oder

An jedem verdammten Sonntag (1999)

Any Given Sunday

US-Drama von Oliver Stone mit Al Pacino und Cameron Diaz.User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Vier Jahre ist es nun her, seitdem Trainer Tony D'Amato (Al Pacino) sein Football-Team Miami Sharks zweimal hintereinander zur Meisterschaft der AFFA-Liga (Associated Football Franchise of America) führte. Aber im Profi-Football sind vier Jahre eine Ewigkeit. Derzeit sieht die Lage bescheiden aus: Die Sharks haben drei Spiele hintereinander verloren, die Zuschauer bleiben weg, und die Starspieler Jack "Cap" Rooney (Dennis Quaid) und Luther "Shark" Lavay (Lawrence Taylor) fallen aus.

Die skrupellose neue Eignerin des Teams, Christina Pagniacci (Cameron Diaz), sitzt ihm ebenso im Nacken wie sein begabter, aber rücksichtsloser Nachwuchsspieler Willie Beamen (Jamie Foxx). Tony muss hilflos mit ansehen, wie ihm die Zügel entgleiten und der alte Teamgeist den Bach runtergeht. Doch das Team ist sein Leben, und so nimmt er seine ganze Kraft zusammen und beschwört in einem letzten Spiel - das über das Schicksal der Sharks entscheiden wird - den Kampfeswillen seiner Mannschaft: "Siegen können wir nur als Team. Wenn wir verlieren, dann verlieren wir jeder einzeln."

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Filmkritik

"Any Given Sunday", das sei von Anfang an gesagt, ist ein Film voller Klischees – ein Amalgam aus drei verschiedenen Drehbüchern, das altbekannte Sportfilmtugenden auf quasi-religiöse Weise zelebriert. Nein, dieser Streifen wäre nicht der Rede wert, hätte ihn nicht ein Filmemacher inszeniert, dessen handwerkliches Niveau sogar der Leinwandfassung eines Telefonbuchs Spannung abgewinnen könnte.

Star-Regisseur Oliver Stone ("Platoon") blickt ungewohnt versöhnlich auf die Welt des Profi-Footballs. Sein Film entfaltet ein Panoptikum des Sports. Schon die ersten zehn Minuten demonstrierten Hunderte von ungeahnten Möglichkeiten, American Football optisch und akustisch reizvoll einzufangen. Wie immer setzt Stone auf rasante Schnitte und abrupte Perspektivenwechsel – perfektes Handwerk ist sein Markenzeichen: Das Zelluloid steht förmlich unter Strom und überlädt die Sinne.

"An jedem verdammten Sonntag" ist ein energiegeladenes Epos, das sich auch als Hommage an Charlton Heston und "Ben Hur" versteht und seinem Thema "Brot und Spiele" religiöse Züge abgewinnt. Die Helden in der Sportarena sind moderne Gladiatoren unserer Zeit, und Stone ist es gelungen, sein Ensemble traumhaft zu besetzen: mit Al Pacino, Dennis Quaid, einem hervorragenden LL Cool J, Cameron Diaz als skrupellose Team-Besitzerin und nicht zuletzt James Woods als Mannschaftsarzt. Kurzweiliger können zweieinhalb Stunden auf der Leinwand kaum vergehen.

Rico

--Actionreicher Schnitt - hektischer Schnitt--

Oliver Stone, der Wüterich in der amerikanischen Regiestar-Clique, hat bisher kaum einen Film gedreht, der nicht irgendwo erstaunlich war. Auch sein neustes Werk "An jedem verdammten Sonntag" ist ein eindrucksvoller Film, nur manchmal bekam ich das Gefühl, dass die ganze symbolbeladene Kameraarbeit beliebig geworden ist, obwohl sie klar den kameratechnischen Meisterwerken Stones folgt.

Oliver Stone erzählt häufig von Verschwörungen hinter den sichtbaren Linien. Auch in seinem neusten Werk werden wir davon nicht ganz verschont. Ein Teil dieser Geschichte um den amerikanischen Profi-Football spielt hinter den Kulissen, wo die junge, aber wegen ihres Geschlechts nicht ganz ernst genommene Besitzerin der Miami Sharks, Christina Pagniacci, Ränkespiele treibt, um ihr Team attraktiver erscheinen zu lassen. So wird der technisch geniale, dafür aber kaum mit Teamgeist ausgestattete Quarterback Willie Beamen von ihr einfach ins Team beordert, indem der Arzt dazu angehalten wird, den alternden Star Jack Rooney noch ein wenig länger auf Eis zu legen, damit der ebenfalls schon recht betagte Trainer Tony D'Amato ihn nicht einsetzen kann. Das Geld kommt durch Show, und 'Steamin' Beamen ist eben der Showman, der auch auf MTV mit seinem gerappten Hit präsent ist. Uninteressant bleibt da, dass derselbe Beamen keinen Moment auf die Taktikanweisungen seines Trainers hört.
Dies bleibt aber auch nur ein Teil der Story. Auf der anderen Seite erzählt der Film episodenartig von Kleinstschicksalen der Spieler, aber auch von einem Trainer, der selbst Angst hat, seinen Instinkt verloren zu haben.

So siedelt Stone seine Geschichte gleich in verschiedenen, miteinander verschachtelten Milieus an. Da ist die Führungsebene, die Trainerebene, die beim American Football auch ziemlich stark mit Assistenten besetzt ist, und schlußendlich der Spielerebene.
Mit seinen Themen, die universellerer Natur sind, als es der Sportler-Hintergrund vermuten lässt, verbindet er die Einzelepisoden: Geldgier, Existenzängste und starke Generationskonflikte beherrschen das Bild. Um dem ganzen noch etwas mehr Zusammenhalt zu geben, setzt Stone hier drüber seine ganze Liebe zum Sport selbst, die vor allem bei dem letzten, spannend inszenierten Spiel klar rauskommt.

Diese doch recht wirre Story-Konstellation, die wohl auch daher rührt, dass das Drehbuch aus verschiedenen Entwürfen ganz unterschiedlicher Autoren zusammengesetzt wurde, könnte nur von einem Regisseur mit dem technischen Verständnis des Oliver Stone vernünftig dargestellt werden. Dennoch scheitert der Ausnahmeregisseur bei "An jedem verdammten Sonntag" als Erzähler. So fantastisch der Film visuell und tontechnisch umgesetzt scheint, er ermüdet auch, macht das Zuschauen nicht etwa einfach, sonder erschwert es eher. Ein hektischer Schnitt, der MTV alle Ehre machen würde, gepaart mit einer Kamera, die keinen Moment ruhig zu halten scheint, beides lenkt bei den ruhigen Szenen zu sehr von der Geschichte und den Dialogen ab.

Stones letzte Filme, allen voran "Natural Born Killers", zeichneten sich immer durch einen wahren Bildersturm aus, der den Zuschauer meist so stark bombardierte, dass er sich vollkommen im Film verlor. Viele sehen Oliver Stone – meiner Meinung nach zurecht - als den einflussreichsten Regisseur für die heutige Musikclip-Kultur, aber auch durch die Verwendung der verschiedenen Bildsorten, wie bei "JFK", als führenden Manipulator, der die Möglichkeiten der Kamera auslotet. In seinem neusten Film finden sich nicht nur die Vorteile, sondern auch die Nachteile dieser zur Meisterschaft gefeilten Techniken wieder. Zum einen sind die Football-Szenen das Mitreißendste, was man in Sportfilmen bisher sehen durfte. Mit Hilfe tausender Musikstücke, dem oben erwähnten Schnitt und mit der hektischen, aber auch impulsiv-physischen Kamera drückt er uns Zuschauer mit aufs Feld, lässt uns spüren, wie es ist, dort teilzunehmen anstatt vor dem Fernseher in aller Ruhe zuzuschauen. Stone selbst kommentiert das ganze Geschehen übrigens als Fernseh-Cokommentator fleißig mit. Dagegen muss aber gehalten werden, dass ich selbst nicht viel von den Dialogen mitbekommen habe. Immer wieder neue Kameramätzchen, extreme Schnitte und aggressive Symbole hielten mich davon ab. Eigentlich passt so etwas weitaus eher zu zweitklassigen Blockbustern, die nur auf ihr MTV-Publikum zählen.

Denen gegenüber hat der Stone-Film natürlich eine weitaus vielschichtigere Symbolstruktur entgegenzusetzen. Interpretierwütigen bietet er dabei wieder herausragend viel Stoff. Nur für das einfache Zuschauen mag es manchmal zuviel sein. Denn Stone weiß, wie er für tiefgreifendere Interpretationen viele Fährten legen kann. Wenn man sich gerne auf das Spiel der Symbolentschlüsselung einlässt, hat man mit Sicherheit seinen Spaß. Nur ist es fraglich, ob man als Otto-Normalzuschauer, der eine Geschichte sehen will, wirklich mitgerissen wird. Ebenso fraglich ist, ob die ganzen Symbole, die den alten Stone-Filmen trotz den sehr unterschiedlichen Sujets erschreckend ähnlich sehen, nicht doch eher beliebig gewählt wurden. Da der Film aber fast die halbe Laufzeit Sportarenen als Schauplatz hat, ist für genug Action zum Mitfiebern gesorgt. Was stören dann eher zwielichtige Symbole?

Ich stelle mir trotzdem einmal vor, was der Film hätte sein können. Hätte sich Stone bei den ruhigen Szenen auf seine Schauspielerriege verlassen, die in dieser Form einfach nur als genial bezeichnet werden kann, was wäre der Film dann geworden? Ein paar Episoden weniger, dafür aber noch mehr Football oder eine etwas kürzere Laufzeit: Ein Meisterwerk des unterhaltsamen Sportfilms wäre entstanden. So aber fragt man sich doch, ob die Zeitraffer-Wolken im Hintergrund überhaupt noch ein Bedeutung haben, wenn sie nun schon in "Nixon", "Natural Born Killers" und "U-Turn" so erschienen. Und man fragt sich, wieso uns Stone manchmal mit Bildern bombardiert, wenn wir einer Geschichte folgen wollen. Diese ist sowieso schon recht kurzatmig für die Lauflänge. Wollte hier jemand eher ablenken, als erzählen?
Es bleibt aber ein weißgott überdurchschnittlicher Film übrig, der etwas anstrengend zu schauen ist, insgesamt aber auch oft sehr mitreißend wirkt. Man darf sich nur nicht über die Kopfschmerzen nach dem Kinobesuch wundern, obwohl nichts Weltbewegendes erzählt wurde.

Oliver Stone hat seinen Film für die Europapremiere in Berlin noch einmal umgeschnitten. Wenn man sich die amerikanischen Kritiken anschaut, so kann man sagen, dass diese kürzere Fassung wohl auch um einiges ruhiger ist, als dass, was die Amerikaner zu sehen bekam. Inzwischen hat sich Stone von dieser Erstfassung auch distanziert. Diese sei überstürzt geschnitten worden, wegen des Weihnachtsgeschäftes. Freuen wir uns also, dass wir hier die "echte" Fassung zu sehen bekommen.

P.S.: Wegen Möglichkeiten einer Streitigkeit mit der NFL hat sich Stone übrigens für eine (sehr ähnliche) Fantasie-Liga entschieden.




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Besetzung & Crew von "An jedem verdammten Sonntag"

Land: USA
Jahr: 1999
Genre: Drama
Originaltitel: Any Given Sunday
Länge: 163 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 09.03.2000
Regie: Oliver Stone
Darsteller: James Woods, Al Pacino, Lela Rochon, Matthew Modine, Cameron Diaz
Kamera: Salvatore Totino
Verleih: Warner Bros.

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