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TV-Tipp für Dienstag (13.3.): Karl Merkatz spottet der Nazis

3sat zeigt "Der Bockerer"

"Der Bockerer", 3sat, 22:55 Uhr
Ein politisch naiver Wiener Metzger (Karl Merkatz) schlägt sich durch die deutsche Besatzung Österreichs und den Zweiten Weltkrieg durch.

Vor 80 Jahren überquerten zum überwiegenden Jubel der Österreicher deutsche Truppen die Grenze und verleibten sich das Nachbarland ins Deutsche Reich ein. Bundeskanzler Sebastian Kurz hat in einer Gedenkrede eingeräumt, dass die Landsleute damals nicht an Widerstand dachten, sondern im Gegenteil schnell dabei waren, Mitmenschen jüdischen Glaubens zu schikanieren, wegzusperren und zu ermorden. Adolf Hitler hätte sich seine Heimat nicht schöner malen können.

Dieses österreichische Drama aus dem Jahr 1981, das auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ulrich Becher und Peter Preses aus dem Jahr 1948 basiert, erzählt diese Vorgänge im Stil eines Schelmenromans aus der Sicht eines einfachen Mannes, der einfach nicht versteht und verstehen will, dass sich die Zeiten ändern. Führer- und NS-Kult interessieren ihn nicht, seine alten Freunde will er aus politischen oder rassistischen Gründen auch nicht verleugnen. "Ungebrauchte Hakenkreuzfahne billig abzugeben" hängt beispielsweise ein Schild an seinem Geschäft. Der Streifen zeigt dabei alle Schattierungen von Widerstand, Mitläufertum und Regimetreue.

Regisseur Franz Antel, der wie so viele Filmemacher in den Fünfzigern und Sechzigern den deutschsprachigen Publikumsgeschmack mit Schmarrn wie "Frau Wirtin bläst auch gern Trompete" bedienen musste, hatte hier einmal ein hintersinnigeres Material und legte seine beste Arbeit vor, die heute in Österreich Kult ist. Bis 2003 sollte "Der Bockerer" noch drei ebenfalls von Antel inszenierte Fortsetzungen erfahren, in denen Karl Merkatz weiter den Karl Bockerer verkörperte, die aber bei weitem nicht an die Qualität des Orginals heranreichten.

Hauptdarsteller Karl Merkatz erhielt für seine Leistung den Deutschen Filmpreis.

Ein Zuschauer schreibt: "Grantler wie Karl Bockerer, die ihre Antipathie für das System so offen gezeigt hätten, hätten wohl kaum überlebt. Aber der Film zeigt, wie leicht es auch höhere Bildung ist, Unrecht zu durchschauen. Der Wiener Dialekt spielt dabei eine große Rolle, den Spott auszudrücken."



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