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Der Sturm bricht los um den Hurrikan

Kontroverser Streit um Denzel Washington-Film gefährdet Oscar-Chancen

Bei der Golden Globe-Verleihung gewann Denzel Washington den Preis als bester Hauptdarsteller für seine Darstellung des Boxers Hurricane Carter, der 18 Jahre unschuldig für einen Doppelmord im Gefängnis saß.

Bei der Golden Globe-Verleihung gewann Denzel Washington den Preis als bester Hauptdarsteller für seine Verkörperung des Boxers Rubin "Hurricane" Carter, der 18 Jahre unschuldig für einen Doppelmord im Gefängnis saß. Das packende Drama erklomm am vergangenen Wochenende die zweite Position der US-Charts.
Doch die Frage, wie genau es der Film mit den Fakten nimmt, hat zu einer offenen Kontroverse geführt und zum Übergehen des Films bei den Nominierungen der Writer's Guild Awards. Auch die Oscar-Chancen – am 15. Februar werden die Nominierungen bekanntgegeben – drohen sich durch den Streit dramatisch zu verschlechtern.

Angehörige der Opfer der 1966 in Carters Heimatstadt Paterson, New Jersey, stattgefundenen Tat versammelten sich genau dort, um gegen die nach ihrer Meinung gravierenden Verzerrungen der Tatsachen zu protestieren. Für sie war die Überführung des Mittelgewichts "wasserdicht". Rubin Carter war aufgrund der Morde lebenslänglich verurteilt worden, auch in einem zweiten Prozess. Erst 1985 hob ein Bundesrichter das Urteil auf, und "Hurricane" kam frei. Der Sprecher der Gruppe, die Carter für schuldig hält, der Sohn eines Kriminalbeamten, der den Fall damals untersuchte, meinte: "Hollywood hat sich übernommen, indem es Geschichte verändert hat, statt die Wahrheit zu zeigen." Auch einer der Anwälte Carters, Lewis Steel, warf den Machern des Films vor, die Bedeutsamkeit der kanadischen Aktivisten, die damals auf Carters Freilassung drängten, völlig übertrieben zu haben. Zudem sei die Figur des rassistischen Polizisten, den Dan Hedaya darstellt, eine Fabrikation des Drehbuchs.

Regisseur Norman Jewison ("Bogus") und Mit-Drehbuchautor Armyan Bernstein wehren sich gegen die Vorwürfe. Zwar geben sie zu, dass sie sich künstlerische Freiheiten genommen hätten, aber die kanadischen Menschenrechtler seien statt der drei im Film damals neun gewesen, deren Rolle sei also keineswegs überbewertet worden. Dan Hedayas Polizist sei als "Kompositum des Systems, das Rubin Carter damals verurteilte" zu verstehen. Letztlich ist es wohl ein Glaubenskrieg um die Frage, ob man "Hurricane" für schuldig hält. Schade wäre es nur, wenn die Qualitäten des Films wegen dieser Frage von der Academy nicht richtig wahrgenommen werden sollten.

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