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John Bailey
John Bailey
© Richard Harbaugh / AMPAS

Belästigungsvorwürfe gegen Academy-Präsident John Bailey

Vorsitzender darf Amt behalten

(29.03.2018) Update
John Bailey
bleibt Vorsitzender der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Das hat das Membership and Administration Committee vorgestern bekannt gegeben und damit die Vorwürfe gegen den erst seit August amtierenden Kameramann als gegenstandslos hingestellt. Wobei die Academy erklärt, es habe sowieso nicht wie berichtet drei, sondern nur eine Klage wegen sexueller Belästigung gegen Bailey vorgelegen.

"Das Komitee hat einstimmig beschlossen, dass diese Angelegenheit keine weitere Maßnahmen erfordert. Die Erkenntnisse und Empfehlungen des Komitees wurden dem Vorstand übermittelt, der diese Empfehlung gebilligt hat", heißt es in der Pressemitteilung der Academy.

Öffentlich hatte sich John nicht zu den Vorwürfen geäußert, aber in einer Hausmitteilung Stellung genommen. Er sei beschuldigt worden, bei Dreharbeiten vor über einem Jahrzehnt versucht zu haben, eine Frau in einem Transportbus anzufassen. Diese Beschuldigung wies er als unwahr zurück.

(17.03.2018) Akademie untersucht Anschuldigungen

Bei der Oscar-Verleihung Anfang des Monats ist der Komplex der sexuellen Belästigung in der Filmindustrie ein bestimmendes Thema gewesen. Der Ausrichter der Show, die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, hat schon zuvor seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe wegen sexueller Gewalttätigkeit und Belästigung gegen Produzent Harvey Weinstein einige Schritte unternommen, um gewissermaßen einen Selbstreinigungsprozess einzuleiten.

So wurde Weinstein im Oktober kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe aus der Akademie ausgeschlossen. Oscar-Preisträger Casey Affleck, der 2010 zwei Vorwürfe wegen sexueller Belästigung außergerichtlich aus der Welt geschafft hatte, kam mit seinem Verzicht auf die traditionelle Rolle als Präsentator bei der diesjährigen Verleihung einer Ausladung seitens der Academy zuvor, und im Dezember gab sich die Akademie einen Verhaltenskodex, unter dem Disziplinarmaßnahmen oder Ausschluss in Fällen von Missbrauch, Belästigung oder Diskriminierung am Arbeitsplatz festgelegt wurden. Über Vorwürfe würde das Membership und Administration Committe der Academy diskutieren und Empfehlungen zum Vorstand weiterleiten, der dann über Maßnahmen zu befinden hat.

Wie das Schicksal so spielt, hat sich nun die pikanteste aller Konstellationen für die Academy ergeben. Der eigene Vorsitzende John Bailey, seit August für vier Jahre ins Amt gewählt, steht seit Mittwoch im Mittelpunkt einer Untersuchung. Drei Beschwerden haben die Akademie erreicht.

Die Akademie meldete sich per Pressemitteilung zu Wort: "Die Akademie behandelt jegliche Vorwürfe vertraulich, um alle Parteinen zu schützen. Wir werden diese Angelegenheiten nicht kommentieren, bevor die volle Untersuchung nicht abgeschlossen ist."

Sollte Bailey zurücktreten, würde ihn vorübergehend die Vizepräsidentin und Maskenbildnerin Lois Burwell bis zu einer neuen Wahl im Juli vertreten. Einige Mitglieder der Academy wären wohl nicht unglücklich darüber, sollte der Kameramann beiseite treten. Nach seiner Wahl waren Stimmen laut geworden, die kritisch hinterfragten, ob ein 75 Jahre alter weißer Mann eine angemessene Wahl darstellte, während die Academy gerade dabei war, nach der #oscarssowhite-Debatte ihre überalterte, vorwiegend weiße Mitgliederstruktur zu diversifizieren.


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