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TV-Tipp für Mittwoch (28.11.): Dario Argento fährt die Krallen des Bösen aus

Arte zeigt "Suspiria"

"Suspiria", Arte, 22:40 Uhr
Eine Amerikanerin (Jessica Harper) besucht eine renommierte deutsche Ballett-Schule, die von einer Mordserie erschüttert wird.

In der US-Komödie "Juno" behauptet die von Ellen Page gespielte Titelfigur, dass "Suspiria" der blutigste Streifen aller Zeiten sei. Und das nicht von ungefähr: Selten ergossen sich die purpurnen Flüsse so ergiebig wie in diesem italienischen Horrorfilm aus dem Jahr 1977, dessen Neuverfilmung gerade in den Lichtspielhäusern läuft. Dario Argento, der Meister des "Giallo"-Horrors, setzte das in grandiosen Hochglanzbildern in Szene, wobei er alle Register der Inszenierungskunst mit einer entfesselten Kamera zog.

Der unverwechselbare visuelle Stil des Werks entstand dabei auch durch die Wahl des Filmmaterials. Der Regisseur ließ die letzten Restbestände des Eastman-Color-5254-Negativfilms aufkaufen, der für besonders kräftige Farben - à la "The Wizard of Oz" und "Gone with the Wind" - steht. Durch ein Farbintensivierungs- und Filterverfahren stellten Argento und sein Kameramann Luciano Tovolli die Farben Gelb, Grün und Rot noch besonders heraus, was dem Streifen sein artifizielles Aussehen verlieh - ganz im Sinne eines Alptraummärchens.

Der Titel des Films leitet sich aus dem Essay "Suspiria de Profundis" ("Seufzer aus der Tiefe") des englischen Schriftstellers Thomas De Quincey aus dem Jahr 1845 ab. Dario und seine damalige Lebensgefährtin Daria Nicolodi schrieben auf dieser Grundlage ein Drehbuch, das sie mit Ideen des Okkulten und Verweise auf Märchen anreicherten.

Obwohl der Film in Freiburg spielt, wurde er in den Filmstudios in Rom, wo man die Fassade des Hauses "Zum Walfisch" komplett nachbaute, sowie - kaum verhüllt - in München gedreht. Die erste deutsche Synchronfassung verlegte daher den Spielort gleich vom vermeintlichen "Freiburg" in die bayerische Landeshauptstadt.

Vor der Kamera setzte Argento auf eine Mischung aus älteren Stars wie der US-Schauspielerin Joan Bennett, dessen letzter Leinwandauftritt dies werden sollte, und der Italienerin Alida Valli, und jüngeren Aktricen wie der Amerikanerin Jessica Harper. Aus Deutschland sind Udo Kier und Rudolf Schündler dabei.

In Italien wurde "Suspiria" ein Riesenerfolg und lief auch in den USA gut. Über die Jahre geriet er in den Kultfilmstatus, wobei er in Deutschland jahrelang nur eingeschränkt zu sehen war. Zur Erstaufführung kam er in einer sieben Minuten geschnittenen Fassung in die Filmtheater; von 1983 bis 2014 war er indiziert, durfte also nicht im Fernsehen gezeigt oder beworben werden. Letztes Jahr gab die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) der Filmwirtschaft schließlich eine ungekürzte Fassung frei, die nachsynchronisiert werden musste. Hier ist Freiburg wieder der Spielort.

Ein Zuschauer schwärmt: "Selten sind farbliche Schönheit und grausame Brutalität so perfekt zusammen geführt worden wie hier. Diejenigen, die empfindlich in Sachen Leinwandbrutalität sind, seien gewarnt: Dario Argento hat sich den Ruf, extrem in der klaren Darstellung von Gewalt zu sein, zu Recht erworben, und dieser Streifen gehört zuvorderst zu jenen, die diesen Ruf begründet haben. Alle anderen sollten die ungekürzte Fassung des Films sehen und sich bereit machen für eines der elegantesten und spannendsten cineastischen Erlebnisse, das jemals auf die Leinwand gebracht worden ist."



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