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Deutsche Filmstarts: Eugenio Derbez geht über Bord

Toni Collette kämpft mit einem Vermächtnis

Der Kinosommer geht in dieser Woche in Deutschland ohne große Premieren weiter. Auf jeden Fall soll viel gelacht werden, wie die Debuts von "Overboard", "Das ist erst der Anfang" und "Die brillante Mademoiselle Neila" anzeigen. Am interessantesten dürfte dagegen der polarisierende Horrorfilm "Hereditary" sein. Welcher Film lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?

"Overboard"
Komödie
USA
112 Minuten
FSK 0

Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!

Eine allein erziehende, hart arbeitende Frau (Anna Farris) redet einem reichen, unter Gedächtnisverlust leidenden Mann (Eugenio Derbez) aus Rache ein, mit ihr verheiratet zu sein, damit er ihr im Haushalt hilft.

Brauchte es wirklich einer Neuverfilmung der gleichnamigen Komödie aus dem Jahr 1987 mit Goldie Hawn und Kurt Russell? Eigentlich schon, denn so toll war das Original nicht. Und der Geschlechtertauschaspekt hat auch seinen Reiz. Aber insgesamt schafft es diese Kinostar-Produktion nicht mal, die schon niedrige Qualitätslatte der Erstverfilmung zu überwinden. Regiedebutant Rob Greenberg, der bisher ausschließlich für das Fernsehen - unter anderem für die Serie "How I Met Your Mother" - gearbeitet hat, tut insbesondere der stets charmanten Anna Faris mit diesem Streifen keinen Gefallen. Die Kritiken sind jedenfalls schlecht und die Zuschauermeinungen mau.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann senkt den Daumen: "Ein Remake mit Geschlechtertausch – sowie mit etlichen Klischees und einem Duo in den Hauptrollen, das zwar engagiert spielt, jedoch nicht so richtig miteinander zu harmonieren vermag."

"Das ist erst der Anfang"
Komödie
USA
92 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!

Zwei ältere Herren (Morgan Freeman und Tommy Lee Jones) in einer Seniorenresidenz müssen ihre tief sitzende Rivalität beiseite legen, als einer der Beiden zum Ziel der Mafia wird. Gemeinsam stellen sich die beiden Streithähne den Killern entgegen.

Was ist da bloß schief gegangen? Regisseur und Drehbuchautor Rob Shelton ("White Men Can't Jump") legt hier einen durch und durch unlustigen Reinfall vor, der das eigentlich Unmögliche schafft - nämlich gleich drei erstklassige Mimen: Neben Freeman und Jones noch Rene Russo - zu verheizen. Kaum ein Werk hat so schlechte Kritiken in diesem Jahr erhalten wie diese Wild Bunch-Produktion. Auch die Zuschauer sind sauer.

Ebenso wie unser Rezensent Andreas Köhnemann: "Trotz Star-Besetzung bleibt das neue Werk von Ron Shelton insgesamt eine eher müde Mischung aus Komödie und Krimi."

"Hereditary - Das Vermächtnis"
Horror
USA
127 Minuten
FSK 16

Eine Frau (Toni Collette) erbt nach dem Tod ihrer Mutter ein düsteres Schicksal, das für ihre gesamte Familie zur Gefahr wird, als übernatürliche Dinge geschehen.

Regiedebutant Ari Aster benutzt in dieser Splendid-Produktion einen klassischen Horroraufbau für einen erschütternden, ungewöhnlich verstörenden Streifen, dessen kalter Hauch lange nach dem Abspann nachhallt. Auch ungewöhnlich: Während die Kritiker jubeln, sind die Besucherreaktionen teilweise geradezu feindselig. "Hereditary" - englisch für "vererbt" - polarisiert wie selten ein Werk der letzten Zeit.

Unsere Kollegin Bianka Piringer steht auf Seiten des Publikums: "Das irrationale Verhalten der Charaktere lässt es kaum zu, sich in ihre Nöte hineinzuversetzen. Rätselhaft bleibt auch, ob sich der Film selbst über den wilden Spuk, der sich vor der Kamera manifestiert, lustig macht oder ob er ihm Sinn verleihen möchte."


"Die brillante Mademoiselle Neila"
Komödie
Frankreich
96 Minuten
FSK 0

Eine arabischstämmige Studentin (Camélia Jordana) aus der Banlieue wird an der Universität von einem alternden Professor (Daniel Auteuil) beleidigt. Daraufhin soll ausgerechnet dieser sie auf einen Rhetorik-Wettbewerb vorbereiten.

"Le Brio" - so der Originaltitel - ist mit knapp 1 Million Zuschauer im Nachbarland ein Erfolg geworden und auch beliebt. Die Kritiken für die Universum-Produktion fielen gemischter aus. Dem französischen Regisseur und Drehbuchautoren Yvan Attal ("#The Jews") ist ein warmherziger, engagierter und klischeefreier Streifen über Kulturerwerb und Aufgeschlossenheit gelungen.

Unserem Kritiker Falk Straub gefiel es mit Einschränkungen: "Der Film nimmt unsere gereizte Zeit anhand des aufgeheizten Hochschulbetriebs auf die Schippe und unter die Lupe und ist gleichzeitig eine Feier der Sprache und all ihrer Feinheiten. Die Hauptdarsteller spielen sich gekonnt aneinander ab. Gegen Ende verliert der Film allerdings deutlich an Witz, Schwung und die Lust an der Provokation."

"Vom Ende einer Geschichte"
Drama
Großbritannien
108 Minuten
FSK 0

Ein geschiedener Rentner (Jim Broadbent) führt ein zurückgezogenes Leben. Als ihm die Mutter seiner großen Jugendliebe (Freya Mavor) ein Tagebuch hinterlässt, muss er sich mit seiner Vergangenheit auseinander setzen, so auch mit seiner Rolle beim Suizid seines besten Freundes (Joe Alwyn).

Diese Wild Bunch-Produktion basiert auf dem 2011 erschienenen Roman "The Sense of an Ending" des englischen Schriftstellers Julian Barnes. Der indische Regisseur Ritesh Batra ("Unsere Seelen bei Nacht") bleibt mit seiner Adaption zwar nur an der Oberfläche der Vorlage, ist aber dennoch durchgehend packend, insbesondere dank der starken Leistung von Jim Broadbent. Die Kritiken für die Literaturverfilmung sind gut, die Zuschauer sind zurückhaltender.

Unserem Rezensenten Björn Schneider gefiel es mittelprächtig: "Der Film verfügt über einen starken Hauptdarsteller und eine harmonische Vermengung von filmischer Gegenwart und Rückblenden, wird der Vielschichtigkeit der Romanvorlage aber nicht immer gerecht."

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