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Avatar - Jake Sully (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana)
© 20th Century Fox

TV-Tipps für Pfingstmontag (21.5.): Sam Worthington lernt eine fremde Kultur kennen

RTL zeigt "Avatar"

Zwei Meisterregisseure bieten am Pfingstmontagabend zwei ihrer besseren Werke an - und es heißt für Spielfilmfreunde, sich zu entscheiden, denn beide Streifen kommen parallel im Hauptprogramm. RTL zeigt "Avatar" von James Cameron, während Kabel1 "Die Farbe Lila" von Steven Spielberg ausstrahlt.

"Avatar", RTL, 20:15 Uhr
Ein querschnittsgelähmter Soldat (Sam Worthington) wird auf den Mond Pandora versetzt, wo er eine einzigartige Mission ausführen soll - und in einen Konflikt gerät zwischen seinen Befehlen und dem Wunsch, eine Welt zu bewahren, in der er sich mehr und mehr heimisch fühlt.

"Ich weiß nicht, was verrückter ist: Dass wir Sie das machen lassen, oder dass Sie denken, dass Sie das schaffen können." Die Skepsis bei 20th Century Fox gegenüber James Cameron und seinem Projekt "Avatar" war groß, wie diese Äußerung eines Fox-Managers belegt. Obgleich dies der Regisseur war, der dem Studio mit "Titanic" seinen größten Erfolg beschert hatte, wollte man dem Filmemacher nicht das Budget für seine ehrgeizige Produktion zur Verfügung stellen. 10 Millionen Dollar gestattete man Cameron, um eine Art Testversion zu drehen, damit sich die Studio-Chefs davon überzeugen konnten, wie das fertige Produkt überhaupt einmal aussehen würde.

Immerhin war vieles von dem, was der Künstler hier 2005 vortrug, nur durch aktuelle technische Innovationen möglich - einige davon, wie ein 3D-HD-Kamerasystem, hatte James selbst mit entwickelt. Und die Technik war es auch, die den Regisseur bewogen hatte, die Arbeit an "Avatar" nicht, wie ursprünglich angekündigt, direkt nach "Titanic" 1998 aufzunehmen, sondern bis 2007 zu warten, nachdem Weta Digital mit der Figur des Gollum in "The Lord of the Rings" bewiesen hatten, wie weit die Motion Capture-Technologie fortgeschritten war (computergenerierte Figuren werden über die Darstellung des Schauspielers gelegt, wobei dessen Gestik und Mimik genutzt werden). Auch war es nun möglich, Realszenen viel organischer in computeranimierte Szenen zu mischen, zumal noch in 3D. Cameron erklärte, dass "Avatar" zu 60 Prozent aus Computeranimationen und zu 40 Prozent aus Realfilm bestehe.

Bereits 1994 schrieb der Filmemacher erste Drehbuchentwürfe, wobei er sich Geschichten bediente, die er in seiner Jugend gelesen hatte, am offensichtlichsten "John Carter of Mars" und "Pocahontas". Die Drehbuchentwürfe standen jahrelang frei zugänglich im Internet - als sie 2006 verschwanden, war das ein Zeichen, dass es ernst wurde. 20th Century Fox hatten zugestimmt, Cameron's Film zu produzieren - aber erst, als dieser fast schon mit Walt Disney Studios handelseinig war.

James arbeitete mit zahlreichen Designern wie Fantasy-Illustratoren zusammen, um das Aussehen Pandoras und der Navi'i-Bewohner zu entwickeln. An der Produktion wirkten je zwei Produktionsdesigngruppen und Ausstattungsteams mit, jeweils für die Pandora-Welt und für die menschlichen Maschinen und Raumschiffe. Der Sprachwisenschaftler Paul Frommer wurde engagiert, um eine eigene Sprache für die Navi'i zu kreieren und ersonn rund 1000 Wörter.

Die Dreharbeiten dauerten von April bis November 2007 und fanden in einer Flughafenhalle in Los Angeles und im neuseeländischen Wellington, dem Sitz von Weta, statt. Für die Hauptrolle engagierte Cameron, der zunächst an Matt Damon und Jake Gyllenhaal gedacht hatte, den unbekannteren Engländer Sam Worthington. Insgesamt arbeiteten an der rund 250 Millionen Dollar teuren Produktion etwa 1000 Künstler und Techniker mit. Mit der Rechenleistung, die zur Realisierung der Computeranimationen notwendig war, hätte man wahrscheinlich eine Großstadt für ein Jahr versorgen können. Industrial Light and Magic kamen an Bord, um Weta zu unterstützen.

Als "Avatar" zu Weihnachten 2009 in die Kinos kam, konnte sich niemand sicher sein, ob Cameron's Vision bei den Zuschauern Anklang finden würde oder ob das Unternehmen an den Kinokassen schneller untergehen würde als die Titanic. Doch der Wagemut aller Beteiligten machte sich mehr als bezahlt: Die Kritiken waren positiv, die Zuschauer begeistert, und bereits im Januar lag "Avatar" auf Kurs, James' eigenes Werk "Titanic" als erfolgreichsten Film aller Zeiten abzulösen. Weltweit spielte der Streifen rund 2,8 Milliarden Dollar ein. Da die 3D-Tickets vergleichsweise teuer waren, spiegelt das Ergebnis allerdings nicht die Zuschauerzahl wider: Da erreicht "Avatar" Platz 14 in der Liste der zuschauerstärksten Filme aller Zeiten. Im Anschluss brachen auch die Verkäufe auf Disc Rekorde.

Es war weniger die Handlung - Regisseur Duncan Jones ("Warcraft") meinte, er wolle denjenigen Zuschauer sehen, der nicht genau wüsste, was in "Avatar" als nächstes passiere - als die bahnbrechende, augenöffnende technische Errungenschaft, die bewies, dass James Cameron auch zwölf Jahre nach seinem letzten Spielfilm ein Meister des einfallsreichen und packenden Kinos blieb.

Dennoch ging er persönlich bei der "Oscar"-Verleihung leer aus - und unterlag für die "Beste Regie" pikanterweise seiner Ex-Gattin Kathryn Bigelow mit deren "The Hurt Locker". Das Werk erhielt aber drei Academy Awards für die "Beste Kamera", die "Besten Spezialeffekte" und die "Besten Kulissen". Zudem waren neben der Regie noch der Film selbst, die Musik, der Schnitt, die Tonmischung und der Tonschnitt nominiert. Alles in allem erhielt der Science-Fiction-Film etwa 80 Auszeichnungen.

Kritiker Will Leitch pries "Avatar" in "Deadspin": "Der Film zeigte mir etwas, was ich noch nie zuvor gesehen habe. Er erinnerte mich daran, was Kino kann, wozu es fähig ist, und was die Erfahrung, sich drei Stunden lang in einen dunklen Raum zu setzen, wirklich bedeuten kann."



"Die Farbe Lila", Kabel1, 20:15 Uhr
Eine Afro-Amerikanerin (Whoopi Goldberg) in den Südstaaten versucht ihre Identität zu finden, nachdem sie über vier Jahrzehnte lang von ihrem Vater, ihrem Mann (Danny Glover) und Anderen misshandelt worden ist.

Häusliche Gewalt. Inzest. Pädophilie. Armut. Rassismus. Sexismus. Ein Steven Spielberg Film.

Wie jeder Künstler ist auch Steven Spielberg bestrebt, als solcher ernst genommen zu werden. Weder würde er sich nur auf das Etikett "E.T."-Märchenonkel noch "Indiana Jones"-Popcorn-Filmemacher reduzieren lassen wollen. 1984 war dabei das entscheidende Jahr in der Entwicklung des Regisseurs, der sich damals entschied, nach einem seiner popcornigsten Streifen überhaupt - den er später selbst kritisch beurteilte - "Indiana Jones and the Temple of Doom" einen abrupten Stilwechsel zu vollziehen. Der Kontrast hätte dabei nicht größer sein können: Nach den übergeschnappten Indy-Abenteuern folgte nun mit "The Color Purple" ein düsteres Drama mit all den eingangs erwähnten Handlungspunkten.

Dass der damals 38-Jährige die Adaption des gleichnamigen Briefromans von Alice Walker aus dem Jahr 1982, der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden war, anging, war nicht unumstritten. Einige trauten es Steven schlichtweg nicht zu, das schwierige Material angemessen auf der Leinwand umzusetzen und fürchteten eine schlimme Hollywoodisierung. Tatsächlich sollten die kritischen Stimmen auch nach der Premiere nicht vollständig verebben.

Aber diese blieben in der Minderheit. "The Color Purple" wurde ein Triumph für Spielberg, seinen Stab und seine Besetzung, allen voran die damals 29 Jahre alte Whoopi Goldberg in ihrem Leinwanddebut. "The Color Purple" ist ein gefühlvoller, handwerklich hochklassiger Streifen mit bemerkenswerten schauspielerischen Leistungen, der große emotionale Wahrheiten in der amerikanischen Geschichte offen legt.

Die 15 Millionen Dollar teure Warner Brothers-Produktion, die im US-Bundesstaat North Carolina gefilmt worden war, erhielt hervorragende Kritiken, kam beim Publikum exzellent an und wurde 1985 mit weltweit 142 Millionen Dollar - was heute etwa 315 Millionen Dollar entspräche - ein Riesenerfolg. In den USA kam "The Color Purple" hinter den Popcorn-Titeln "Back to the Future", "Rambo: First Blood Part 2" und "Rocky 4" als vierterfolgreichstes Werk des Jahres ins Ziel. Eine außerordentliche Errungenschaft, einen Film mit so sperrigem Thema so publikumswirksam werden zu lassen. Der Name Steven Spielberg dürfte dabei keine geringe Rolle gespielt haben.

Einen schalen Nachgeschmack dürfte für den Filmemacher im Zusammenhang mit seinem Werk lediglich der Abend des 24. März 1986 haben. Mit elf Nominierungen für einen Academy Award - allerdings umstrittener Weise nicht für Spielberg selbst - war "The Color Purple" bedacht worden - und hatte am Ende des Abends keinen einzigen "Oscar" gewonnen. Der Film, Hauptdarstellerin Whoopi Goldberg, die Nebendarstellerinnen Margaret Avery und Oprah Winfrey, Drehbuchautorin Menno Meyes, Kameramann Allan Daviau, Komponist Quincy Jones, die Ausstatter, die Kostümbildner, die Maskenbildner und der Song "Miss Celie's Blues (Sister)" von Lionel Richie gingen allesamt leer aus, während "Out of Africa" der große Gewinner des Abends wurde.

Ein Zuschauer aus Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania schwärmt: "Ein Film, in dem man sowohl Tränen der Trauer als auch Freudentränen verdrückt, würde wohl als Markstein in der Karriere jedes ganz gewöhnlichen Filmemachers angesehen werden. Für Steven Spielberg ist es auch eine Visitenkarte. Keine Spezialeffekte, keine Schwertkämpfe, einfach nur brillantes Geschichtenerzählen. Spielberg ist oft kritisiert worden für seine Sentimentalitäten oder seine Kindlichkeit, mit der er das Publikum zufrieden stellen möchte. Hier kann man dies nicht bezeugen. Whoopi Goldberg ist fabelhaft, sie spielt einen Menschen, der Liebe braucht und der sie verdient. Der herzzerreißendste Moment ist die Trennung von ihr und ihrer von Akosua Busia gespielten Schwester Nettie. Wer von dieser Szene nicht gerührt ist, sollte seinen Puls fühlen."



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