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Ostwind - Der große Orkan
Ostwind - Der große Orkan
© Constantin Film

Deutsche Filmstarts: "Ostwind" wird zum großen Orkan

Luise Heyer und Frederick Lau sind beziehungsunfähig

Der Corona-Flaschenhals lässt in der neuen deutschen Kinowoche wieder viele ganz verschiedene Spielfilme auf die Leinwände, darunter mit "Ostwind - Der große Orkan" und "Generation Beziehungsunfähig" zwei deutsche Produktionen und mit "Home" das Regiedebut von Franka Potente in den USA. Dazu kommen neben anderen auch die neuen Werke von M. Night Shyamalan und Guy Ritchie in die Säle. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?

"Ostwind - Der große Orkan"
Abenteuer
Deutschland
102 Minuten
FSK 0

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Ein reitbegabtes Mädchen (Luna Paiano) gerät in den Bann des Kunstreitens in einem Zirkus. Der ihm anvertraute Hengst soll für den Pferdestar der artistischen Show einspringen, was zu weiteren Verwicklungen führt, da er sich nur von der Jugendlichen reiten lässt.

Fünfter und wohl letzter Teil der seit 2013 erfolgreich laufenden Pferdesaga. Nachdem Lea Schmidbauer sämtliche Drehbücher für die deutschen Abenteuerfilme schrieb, hat sie sich für den Abschluss nun auch auf das Regiestühlchen gesetzt und beweist hier ebenfalls ihr Können. Die Constantin-Produktion ist ihr mit den beeindruckenden Tier- und Landschaftsaufnahmen und einem gewöhnungsbedürftigen Schuss esoterischer Naturmystik gelungen, so dass zumindest die Zielgruppe zufrieden sein dürfte. Die ersten Kritiken sind wohlwollend.

So auch die unseres Kritikers Björn Schneider: "Dank des spielstarken Antagonisten Gedeon Burkhard und der Konzentration auf die menschlichen Figuren ein versöhnlicher Abschluss der Reihe. Die unangemessen schmalzige Musik sowie gelegentliche Überforderung der Jungdarsteller dürfte Fans des Franchise nicht stören."

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"Jungle Cruise"
Abenteuer
USA
127 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine Archäologin (Emily Blunt) unternimmt im Jahr 1916 mit ihrem Bruder (Jack Whitehall) eine Expedition zum Amazonas, um eine legendäre Blüte mit Heilkräften zu suchen. Im Dschungel heuern sie einen raubeinigen Flussschiffer (Dwayne Johnson) für eine abenteuerreiche Reise an, auf der sie es mit alten Flüchen ebenso wie mit Verfolgern zu tun bekommen.

Bereits vor drei Jahren ist dieser 200 Millionen Dollar teure US-Abenteuerfilm entstanden, den Walt Disney Studios dann mehrfach verschoben - und letztlich zu oft, denn dann gerieten sie mit ihrem Werk in die Pandemie-Wirren. Was immer letztlich die Gründe für die Verzögerungen gewesen sein mögen, man kann zumindest nicht behaupten, dass es an der Qualität des Streifens lag. Im Gegenteil: Der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra, bisher eher auf Thriller wie "The Commuter" abonniert, legt hier zwar keinen Bahn brechenden, aber unterhaltsamen Spaß für die ganze Familie vor. Die Kritiken sind gemischt, die ersten Zuschauerreaktionen positiv.

Unser Kollege Andreas Köhnemann sah Licht und Schatten: "Ein übernatürliches Abenteuer, das mit einem gut aufgelegten Schauspiel-Team, starker Ausstattung und stimmiger Musik punkten kann, mit seinen CGI-Effekten jedoch nicht immer zu überzeugen vermag."

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"Old"
Thriller
USA
108 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Eine Familie (Vicky Krieps, Alexa Swinton, Gael Garcia Bernal und Nolan River), die auf einer tropischen Insel Urlaub macht, altert auf einmal an einem einsamen Strand in einem rasanten Tempo.

Regisseur und Drehbuchautor M. Night Shyamalan ("Glass") muss Respekt dafür gezollt werden, dass er immer sein Ding durchzieht. Ob das Endprodukt dann Publikum und Presse gefällt, steht auf einem anderen Blatt. Interessant an seinem neuesten Werk, das auf der Graphic Novel "Sandcastle" des französischen Autoren Pierre Oscar Lévy und des schweizerischen Zeichners Frederick Peeters aus dem Jahr 2010 beruht, ist, wie sehr es die Kritiker polarisiert - man kann hier wirklich von einer 50/50-Spaltung sprechen. Die Zuschauer lehnen den US-Thriller indes mehrheitlich ab - wohl weil ihnen die Wendung, von der Shyamalan's Filme oft abhängen, missfällt. In jedem Fall bietet die Universal Pictures-Produktion eine Menge interessanter Ideen.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann gehört zum Pro-Camp: "Eine bemerkenswert einfallsreiche Mischung aus schrägem Schocker und existenziellem Drama. Spannend inszeniert und durchweg gut gespielt."

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"Generation Beziehungsunfähig"
Komödie
Deutschland
83 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Ein überzeugter Single (Frederick Lau) verliebt sich ausgerechnet in eine Frau (Luise Heyer), die genauso skeptisch gegenüber festen Beziehungen eingestellt ist wie er selbst.

Diese deutsche Komödie ist hauptsächlich wegen ihrer starken Hauptdarsteller Luise Heyer und Frederick Lau sehenswert, die über die wenig überraschende und an der Oberfläche verbleibende Handlung hinweghelfen. Etwas mehr inszenatorischer und inhaltlicher Mut hätten Regisseurin und Drehbuchautorin Helena Hufnagel ("Einmal bitte alles"), die hier den gleichnamigen Roman von Michael Nast aus dem Jahr 2016 adaptiert hat, sicher nicht geschadet. Die Kritiken für die Warner Brothers Pictures-Produktion sind gemischt.

Unser Rezensent Björn Schneider rät, dem Streifen eine Chance zu geben: "Aus dem eng gesteckten Rahmen der Vorlage holt der dramaturgisch überraschungsarme Film das Beste raus: Die stimmige Balance aus gut getimter Comedy und wohl dosierter Sentimentalität überzeugt dabei ebenso wie das Spiel mit den sich hartnäckig haltenden Klischees rund um die Generation Y."

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"Cash Truck"
Thriller
USA
119 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein verschlossener Einzelgänger (Jason Statham) heuert in Los Angeles bei einer Geldtransportfirma an, die zuletzt von straff organisierten Überfällen gebeutelt wurde.

Bei diesem US-Thriller handelt es sich um die Neuverfilmung des französischen "Le convoyeur" ("Der Beifahrer") aus dem Jahr 2004, der hierzulande unter dem Titel "Cash Truck" nur auf Disc herauskam. Der englische Regisseur und Drehbuchautor Guy Ritchie ("The Gentleman") hat die Geschichte nun erfolgreich nach Los Angeles verlegt und kann sich auf seinen perfekt besetzten Hauptdarsteller Jason Statham verlassen. "Wrath of Man" - so der Originaltitel - benötigt mit seiner auf Rückblenden aufbauenden Handlung etwas, um in die Gänge zu kommen, überzeugt dann aber umso packender mit seiner Action-reichen und sehr brutalen Gangart. Die Studiocanal-Produktion hat gemischte Kritiken erhalten, während die Zuschauer ihre Daumen heben.

Unser Kollege Björn Schneider ist zwiegespalten: "Geradliniger, Action- und temporeicher Gangster-Thriller mit illustrer Besetzung, dessen Erzählweise etwas zu unbeholfen sowie schwerfällig und der Film insgesamt 20 Minuten zu lang geraten ist."

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"The Green Knight"
Fantasy
USA
130 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Die mittelalterliche Tafelrunde von König Artus wird von einem grünen Ritter herausgefordert. Der Tafelritter Gawain (Dev Patel) scheint zuerst zu triumphieren, sieht sich dann jedoch dem wiederauferstandenen Gegner gegenüber, der ihm die Revanche nach Ablauf eines Jahres verheißt. Gawain begibt sich daraufhin auf eine schicksalhafte Reise voller Abenteuer.

"Sir Gawain and the Green Knight" ist eine englische Erzählung aus den 14. Jahrhundert, deren Autor unbekannt ist und die zu den Artus-Sagen gehört. Regisseur und Drehbuchautor David Lowery ("The Old Man and the Gun" / "Ein Gauner und Gentleman") ist mit seinem US-Fantasy-Film eine faszinierende Interpretation eines Stoffes, der sich mannigfach deuten lässt und sich einer klaren Sicht entzieht, gelungen. Die Telepool-Produktion ehrt den Text und dekonstruiert ihn zugleich für ein surreales, phantastisches, fesselndes und visuell prächtiges Seherlebnis. Die Kritiker sind begeistert, und auch die Zuschauer sind mehrheitlich beeindruckt - obwohl dies sicherlich nicht jedermanns Tasse Tee sein dürfte.

Unsere Kritikerin Bianka Piringer hat gemischte Gefühle: "Regisseur David Lowery gibt sich solche Mühe, die alte englische Sage in ein peppiges Fantasy-Spektakel zu verwandeln, dass er dabei sein Publikum aus den Augen zu verlieren droht. Die Inszenierung tobt sich gerne auf stilistischem Gebiet mit Kamera, Schnitt, Effekten aus. Realität, Magie, Visionen verschwimmen zu oft rätselhaftem Geschehen und die Spannung bricht ein, wenn sich in üppig montierten Szenen wenig tut."

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"Wer wir sind und wer wir waren"
Drama
Großbritannien
100 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Beim Besuch des Sohnes (Josh O'Connor) schockt der Vater (Bill Nighy) seine Frau (Annette Bening) mit der Entscheidung, sie nach 30 Jahren Ehe für eine Andere zu verlassen.

Erstmals seit seinem Debut mit "Firelight" ("Verborgenes Feuer") im Jahr 1997 hat Regisseur und Drehbuchautor William Nicholson mit "Hope Gap" - so der Originaltitel dieses britischen Dramas - wieder einen Kinofilm vorgelegt. Basis ist sein eigenes Theaterstück "The Retreat from Moscow" aus dem Jahr 1999. Annette Bening und Bill Nighy alleine sind das Eintrittsgeld wert, während die Inszenierung der Tobis-Produktion arg einfallslos geraten ist und die emotionale Aufgewühltheit unterminiert. Kritiken und Zuschauerreaktionen sind entsprechend gemischt.

Unserer Rezensentin Bianka Piringer hat es gefallen: "Der britische Regisseur und Drehbuchautor William Nicholson interessiert sich in diesem ungemein erwachsenen, differenzierten Trennungsdrama nicht für Schuldzuweisungen und Parteinahme, sondern will die Unvereinbarkeit der Standpunkte ausloten. Das gelingt ihm hervorragend, indem er den nicht mehr bei den Eltern lebenden Sohn zwischen diesen vermitteln und seiner Mutter beistehen lässt. Annette Bening, Bill Nighy und Josh O‘Connor bieten bewegendes Schauspielkino, das sich realitätsnah und einfühlsam mit tiefsitzenden Irrtümern im Beziehungsleben auseinander setzt."

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"Home"
Drama
USA
99 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein Mann (Jake McLaughlin) kehrt aus dem Gefängnis in seine Heimatstadt zurück, wo er sich den Dämonen der Vergangenheit stellen muss.

Ein überraschender Name steht hinter diesem US-Drama. Die deutsche Schauspielerin Franka Potente gibt hier ihr berührendes Regiedebut und hat auch das Drehbuch geschrieben. Die Künstlerin thematisiert in ihrer ruhig, sensibel und ohne theatralisches Getue in Szene gesetzten Handlung viele Übel, die sie in der Außensicht in der US-Gesellschaft entdeckt hat. Die ersten Kritiken für die Weltkino-Produktion sind gut.

Unsere Kollegin Bianka Piringer schreibt: "Franka Potente siedelt ihr spannendes Spielfilmdebüt in Amerika an und präsentiert ein soziales Umfeld, das schwer von wirtschaftlichem Niedergang, Drogen und Gewalt gezeichnet ist. Mit einer hervorragenden Kathy Bates in der Rolle der Mutter und der auch sonst guten Besetzung kann das geradlinige Drama im Wesentlichen überzeugen."

Hier geht es zu den kompletten Filmstarts

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