13 Millionen Dollar teure Werk erlöste allein dort 53 Millionen Dollar.

Ein türkischer Zuschauer schwärmt: "Nach 'The Shawshank Redemption' ist dies der zweitbeste 'Sehnsucht nach Freiheit'-Streifen. Zwei großartige Schauspieler schaffen es, einem Enttäuschung, Freude, Loyalität, Geduld, Hoffnung, Wahnsinn, Freundschaft und Traurigkeit perfekt zu vermitteln. Jede einzelne Szene hat so viel zu sagen. Ein Muss!"



"OSS 117 - Der Spion, der sich liebte", ARD, 01:15 Uhr:
Geheimagent OSS 117 (Jean Dujardin) düpiert Nazis, bettet diverse Schönheiten und bringt dem Nahen Osten Frieden.

Eigentlich ist die Figur des Agenten OSS117 alias Hubert Bonisseur de La Bath eine ernstgemeinte Figur aus der Feder des französischen Vielschreibers Jean Bruce, der 1949 erstmals eine Geschichte mit dem Spion veröffentlichte und dann insgesamt 88 Romane mit diesem Charakter verfasste. In den fünfziger und sechziger Jahren brachten insgesamt sieben Filme OSS 117 auf die Leinwände, zuletzt 1970.

36 Jahre darauf kehrte der Agent wieder auf die Leinwand zurück - allerdings diesmal deutlich weniger ernst gemeint. Regisseur Michel Hazanavicius und sein Darsteller Dujardin, die 2011 mit "The Artist" gemeinsam zu Welt- und "Oscar"-Ruhm kommen sollten, machten sich an eine liebevolle Hommage und Parodie auf die James Bond-Streifen der sechziger Jahre (worauf der deutsche Titel anspielt). OSS 117 kommt hier als ein selbstgefälliger, kulturell ignoranter, dusseliger und politisch inkorrekter Trottel daher - der trotzdem irgendwie den Bogen raus hat.

Hazanavicius rekonstruiert derweil detailgetreu die Art und Weise von sechziger Jahre-Produktionen mit dem Verzicht auf aufwendige Kamerabewegungen, greift stattdessen auf offensichtliche Rückprojektionen und klar bei Tage gedrehten und dann per Blau-Filter zu Nachtszenen umgewandelten Tagesszenen zurück, die für ein Retro-Gefühl sorgen. Auch Ausstattung, Musik und Kostüme erinnern an die Sechziger, womit der Film selbst anachronistisch ist, spielt er doch zur Zeit kurz vor der Suez-Krise 1955.

Die Kritiker waren angetan von dieser cleveren Komödie mit dem großartigen Jean Dujardin, so dass "OSS 117: Le Caire, nid d'espions" ("Kairo, Nest der Spione", so der Originaltitel) mit über zwei Millionen Zuschauern in Frankreich ein solch großer Erfolg wurde, dass 2009 ein weiteres Abenteuer mit dem Agenten in "Er ist sich selbst genug" folgte. In Deutschland kam der Streifen dagegen nicht mal in die Kinos, sondern nur auf DVD heraus, wobei sich Oliver Kalkofe um die Synchronisation kümmerte.

Das Werk wurde für fünf Césars, die französischen "Oscars", nominiert: Für den "Besten Hauptdarsteller", das "Beste adaptierte Drehbuch", die "Beste Kamera", die "Besten Kostüme" und die "Beste Ausstattung" (letztere gewann).

Kritiker Rob Thomas lobte für "Capital Times": "Es gibt keine riesigen Schenkelklopfer - obwohl ich bei der Hahnenkampfszene schon einen ziemlichen Lachkrampf hatte - aber der konstant clevere und amüsante Film provoziert viel Grinsen."



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