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Es war einmal in Amerika - Elizabeth McGovern und...e Niro
Es war einmal in Amerika - Elizabeth McGovern und Robert De Niro

TV-Tipps für Heilige Drei Könige (6.1.): Robert De Niro gaunert sich nach oben

3sat zeigt Meisterwerk "Es war einmal in Amerika"

Am Dreikönigsabend können Spielfilmfreunde Tom Cruise im Pro7-Hauptprogramm in seiner "Edge of Tomorrow"-Zeitschleife zusehen und im Spätprogramm von 3sat mit dem epischen Meisterwerk "Es war einmal in Amerika" das Wochenende beschließen.

"Edge of Tomorrow", Pro7, 20:15 Uhr
Ein Soldat (Tom Cruise), der in Nordfrankreich gegen Außerirdische kämpft, erlebt - sobald er getötet wird, den selben Tag immer wieder und wieder und wieder.

Es wäre leicht, diesen Streifen als "...und täglich grüßt das Murmeltier" goes Science Fiction abzutun, aber das würde dem packenden, sehr gut gespielten, witzigen, intelligenten und vor allem unterhaltsamen Werk nicht gerecht. Von allen Filmen, die Tom Cruise in den vergangenen Jahren gedreht hat, ist dies wohl der mit Abstand beste, und um so tragischer ist es, dass ausgerechnet dieser allein wegen seines mäßigen Premierenwochenendes als gefühlter Misserfolg wahrgenommen wurde und in den USA lief, als wäre es irgendein anderer "Oblivion" oder "Jack Reacher", aber eben kein "Mission Impossible".

Mit 178 Millionen Dollar hatten sich Warner Brothers das Unterfangen eine möglicherweise irrational scheinende Zahl kosten lassen, und der Erwartungsdruck war von Anfang an hoch, nun die Zuschauer zum Schlangestehen einzusammeln. Mit rund 100 Millionen Dollar in den USA wurde "Edge of Tomorrow" indes ein nur solider Erfolg; das grandiose Auslandgeschäft von 270 Millonen Dollar blieb ein Nachsatz.

So kam es, dass - bei einer Hollywood-Produktion diesen Ausmaßes eigentlich unvorstellbar - das Werk für seine Disc-Auswertung sogar umgetitelt wurde, um einen frischen Start bei den Konsumenten zu ermöglichen und den vermeintlich nach Flop riechenden Titel "Edge of Tomorrow" in den Hintergrund zu rücken. Auf einmal hieß der Film so wie sein Slogan: "Live. Die. Repeat."

2010 hatten Warner Brothers Pictures für 3 Millionen Dollar die Verfilmungsrechte an dem japanischen Jugendroman "All You Need Is Kill" von Hiroshi Sakarazaka aus dem Jahr 2004 erworben und ursprünglich ein Projekt für Brad Pitt vorgesehen, der dann aber nach dessen Absage durch Cruise ersetzt wurde.

Die Dreharbeiten in den Warner Brothers Studios in Leavesden nahe London, in denen die "Harry Potter"- und "Fantastic Beasts"-Filme entstanden, dauerten mit fast einem Jahr vom Herbst 2012 bis Sommer 2013 ungewöhnlich lange. Regisseur Doug Liman ("Barry Seal") nahm sich für jede Szene viel Zeit, bis sie zu seiner Zufriedenheit geriet. Alleine die Dreharbeiten am Strand dauerten auch wegen des sich ständig verändernden Wetters statt zwei Wochen drei Monate. Die Szenen am Strand durften ja im Film wegen des exakt immer wieder gleich aussehenden Tages nicht zu unterschiedlich wirken.

Ein weiteres Problem war, dass noch während der Dreharbeiten kein befriedigender Schluss für das Drehbuch existierte. Christopher McQuarrie ("Mission Impossible: Fallout"), der als Regisseur mit Cruise an "Jack Reacher" zusammen gearbeitet hatte und ein Jahr später bei "Mission: Impossible - Rogue Nation" erneut kooperieren sollte, wurde als Drehbuchautor Nummero drei an Bord geholt, um während der laufenden Produktion das Skript in seine endgültige Form zu bringen.

Dem fertigen Film sieht man diese Schwierigkeiten nicht an, was auch ein Ausweis der Qualität der Arbeit aller Beteiligten, einschließlich der Spezialeffekte-Künstler- und -Techniker ist, die ein Werk aus einem Guss geschaffen haben. Tom Cruise bewies, dass er auch nach drei Jahrzehnten im Filmgeschäft immer noch mehr als fähig war, einen Streifen auf seinen Schultern zu tragen. Auch wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung trotz glänzender Kritiken dann leider anders transportiert wurde und "Edge of Tomorrow" in der Preisverleihungssaison weitgehend ignoriert wurde.

Kritiker Jonathan Hatful lobte in "SciFi Now": "Mit einer gewaltigen ersten Hälfte und mehr Verstand, Herz und Lachern, als die ganze Werbekampagne erwarten ließ, ist dies klug, witzig, spannend und vor allem macht es Spaß."



"Es war einmal in Amerika", 3sat, 22:00 Uhr
Die nahezu ein halbes Jahrhundert umfassende Lebensgeschichte des New Yorker Gangsters Noodles (Robert De Niro), der sich in den zwanziger Jahren mit Gewalt und Korruption nach oben arbeitet.

Dieser US-Kriminalfilm aus dem Jahr 1984 war ein Lebenstraum des italienischen Regisseurs und Drehbuchautoren Sergio Leone ("The Good, the Bad and the Ugly"), den er rund 20 Jahre verfolgte. Nachdem er Mitte der Sechziger den autobiographischen Roman von Herschel Goldberg, den dieser unter dem Pseudonym Harry Grey 1952 veröffentlicht hatte, gelesen hatte, wollte Leone aus dem Stoff einen Film fertigen. Er traf sich nach den Dreharbeiten zu "Once Upon a Time in the West" ("Spiel mir das Lied vom Tod") mit Goldberg und erwarb schließlich die Rechte.

Doch die Anläufe in den Siebzigern, den Stoff zu verfilmen - unter anderem mit Gérard Depardieu und Richard Dreyfuss in den Rollen, die schließlich an James Woods und Robert De Niro gehen sollten - verliefen im Sande. Schließlich konnten die Dreharbeiten im Sommer 1982 beginnen, für 30 Millionen Dollar produziert durch die US-Produktionsgesellschaft The Ladd Company und weiteren Partnern auch aus Leone's Heimat Italien.

Die meisten Szenen entstanden vor Ort in New York City, aber auch am Strand von St. Petersburg im US-Bundesstaat Florida, in Paris, in Venedig und in Quebec. Die Innenaufnahmen wurden sämtlich in den Cinecittà-Studios in Rom gefilmt.

Am Ende hatte Sergio über acht Stunden Material zusammen, das er mit seinem Cutter Nino Baragli auf sechs Stunden kürzte. Geplant war, den Film in zwei Teilen à la drei Stunden zu veröffentlichen. Darauf ließ sich Produzent Arnon Milchan ("Widows") nicht ein - er fürchtete einen Misserfolg wie bei Bernardo Bertolucci's zweiteiligem Epos "1900" acht Jahre zuvor. Also war Leone gezwungen, sein Werk auf 229 Minuten zu kürzen.

Diese Fassung wurde auf den Filmfestspielen von Cannes außer Konkurrenz uraufgeführt und dort mit einer 15-minütigen Stehenden Ovation gefeiert. Doch The Ladd Company hatten dennoch Sorge, dass sich mit diesem langem Streifen auf dem Heimatmarkt kein Geld würde verdienen lassen und kürzten ohne Rücksprache mit Leone dessen Werk auf unkenntliche 139 Minuten herunter. Wäre "Once Upon a Time in America" ohne Kürzung durchgefallen - diese verstümmelte Fassung verfing beim US-Publikum erst recht nicht. Die Produktion floppte mit einem Einspiel von kümmerlichen 5 Millionen Dollar - das entspräche heute 14 Millionen Dollar.

Es ist schade, dass Leone's Lebenstraum solch ein Ende finden musste, denn er verabschiedete sich - dies sollte sein letzter Film sein - mit einem Meisterwerk von mythischer Wucht: Visuell atemberaubend, stilsicher, kühn, emotional eindringlich und mit vielen großartigen darstellerischen Leistungen, insbesondere von De Niro und Woods. Und trotz der Länge niemals langweilig.

Aufgrund einer Formalität konnte "Once Upon a Time" nicht am Wettbewerb um den Academy Award teilnehmen, aber er wurde für zwei Golden Globes - für Regisseur Sergio Leone und Komponist Ennio Morricone - und für fünf Britische Filmpreise nominiert; hier gewannen Komponist Morricone und Kostümbildnerin Gabriella Pescucci; leer gingen Regisseur Leone, Nebendarstellerin Tuesday Weld und Kameramann Tonino Delli Colli aus.

Ein Zuschauer schreibt: "Ich habe diesen Film aus Zufall gesehen. Nach einem sehr langen Tag kam ich auf einer Geschäftsreise in mein Hotelzimmer zurück und schaltete den Fernseher ein, wo gerade dieser Streifen anfing. Ich habe mich auf's Bett gesetzt, um zu entscheiden, ob ich weiter dabei bleibe, und zog meine Schuhe und die Krawatte aus. Nach drei Stunden stellte ich fest, dass ich noch immer so da saß. Ich war vollkommen von der brutalen Geschichte gefesselt worden. Ich habe nie ganz herausfinden können, warum das Werk mich so berührt hat. Vielleicht das Bedauern über die fürchterliche Verschwendung, die sich durch das praktisch sinnlose, hemmungslose Streben von Noodles und seiner Gang ergibt, ihren außergewöhnlichen Appetit nach Genuss und Reichtum zu stillen?"



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