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Good Will Hunting - Matt Damon
Good Will Hunting - Matt Damon

TV-Tipps für Samstag (10.8.): Matt Damon ist ein verkanntes Genie

RTL2 zeigt Meisterwerk "Good Will Hunting"

Gleich zwei Meisterwerke an einem Abend - der Samstag hat Spielfilmfreunden viel zu bieten. RTL2 strahlt im Hauptprogramm "Good Will Hunting" aus, der Ben Affleck und Matt Damon einen Oscar bescherte. In der ARD läuft im Spätprogramm dann der Hitchcock-Klassiker "Vertigo", den einige für den besten Film aller Zeiten halten.

"Good Will Hunting", RTL2, 20:15 Uhr
Eine Reinigungskraft (Matt Damon) am Massachusetts Institute of Technology mit einer Begabung für die Mathematik benötigt die Unterstützung eines Psychologen (Robin Williams), um seinem Leben eine Richtung zu geben.

Heute sind Ben Affleck und Matt Damon Stars und haben gerade zum zweiten Mal gemeinsam ein Drehbuch geschrieben, das von Ridley Scott als "The Last Duel" verfilmt werden soll. Nicht so 1994. Damals priesen sie ihr Skript für "Good Will Hunting" wie sauer Bier an und holten sich von den Filmstudios reihenweise Körbe. Von der Idee, dass beide in einer Verfilmung auch noch selbst mitspielen wollten, hielten die Studio-Manager schon mal gar nichts; ihnen schwebten eher Leonardo DiCaprio und Brad Pitt vor.

Schließlich war es Regisseur Kevin Smith, der mit Affleck bei "Chasing Amy" zusammen gearbeitet hatte, der mit dem Drehbuch direkt zu Miramax-Produzent Harvey Weinstein ging und diesen überzeugte, den Streifen mit Ben und Matt auch vor der Kamera zu produzieren. Dieser ließ sich überzeugen und legte ein Budget von 10 Millionen Dollar auf - sicherlich eine seiner besten Entscheidungen, wie der künstlerische und kommerzielle Triumph zeigen sollte.

Das Skript basierte auf einer von Damon für ein Autorenseminar an der Harvard University verfassten 40-seitigen Kurzgeschichte, das er zusammen mit Affleck bearbeitete und ausweitete. Ihr Drehbuch folgt einem voraussehbaren Erzählbogen mit einigen Handlungsklischees. Es sind die Schrullen, welche die Debutautoren eingebaut haben, und die starken Darstellungen, die das US-Drama zu einem so unterhaltsamen und emotional reichen Meisterwerk machen.

Ben wollte Kevin Smith als Regisseur, der sich selbst für diesen Stoff aber für ungeeignet hielt; statt dessen wählten er und Matt Gus Van Sant aus, dessen "Drugstore Cowboy" sie beeindruckt hatte. Gedreht wurde vor Ort in Boston und Umgebung; die Innenaufnahmen entstanden allerdings in der University of Toronto.

"Good Will Hunting" erhielt 1997 durch die Bank gute Kritiken und wurde mit einem weltweiten Umsatz von 225 Millionen Dollar ein großer Erfolg beim Publikum. Bei der Berlinale erhielt Matt Damon den Silbernen Bären. Bei den Academy Awards wurden er und Affleck für ihr Drehbuch und Nebendarsteller Robin Williams mit dem Oscar ausgezeichnet; nominiert waren der Film, Regisseur Gus Van Sant, Hauptdarsteller Matt Damon, Nebendarstellerin Minnie Driver, Komponist Danny Elfman, Cutter Pietro Scalia und der Song "Miss Misery" von Elliott Smith. Bei den Golden Globes gewann das Drehbuch; nominiert waren der Film, Hauptdarsteller Damon und Nebendarsteller Williams.

Kritiker Duane Byrge befand in "The Hollywood Reporter": "Das Beste am Film sind nicht seine gut gemachten, psychologischen Symmetrien, sondern die schlicht chaotische Menschlichkeit. Er ist ungehobelt, lustig, herzzerbrechend - er schmeckt nach Leben."



"Vertigo", ARD, 23:30 Uhr
Ein Detektiv (James Stewart) aus San Francisco, der unter Höhenangst leidet, untersucht die seltsamen Aktivitäten der Ehefrau (Kim Novak) eines alten Schulfreundes (Tom Helmore) und entwickelt dabei eine gefährliche Besessenheit für sie.

Der Film, der 2012 "Citizen Kane" in der Liste der "Besten Filme aller Zeiten" des Magazins "Sight & Sound" nach Jahrzehnten an der Spitze ablöste. Die stetig steigernde Bewunderung für dieses Meisterwerk spiegelte sich in dessen Aufstieg in der Liste, die durch die Wahl von 800 Filmkritikern bestimmt wurde: Erst 1982 tauchte die Paramount Pictures-Produktion überhaupt dort auf, 1992 erreichte sie den vierten, 2002 den zweiten und 2012 schließlich den ersten Rang.

Dieser langsame, seltsam fiebertraum-hafte US-Kriminalfilm ist nicht nur unvorhersehbar unheimlich, sondern gleichzeitig auch eine traurige Meditation über Liebe, Verlust und menschlichen Trost. Und nicht zu vergessen: Besessenheit. Brian de Palma nannte seine Quasi-Wiederverfilmung 1976 entsprechend "Obsession" ("Schwarzer Engel").

Alfred Hitchcock ("Psycho") hatte sich 1956 die Rechte an dem französischen Roman "D'entre les morts" von Pierre Boileau und Thomas Narcejac gesichert, deren Namen ihm im Zusammenhang mit Henri-Georges Clouzot's Meisterwerk "Les Diaboliques" ("Die Teuflischen") im Vorjahr ins Blickfeld gerückt waren. Die französische Produktion war von den Medien als "Hitchcock-mäßig" gerühmt worden.

Bis ein Drehbuch stand, das den Filmemacher zufrieden stellte, brauchte es drei Durchläufe. Nacheinander versuchten sich Maxwell Anderson, Alec Coppel und Samuel Taylor. Letztere beide wurden schließlich offiziell im Vorspann genannt. Sie verlegten den Handlungsort Paris nach San Francisco, was aufgrund der Höhenangst der Hauptfigur eine kongeniale Wahl war. Ganz gegen seine Vorliebe, möglichst viel im Studio zu drehen, nutzte Hitchcock mit vielen Außendrehs in und um die kalifornische Stadt deren Atmosphäre.

Die weibliche Hauptrolle sollte ursprünglich Vera Miles spielen, die ein Jahr zuvor für Alfred und dessen "The Wrong Man" sowie in seiner Fernsehserie "Alfred Hitchcock Presents" vor der Kamera gestanden hatte und zwei Jahre später noch in "Psycho" mitwirken sollte. Doch die Mimin wurde schwanger und musste daher durch Kim Novak ersetzt werden.

Um das Gefühl von Schwindel, das den Protagonisten plagt, optisch für die Zuschauer erlebbar zu machen, nutzten der Regisseur und sein langjähriger Kameramann Robert Burks einen Trick, den später auch Kollegen wie Steven Spielberg in "Jaws" ("Der weiße Hai") verwenden sollten: Eine Kamera fährt nach vorne, zoomt aber gleichzeitig rückwärts. Der Hintergrund scheint sich vom Zuschauer wegzubewegen, während der Nahbereich gleich bleibt. Das führt zu einer Streckung der perspektivischen Tiefe, die das menschliche Gehirn so nicht kennt und erzeugt ein Schwindelgefühl. Im Fernsehen ist dieser Effekt allerdings wegen der schnelleren Abspielgeschwindigkeit nicht so zu spüren wie vor der Kinoleinwand.

Bei der Premiere wurde "Vertigo" ein solider Erfolg an den Kassen und erhielt bloß gemischte Kritiken. Schnell stand er im Schatten des folgenden sagenhaften Hitchcock-Hattricks "North by Northwest" ("Der unsichtbare Dritte"), "Psycho" und "The Birds". Ausstattung und Ton wurden für den Oscar nominiert. 1989 nahm ihn die US-Library of Congress als "kulturell, historisch oder ästhetisch" bedeutendes Werk in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer schwärmt: "Vom Vorspann mit seinen rotierenden spiralförmigen Bildern bis zur dramatischen letzten Szene transportiert dieser Film uns in ein San Francisco der Vergangenheit. Die Leistungen von James Stewart und Kim Novak sind bemerkenswert, aber was den Film wirklich auszeichnet, sind sein intelligentes Drehbuch und die Kunstgriffe des Regisseurs. Hitchcock ist in Hochform, hypnotische Szenen zu erschaffen und eine Atmosphäre des Unbehagens und der Verunsicherung selbst in den banalsten Situationen zu erzeugen. Unterstützt wird er durch die wundervolle Filmmusik von Bernhard Herrmann."



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