oder
Zwei glorreiche Halunken mit Clint Eastwood
Zwei glorreiche Halunken mit Clint Eastwood
© MGM

TV-Tipps für Samstag (21.10.): Der Gute, der Böse und der Hässliche

ZDF zeigt Meisterwerk "Zwei glorreiche Halunken"

Zum Glück werden die meisten Spielfilmfreunde morgen ausschlafen können, denn für die besten Kinofilme heißt es am Samstagabend lange aufzubleiben. Während Pro7 mit dem vergnüglichen Fantasy-Film "Thor" bereits um Mitternacht startet, dauert es beim ZDF noch ein Stündchen länger, bis das Meisterwerk "Zwei glorreiche Halunken" mit Clint Eastwood beginnt.

"Thor", Pro7, 00:00 Uhr
Der mächtige, aber arrogante Gott Thor (Chris Hemsworth) wird aus seiner Heimat Asgard verstoßen und muss unter den Menschen von Midgard (der Erde) leben, deren bester Verteidiger er wird.

Kenneth Branagh? Wer eine 150 Millionen Dollar teure, Spezialeffekte-lastige Comic-Verfilmung in Auftrag gibt, würde wohl kaum auf den Regisseur kommen, der bisher hauptsächlich Shakespeare-Adaptionen verfilmt hatte und dessen Filme in den nuller Jahren (wie zum Beispiel "The Magic Flute" und "As You Like It") samt und sonders gefloppt waren. Doch Marvel Studios, die bereits bei ihrer ersten ungewöhnlichen Regisseurswahl mit Jon Favreau für "Iron Man" einen Volltreffer gelandet hatten, wagten das Experiment ein zweites Mal – und trafen wieder ins Schwarze.

Der Brite ("Cinderella") zeigte sich der Aufgabe, die Comic-Figur im Rahmen des "Marvel Cinematic Universe" als vierten Part zwischen "Iron Man 2" und "Captain America" auf die Leinwand zu bringen, mehr als gewachsen. Sein Werk von 2011 überzeugt als umwerfendes Abenteuer, welches das mitreißende Spektakel mit Witz, Humor und menschlichem Drama verband. Dabei war Branagh nicht die erste Wahl: Eigentlich wollten Marvel Matthew Vaughn ("X-Men: Erste Entscheidung") engagieren, der aber aus der Produktion wieder ausstieg, als diese sich zu lange hinzog: Ab 2006 waren die Planungen konkret geworden – nachdem es bereits seit 1991 Versuche gegeben hatte, den Comic zu verfilmen – aber erst 2010 fanden die Dreharbeiten in Kalifornien und New Mexico statt, dann mit Sir Ken.

Der und Verleiher Paramount Pictures konnten sich nicht nur über seinen bis dahin mit Abstand erfolgreichsten Film freuen, der weltweit 449 Millionen Dollar einspielte - was gemessen an den anderen Marvel-Filmen indes aber vergleichsweise niedrig war-, sondern auch über positive Kritiken.

"Dieser Film ist ein toller Spaß. Er ist sich seiner eigenen Albernheit bewusst, aber mit vollkommener Integrität und Herz gemacht. Der Streifen ist auch wunderschön anzusehen und sehr gut gespielt. Ein großartiger Sommer-Blockbuster", schwärmte zum Beispiel Will Chadwick für "We Got This Covered".



"Zwei glorreiche Halunken", ZDF, 01:00 Uhr
Drei Banditen (Clint Eastwood, Lee Van Cleef und Eli Wallach) versuchen während des Amerikanischen Bürgerkriegs ein in einem abgelegenen Friedhof vergrabenes Vermögen zu finden.

"Il buono, il brutto, il cattivo" - der Gute, der Böse und der Hässliche, so der Originaltitel - ist nicht nur der möglicherweise beste Western aller Zeiten, sondern eines der großen Meisterwerke des Kinos. Zur Uraufführung 1966 erhielt er dagegen nur gemischte Kritiken, aber Kritikerpapst Roger Ebert gab später zu, dass er in seiner Rezension einen Vier Sterne-Film beschrieb, ihm dann aber nur drei gab, "weil es ja nur ein Spaghetti-Western war, und das konnte ja keine Kunst sein".

Ist es aber doch, und die Ironie des Ganzen liegt darin, dass das wohl beste Exemplar das uramerikanische Genres des Westerns eine italienische Produktion ist, wenn auch mit amerikanischen Schauspielern in den Hauptrollen.

Nach dem Erfolgen von "Per un pugno di dollari" ("Für eine Handvoll Dollar") von 1964 und "Per qualche dollaro in più" ("Für ein paar Dollar mehr") von 1965, in denen Regisseur und Drehbuchautor Sergio Leone Clint Eastwood bereits als "Fremden ohne Namen" hervorragend in Szene gesetzt hatte, wollten die Filmstudios einen weiteren Part nach dem Erfolgsmuster. Leone lieferte in Zusammenarbeit mit drei weiteren Drehbuchautoren eine Geschichte ab, die im Gegensatz zu den beiden Vorgängern nicht nach, sondern während des Amerikanischen Bürgerkriegs spielt und somit ein Vorläufer der zwei Vorgänger ist. Für diese Produktion konnte der Filmemacher einen viel höheren Aufwand treiben - unter anderem wirkten 1500 spanische Soldaten als Komparsen mit und wurde eine eigens gebaute Brücke gesprengt -, weil ihm mit umgerechnet 1,3 Millionen US-Dollar ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung gestellt wurde.

Leone drehte die Innenaufnahmen in den Cinecittà Studios in Rom, die Außenaufnahmen entstanden in Spanien in der Gegend um Burgos und um Almeria, in deren grandioser Landschaft auch viele Hollywood-Produktionen Western und Abenteuerfilme drehen ließen.

"Il Il buono, il brutto, il cattivo" weist viele Markenzeichen von Leone's Stil auf, die er hier zur Vollendung trieb und nochmals zwei Jahre später in "Once Upon a Time in the West" ("Spiel mir das Lied vom Tod") ebenso großartig einsetzen sollte: Kurze Dialoge - die der Italiener im Übrigen nie vor Ort aufnahm, sondern stets später im Studio nachsynchronisieren ließ -, lange Szenen, in den er die Spannung ohne Dialoge und langsam auch durch den Einsatz extremer Nahaufnahmen aufbaut sowie Weitwinkelaufnahmen des Landschaftspanoramas durch Kameramann Tonino Delli Colli. All dies unterlegt mit der phantastischen Musik von Ennio Morricone, die vielleicht noch größeren Bekanntheitsgrad erlangte als der Film selbst.

Wie sehr das Werk mit seiner fesselnden Handlung in die antiautoritäre Zeit der Sechziger passt, zeigt sich inhaltlich an dem Anti-Kriegs-Thema, der kritischen Behandlung von Kapitalismus und Gier sowie den Anti-Helden selbst. Hier reitet kein edelmütiger Henry Fonda oder aufrechter John Wayne mehr in weißer Uniform ein, sondern durchtriebene, nur auf den eigenen Vorteil bedachte Gestalten, die buchstäblich über Leichen gehen.

Mit weltweit 25 Millionen Dollar Umsatz - das entspräche heute rund 190 Millionen Dollar und läge auf dem Zuschauerniveau von "Arrival" im vergangenen Jahr - wurde der Film ein Erfolg, der den Weg für den weiteren Spaghetti-Western "Once Upon a Time in the West" ebnete.

Ein Zuschauer aus Oldwick im US-Bundesstaat New Jersey schwärmt: "Der Film ist lang, aber keine Szene ist hier verschwendet. Jede lässt den Streifen mit einem bestimmten Stil entfalten und enthüllt nach und nach etwas über jede Figur und die Vorgänge. Das Tempo ist unglaublich, ebenso wie die Inszenierung - Sergio Leone schafft es, viel unbehagliche Spannung aufzubauen und das Werk davor zu bewahren, jemals ausrechenbar zu werden. Jedes typische Western-Klischee, das sich denken lässt, wird mit einer originellen Wendung versehen oder komplett zerstört. Auch erwähnenswert ist Ennio Morricone's absolut perfekte Musik."



Hier geht es zum kompletten TV-Programm

Hier streamen



Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.