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Batman Begins mit Christian Bale und Cillian Murphy
Batman Begins mit Christian Bale und Cillian Murphy
© Warner Bros.

TV-Tips für den Tag der deutschen Einheit (3.10.): Batman räumt auf

Pro7 zeigt Meisterwerk "Batman Begins"

Gleich zwei Meisterwerke gibt es am Einheitstagabend: Pro7 punktet wieder mit einem Christopher Nolan-"Batman"; diesmal im Spätprogramm mit dem ersten der Christian Bale-Trilogie. Zugleich lädt das ZDF zu einer Finanzgeldsause mit Leonardo DiCaprio in "The Wolf of Wall Street".

"Schtonk!", Arte, 20:15 Uhr
Ein Kunstfälscher (Uwe Ochsenknecht) verkauft einem Journalisten (Götz George), der verzweifelt hinter einer großen Story her ist, die angeblichen Tagebücher von Adolf Hitler.

Die besten Geschichten schreibt offenbar tatsächlich das Leben selbst. Und hier ist es eine, die Geschichte geschrieben hat - eine, die zu absurd erscheint, als dass sie wahr sein sollte, und doch hat sich mehr oder minder all das, was Regisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl ("Zettl") hier 1992 erzählte, neun Jahre zuvor in der Realität so abgespielt. Der Filmemacher musste für seine deutsche Komödie gar nicht mehr so viel dazu geben, um die gesellschaftliche und mediale Doppelmoral der Bundesrepublik auf's Korn zu nehmen, die offiziell den Nationalsozialismus und das Dritte Reich verdammt, aber zugleich davon fasziniert ist und vor allem damit Geld verdienen will.

Dietl arbeitete sich zwei Jahre in die Geschehnisse von 1983 ein, so dass "Schtonk!" mit vielen exakten Details aufwarten kann. Der "Stern" hatte damals für 9,3 Millionen Mark von dem Maler Konrad Kujau dessen gefälschte Hitler-Tagebücher erworben und großspurig behauptet, dass "die Geschichte des Dritten Reiches teilweise umgeschrieben werden" müsse. Es brauchte keinen Tag nach der ersten Veröffentlichung, dass das Bundeskriminalamt die Bücher als Fälschung auffliegen ließ. Unter anderem waren Papier, Farben und Klebstoff der Bände vor 1945 überhaupt nicht hergestellt worden. Ein, wenn nicht der größte Medienskandal Deutschlands war perfekt.

Die Neue Constantin-Produktion wird getragen von den hervorragenden Leistungen eines beeindruckenden Ensembles, zu dem neben anderen noch Christiane Hörbiger, Dagmar Manzel, Veronica Ferres, Harald Juhnke, Ulrich Mühe, Martin Benrath, Hermann Lause und Karl Schönböck gehören. "Schtonk!" - der Name zitiert ein Wort aus den Kauderwelsch-Reden des Diktators Adenoid Hynkel in Charlie Chaplin's "The Great Dictator" - präsentiert sich als freches und groteskes Possenspiel, dessen einzelne Szenen manchem Betrachter maßlos übertrieben erscheinen mögen. Sie sind es (leider) nicht.

Mit 2,1 Millionen Zuschauern wurde der Streifen ein großer Erfolg und erhielt Nominierungen für den "Oscar" und den Golden Globe als "Bester nicht englischsprachiger Film". Bei den Deutschen Filmpreisen gewannen der Film, Regisseur Dietl und Hauptdarsteller George, der damit Ochsenknecht schlug, welcher ebenfalls nominiert war.

Einem niederländischen Zuschauer hat es gefallen: "Die visuelle, verbale und musikalische Witzdichte ist hoch, und das Ganze ist superb gespielt und in hohem Tempo erzählt."



"The Wolf of Wall Street", ZDF, 22:00 Uhr
Ein junger Mann (Leonardo DiCaprio) steigt innerhalb kurzer Zeit in den Neunzigern zu einem der reichsten Börsenmakler der USA auf und lebt das ganz große Leben mit Partys, Luxus und Drogen. Doch seine hauptsächlich auf Betrug aufgebaute Existenz wird durch einen Bundesermittler (Kyle Chandler) ins Wanken gebracht.

Noch ein Film, der eine wahre Geschichte erzählt, die man in ihrer Krassheit für eine erfundene halten könnte. Aber selbst die absurde Episode mit der sinkenden Luxusyacht ist wahr. Jordan Belfort heißt der hier von Leonardo DiCaprio famos dargestellte Börsenmakler, der 2007 unter dem Titel "The Wolf of Wall Street" seine Autobiographie veröffentlicht hatte. Das Buch erregte sofort die Aufmerksamkeit Hollywoods, und DiCaprio trat für Warner Brothers gegen Brad Pitt für Paramount Pictures im Bieterwettstreit um die Verfilmungsrechte an. DiCaprio setzte sich mit seiner Firma Appian Way Productions durch.

Warner Brothers wollten 2010 Ridley Scott ("The Martian") für den Regieposten, verabschiedeten sich dann jedoch gänzlich aus dem Projekt, so dass sich Produzent DiCaprio an die Konkurrenz von Paramount wandte, die sich an der Finanzierung des 100 Millionen Dollar schweren Projekts beteiligten. Leonardo konnte dann Martin Scorsese für die Regie gewinnen, mit dem er bereits viermal zusammen gearbeitet hatte.

Scorsese erwies sich als der richtige Mann: Er und DiCaprio zeigten sich in ihrer unwiderstehlich dynamischsten Form, dieses Drama - das in weiten Teilen wie eine wilde Farce wirkt - witzig, selbstbezüglich und mit exzessiver Respektlosigkeit auf die Leinwand zu bringen. Eine Szene mit Leonardo und Jonah Hill muss man gesehen haben, um es glauben zu können. Wegen der Drogen- und Sexszenen und vor allem des mehr als 500 Mal gebrauchten Kraftausdrucks "fuck" in all seinen Konjugationen bekam die in New York City und New Jersey gedrehte Produktion Schwierigkeiten bei manchen Zensoren: Malaysia, Nepal, Simbabwe und Kenia verboten den Streifen sogar ganz.

Filmgeschichte schrieb "The Wolf of Wall Street" aber aus einem anderen Grund: Paramount entschieden sich, das Meisterwerk nur noch digital in die Kinos zu bringen und schlossen so als erstes großes Filmstudio den 35mm-Zelluloidfilm erstmals aus dem Verleihprozess aus. Zuvor hatte schon Scorsese - ein großer Verfechter von Zelluloid - schwer mit sich gerungen, ob er nicht wie schon bei "Hugo Cabret" nur digital drehen sollte, dann aber für eine Mischung aus traditioneller und digitaler Aufnahme entschieden.

Meistens haben die Werke des Filmemachers gute Kritiken erhalten - "The Wolf of Wall Street" machte da keine Ausnahme - wurden aber an den Kinokassen keine besonders großen Erfolge. Nicht so dieses Opus, das mit weltweit 392 Millionen Dollar sehr gut abschnitt und damit Martin's umsatzstärkster Film seiner Karriere ist.

"The Wolf of Wall Street" wurde von vielen Kritikern auf ihre Jahresbestenlisten gesetzt und fünfmal für den "Oscar" nominiert: Als "Bester Film", für die Regie, das adaptierte Drehbuch, für Hauptdarsteller DiCaprio und Nebendarsteller Hill.

Kritiker Anthony Morris schrieb in "The Vine": "Martin Scorsese zieht alle Register seiner raffinierten Tricks, um diese relativ eintönige Geschichte in eine dreistündige Achterbahnfahrt zu verwandeln, die nur ermattet wirkt, wenn es wesentlich für die Handlung ist."



"Batman Begins", Pro7, 22:55 Uhr
Nachdem er von seinem Mentoren (Liam Neeson) trainiert worden ist, macht sich Batman (Christian Bale) daran, das von Kriminalität gepeinigte Gotham City von der Korruption zu befreien, welche die Vogelscheuche (Cillian Murphy) und die Schattenliga über die Stadt gebracht haben.

Satte acht Jahre ruhte die "Batman"-Saga, die Joel Schumacher mit seinem grausamen "Batman und Robin" 1997 auf alle Zeiten diskreditiert zu haben schien. Doch dann kam Christopher Nolan. Das Interesse war 2005 sicherlich da, aber niemand konnte vorausahnen, wie grandios der Brite den Fledermaus-Mann wiederbeleben würde. Zunächst mal war Schluss mit lustig - dieser Batman hat Gravitas.

Und statt Chris O´Donnell, Arnold Schwarzenegger und Alicia Silverstone gab es jetzt Christian Bale, Michael Caine, Liam Neeson, Gary Oldman, Morgan Freeman, Tom Wilkinson...ein phantastisches Kinoerlebnis im doppelten Wortsinne, das die Basis für den Megaerfolg "The Dark Knight" legte, der drei Jahre später Kassenrekorde pulverisieren sollte. "Batman Begins" ist düster, aufregend, intelligent, mit einer brütenden Stimmung. Nolan's damaliger Standard-Kameramann Wally Pfister wurde für einen "Oscar" nominiert - eine von vielen Nominierungen und Preisen, welche der Abenteuerfilm erhielt. Ungewöhnlich für eine Comic-Verfilmung, aber dieser Qualität konnte sich halt niemand entziehen.

Der mit 150 Millionen Dollar recht teure Streifen - nach dem vorher genannten "Batman und Robin"-Flop für Warner Brothers sicher ein Risiko - machte sich bezahlt: Weltweit spielte "Batman Begins" 374 Millionen Dollar ein.

"Wenn es nur einen 'Batman'-Film gibt, den jeder sehen sollte, dann diesen hier", lobte Chris Sawin für "Examiner.com". "Ein Superheldenfilm mit einer düsteren Tonlage, der sehr gut geschrieben ist und durch die Bank unglaubliche Schauspieler aufweist."



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