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goEast Wettbewerb 2014
goEast Wettbewerb 2014
© goEast

goEast Wettbewerb 2014

Unabhängige ukrainische Stimmen, ungewöhnliche Roadmovies und rebellierende Heranwachsende

  • Aus 371 Einreichungen wurden zehn Spielfilme und sechs Dokumentarfilme für den goEast Wettbewerb ausgewählt, unter ihnen 13 Deutschlandpremieren und zwei Weltpremieren
  • Kubrick-Produzent Jan Harlan ist Jurypräsident der 14. Festivalausgabe
Von Roadmovies über Tragikomödien bis hin zu politischen Dramen reichen die filmischen Formen im diesjährigen Wettbewerbsprogramm von goEast. Dabei greifen die Beiträge aktuelle Themen auf, blicken aber auch in die Vergangenheit. "Wir haben zwei starke historische Stoffe vertreten: Einmal eine polnische Geschichte in der Nachzeit der Shoah, die sowohl als Roadmovie als auch als Coming-of-Age-imponiert, dann ein spannendes Securitate-Drama aus Rumänien. Es fällt auf, dass viele Filme des Spielfilmwettbewerbs vom Erwachsenwerden und von rebellischen Abgrenzungen gegenüber der Elterngeneration erzählen. Meist sind diese Prozesse verwoben mit intensiven Liebesgeschichten. Der Dokumentarfilmwettbewerb behandelt überwiegend schwere Menschenrechtsvergehen; seien es die Roma-Morde in Ungarn, die weißrussische Diktatur, oder auch Folter im Kaukasus", beschreibt goEast-Festivalleiterin Gaby Babić die diesjährige Auswahl.
Besonders stark vertreten sind polnische, rumänische und russische Filme. Neben Levan Koguashvili ist auch Marcel Łoziński zum wiederholten Mal im goEast Wettbewerb dabei. "Wir haben auch in diesem Jahr auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Debüts und Werken bekannter Regisseure geachtet.", so Babić.

Im Wettbewerb außer Konkurrenz zeigt goEast angesichts der dramatischen Entwicklungen in der Ukraine einen Episoden-Dokumentarfilm, der facettenreiche Einblicke in die Zivilgesellschaft des Landes gibt: UKRAINE_STIMMEN aus dem "Indie-Lab" von Dmytro Tiazhlov und Ella Shtyka läuft als Weltpremiere und als Competition out of Competition-Screening. Das unabhängige Filmprojekt präsentiert kaleidoskopartig ein Spektrum ideologischer Zerrissenheit: Ein Tierschützer aus dem Naturschutzgebiet Askania Nowa marschiert zum Kiever Maidan. Dort überzeugt eine Demonstrantin ihr gepanzertes Gegenüber, dass Härte und Haltung innere Werte sind. Ein Mann lebt als urbaner Nomade ohne Papiere, ein anderer geht für seine Rechte bis zum Europäischen Gerichtshof. In einem orthodoxen Kosaken-Camp werden Jugendliche zur militarisierten Heimatverteidigung ausgebildet.

Die internationale Jury
Die Jurypräsidentschaft übernimmt in diesem Jahr der Produzent und Regisseur Jan Harlan. Seine Jurykollegen sind der ungarische Filmhistoriker Iván Forgács, die georgische Regisseurin und Drehbuchautorin Nana Ekvtimishvili, der in Sankt Petersburg geborene Schauspieler Ivan Shvedoff sowie der Ukrainer Dmytro Tiazhlov, der sowohl als Kameramann als auch als Regisseur arbeitet.

Die Spielfilme des Wettbewerbs
Eröffnet wird das Festival vom polnischen Drama Ida (Polen, Dänemark 2013). In atemberaubenden Schwarz-Weiß-Bildern zeigt Regisseur Paweł Pawlikowski die junge Novizin Anna und ihre Tante auf der Suche nach Spuren ihrer unbekannten, jüdischen Vergangenheit. Ebenso emotional erzählt KLEINER BRUDER (Kasachstan 2013, Regie: Serik Aprymov) mit Laiendarstellern von einem neunjährigen Überlebenskünstler, der in der kasachischen Steppe ganz auf sich gestellt ist. Auch Marko Šantićs Spielfilmdebüt VERFÜHRE MICH (Slowenien 2013) ist ein eindrückliches Porträt einer Generation, die auf dem Weg zum Erwachsenwerden von Eltern und Gesellschaft alleingelassen wird. QUOD ERAT DEMONSTRANDUM (Rumänien 2013, Regie: Andrei Gruzsniczki) rückt eine berühmt-berüchtigte Institution in den Fokus: die Securitate, jene omnipräsente Macht, die unter dem Vorwand der Sicherung des Staats die existentielle Verunsicherung seiner Bürger betrieb. In der georgischen Tragikomödie BLIND DATES (2013, Regie: Levan Koguashvili) entspinnt sich ein kompliziertes Beziehungsgeflecht, als ein Liebespaar mit der Entlassung des Ehemanns aus dem Gefängnis konfrontiert wird. Veiko Õunpuus Free Range/Ballad on Approving of the World (Estland 2013) begleitet den talentierten Filmkritiker und Poeten Fred, der durch die Schwangerschaft seiner Freundin zu Zugeständnissen in Bezug auf seinen Beruf und Lebensstil gezwungen wird. In ihrem Spielfilmdebüt FABRIK DER HOFFNUNG (Russland 2014) folgt Natalia Meshchaninova zwei jungen rivalisierenden Frauen, die der russischen Provinz entfliehen wollen. Als Weltpremiere zeigt goEast FREIER EINTRITT – EIN TAG IM LEBEN VON BETTY (2014), ein Film der ungarischen Jungregisseurin Yvonne Kerékgyártó. Sie erzählt vom turbulenten Erwachsenwerden der beiden Freundinnen Betty und "V". Mit der selbsterwählten Isolation der Ehefrau eines russischen U-Boot-Offiziers beschäftigt sich Yusup Razykovs Film SCHANDE (Russland 2013).
Ein blasierter Filmemacher, eine junge Schauspielerin, ein stressiger Dreh, eine Produzentin, die 'not amused' ist: Mit ausgefeilten formalen Mitteln und scharfsinnigen Dialogen erzählt der Regisseur Corneliu Porumboiu in WENN DIE NACHT ANBRICHT IN BUKAREST ODER METABOLISMUS (Rumänien 2013) vom Prozess des Filmemachens.

Die Dokumentarfilme des Wettbewerbs
Auch in diesem Jahr hat sich die sechsköpfige Auswahlkommission für aufwühlende Dokumentarfilme entschieden. So setzt TAL DER TRÄNEN (2013, Regie: Mihai Andrei Leaha, Andrei Crişan, Iulia Hossu) ein vielschichtiges filmisches Denkmal für 25.000 im Holocaust ermordete Roma aus Rumänien. Die Regisseurin Natalia Mikhaylova begleitet in ZELIMS BEKENNTNIS (Deutschland 2013) einen jungen Flüchtling aus Tschetschenien, der zum Folteropfer wurde. Im weißrussischen Dokumentarfilm VERSUCHUNG (2013) überkreuzen sich die Wege zweier stolzer Männer: Der Künstler Viktar Dashuk kämpft gegen den übermächtigen Staatsmann Lukashenko.
2008 und 2009 überfielen rechte Extremisten in Ungarn mehrere Roma-Dörfer. Sechs Menschen starben, darunter ein fünfjähriges Kind. Die Regisseurin Eszter Hajdú dokumentiert in URTEIL IN UNGARN (Ungarn, Deutschland 2013) den zweieinhalbjährigen Prozess als hochintensives Kammerspiel.
Mit VATER UND SOHN MACHEN EINE REISE (Polen 2013) ist Marcel Łoziński erneut im goEast Wettbewerb vertreten. Er kehrt mit seiner Familiengeschichte nach Wiesbaden zurück: Ein Roadmovie mit seinem Sohn, dem Filmemacher Paweł Łoziński, das mit ebensoviel Humor wie Konfliktpotential von einer komplizierten Vater-Sohn-Beziehung erzählt. In der hochamüsanten dokumentarischen Groteske NEPAL FOREVER (Russland 2013, Regie: Aliona Polunina) brechen die kommunistischen Fanatiker Sergei und Viktor auf, um Frieden nach Nepal zu bringen. Sie fügen den dominierenden Schulen der linken Bewegung – Marxismus-Leninismus und Maoismus – eine dritte hinzu: den Dadaismus.
Im Anhang finden Sie detaillierte Angaben zu allen Filmen des Wettbewerbs.

Die Preise des Wettbewerbs
In diesem Jahr werden im Hauptwettbewerb Auszeichnungen im Gesamtwert von 31.500 Euro vergeben: Verliehen wird der ŠKODA-Filmpreis (10.000 Euro), gestiftet von ŠKODA AUTO Deutschland. Ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert ist der Dokumentarfilmpreis "Erinnerung und Zukunft" der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ). Zudem werden der Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden (7.500 Euro) und der Preis des Auswärtigen Amtes für "künstlerische Originalität, die kulturelle Vielfalt schafft" (4.000 Euro) verliehen. Eine FIPRESCI-Jury vergibt den Preis der Internationalen Filmkritik.

Auch in diesem Jahr präsentiert sich goEast in Frankfurt. Im Kino des Deutschen Filmmuseums sind die Spielfilme des Wettbewerbs sowie der außer Konkurrenz laufende, brandaktuelle Beitrag UKRAINE_STIMMEN zu sehen. Aus der Festivalsektion "Beyond Belonging" wird in Frankfurt FÜR MARX... gezeigt.

Erneut gastiert goEast zudem mit einer Filmauswahl im Mainzer Programmkino Palatin und im Darmstädter Programmkino Rex.

Der Ticket-Vorverkauf beginnt am Montag, 18. März in der Tourist-Information in Wiesbaden sowie in der Caligari FilmBühne. Das Programmheft steht Mitte März auf der goEast-Website zum Download bereit.

Save the date
Die goEast-Pressekonferenz findet am Donnerstag, 3. April, um 11 Uhr in der Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden, statt.


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