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Kill Bill: Volume 1 mit Uma Thurman
Kill Bill: Volume 1 mit Uma Thurman
© Buena Vista

TV-Tipps für Samstag (22.4.): Uma Thurman steht von den Toten auf

3sat zeigt Meisterwerk "Kill Bill: Volume 1"

Je später der Samstagabend, desto besser die Spielfilme. Kinofans haben im Spätprogramm die Auswahl zwischen Action à la Quentin Tarantino mit dessen Meisterwerk "Kill Bill: Volume 1" auf 3sat oder der vergnüglichen Komödie "Besser geht's nicht" in der ARD mit einem Oscar-gekrönten Jack Nicholson in Hochform.

"Kill Bill: Volume 1", 3sat, 23:05 Uhr
Die Braut (Uma Thurman) wacht aus einem vierjährigen Koma auf. Ihr ungeborenes Kind ist gestorben. Nun will sie Rache üben an den Attentätern (Lucy Liu, Michael Madsen, Daryl Hannah and Vivica A. Fox), die sie verraten haben - einem Team, dem sie einst angehörte.

Nach seinem kommerziell enttäuschenden dritten Film "Jackie Brown" von 1997 nahm sich Quentin Tarantino ("The Hateful Eight") viel Zeit für sein nächstes Werk - um dann um so wuchtiger auf die Leinwände zurückzukommen. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind nicht gerade die hervorstechenden Charaktereigenschaften des Filmemachers, was sich alleine schon an den Laufzeiten seiner Streifen zeigt, die selten unter zweieinhalb Stunden einlaufen. Aber mit den vier Stunden, die "Kill Bill" dauern sollte, den er 2003 Miramax Films und dessen Chef Harvey Weinstein vorlegte, dämmerte es selbst dem damals 39-Jährigen, dass dies ein bisschen viel von den Zuschauern verlangen würde. Zumal Weinstein berüchtigt dafür ist, notfalls seinen Regisseuren den Film zu entwinden und auf eine kürzere Spielzeit herunterzuschneiden.

Doch der hitzköpfige Produzent und der starrsinnige Filmemacher kamen zu einer Lösung, mit der beiden gedient war: "Kill Bill" wurde in zwei Teile getrennt. "Volume I" kam im Oktober 2003 in die Kinos, "Volume II" ein halbes Jahr später. Weinstein konnte sich über ein doppeltes Geschäft freuen, Tarantino musste keine Szenen auf dem Schneidetisch opfern.

Die Idee zu dem Thriller stammte noch aus der Zeit von "Pulp Fiction" zehn Jahre zuvor, als Hauptdarstellerin Uma Thurman und Quentin überlegt hatten, mit welchem Stoff man erneut würde zusammen arbeiten können. Im Vorspann taucht daher auch der Titel "Geschichte von Q und U" auf. Der Regisseur und Drehbuchautor arbeitete eineinhalb Jahre an seinem Skript. Für ihn kam keine andere Schauspielerin als Uma Thurman für die ikonische Rolle der Braut in Frage. Als die damals 31-Jährige mit ihrem zweiten Kind schwanger wurde, verschob Tarantino daher die Dreharbeiten: "Wenn Josef von Sternberg bereit ist, 'Morocco' zu drehen, und Marlene Dietrich wird schwanger, dann wartet er auf die Dietrich!"

Quentin schwebte mit seinem Film eine Hommage an die Grindhouse-Filme der Siebziger vor, billig produzierte Streifen, die in Flohkasten-Kinos aufgeführt wurden und die er in seiner Jugend und später als Angestellter eines Videoverleihs gesehen und schätzen gelernt hatte. Er mixte ein Meisterwerk aus Figuren, Motiven, Einstellungen, Musik, gar eine Anime-Zeichentricksequenz aus Martial Arts-, Samuarai- und Blaxploitation-Filmen sowie Spaghetti-Western.

Ein überbordender Zitatenschatz voller Referenzen besonders auf die asiatische Kultur- und Kinogeschichte - auf typische Tarantino-Art mit einer unglaublich einfallsreichen Übersättigung an Stilen. Zwar drehte man die Handlung in chronologischer Reihenfolge, doch wie so oft mischte der Regisseur am Schneidetisch die Zeitebenen. Und die heftige Dosis an brutalen und blutigen Gewaltszenen fehlen natürlich auch nicht und brachten "Volume I" in Deutschland eine Altersfreigabe erst "Ab 18 Jahre" ein.

Für die Kampfszenen engagierte man den erfahrenen chinesischen Martial Arts-Choreographen Woo-Ping Yuen, der bereits mit "The Matrix" vier Jahre zuvor eine US-Produktion betreut hatte. Die Sequenz im Haus der blauen Blätter, in der die Braut mit 88 Yakuza-Soldaten kämpft, brauchte alleine acht Wochen Drehzeit - sechs Wochen länger als geplant. Der Aufwand war auch deshalb so hoch, weil Quentin auf traditionelle Art drehen wollte, mit praktischen Tricks und Stunts unter Verzicht auf Computereffekte - eben wie ein Grindhouse-Streifen dreißig Jahre zuvor entstanden wäre. "Lasst uns so tun, als wären wir kleine Kinder, die einen Super8-Film in unserem Hinterhof drehen, wo man all das Computerzeug nicht hat", umschrieb er das Konzept.

"Kill Bill: Volume I" kostete für sich genommen 30 Millionen Dollar und spielte weltweit 180 Millionen Dollar ein. Neben diesem guten Ergebnis waren es auch die exzellenten Kritiken und die Nominierungen wie die von Uma Thurman als "Beste Hauptdarstellerin" bei den Golden Globes und gleich fünf Nennungen bei den Britischen Filmpreisen (Hauptdarstellerin, Musik, Schnitt, Ton und Spezialeffekte), welche die gelungene Rückkehr von Quentin Tarantino und seiner Welt des Kinos signalisierten.

Ein amerikanischer Zuschauer schwärmt: "Meine Erwartungen an diesen Film waren nach den ersten drei Tarantino-Filmen schon unglaublich hoch. Doch nichts konnte mich auf diesen Streifen vorbereiten. Ich war sprachlos, es hat mich umgehauen. Ich habe bis dahin auch nicht ansatzweise etwas Vergleichbares gesehen. Tarantino malt hier ein expressionistisches Meisterwerk in seinem unvergleichlichen Stil und unter kompletter Missachtung der Konventionen des Kinos. Ein für allemal beweist der Regisseur damit, dass der ganze Hype um seine Person gerechtfertigt ist: Er ist der wagemutigste, originellste und unterhaltsamste Filmemacher seiner Generation. Kino ist selten so aufregend!"



"Besser geht's nicht", ARD, 23:55 Uhr
Eine alleinerziehende Kellnerin (Helen Hunt), ein misanthropischer Autor (Jack Nicholson) und ein schwuler Künstler (Greg Kinnear) beginnen eine spezielle Beziehung, nachdem der Künstler einen Unfall gehabt hat.

Kein Genre ist so schwierig wie das der Komödie. Während sich Menschen vor dem Gleichen gruseln oder mitfiebern, dann finden sie doch sehr unterschiedliche Dinge komisch. Dass eine Komödie wie "As Good as It Gets" 1997 weltweit der sechsterfolgreichste Film des Jahres wurde, ist also bemerkenswert und nicht gering zu schätzen. Wenn ein Streifen so viele Kinogänger gleichzeitig erheitert und anzieht, dann haben die beteiligten Künstler alles richtig gemacht.

Regisseur und Drehbuchautor James L. Brooks erschuf mit dieser hervorragend inszenierten Mischung aus satirischem Gesellschaftsportrait und romantischer Komödie einen liebenswerten Streifen, mit witzigen und tiefgründigen Dialogen, getragen von exzellenten Darstellern. Allen voran Jack Nicholson, der sich mit großer Spiellaune in die charakterlichen Untiefen seiner Figur stürzt.

Die 50 Millionen Dollar teure TriStar Pictures-Produktion setzte weltweit 314 Millionen Dollar um und konnte über 30 Preise einheimsen, darunter zwei "Oscars" und zwei Golden Globes für die beiden Hauptdarsteller Helen Hunt und Jack Nicholson. Dazu kamen noch Academy Award-Nominierungen als "Bester Film", für Greg Kinnear als "Bester Nebendarsteller", für das "Beste Drehbuch", für die "Beste Musik" und für den "Besten Schnitt".

Ein kroatischer Zuschauer schwärmt: "Wie macht man etwas Originelles, Frisches und Skurriles aus absolut nichts außer den Charakteren? Indem man die Charaktere benutzt, nur die Charaktere und nichts Anderes als die Charaktere. Diese simple Formel nutzt James L. Brooks in allen seinen Werken, aber niemals sonst mit so viel Charme, Witz und Gefühl wie hier. Man kann die enge Zusammenarbeit, die sich zwischen dem Regisseur und seinen Schauspielern abgespielt hat, und das gegenseitige Verständnis, das sie füreinander entwickeln, spüren. Solch eine Art künstlerisches Supergebilde sieht man selten so von der Leinwand scheinen."



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