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TV-Tips für Samstag (7. März): Nächtliche Flucht mit Joss Whedon

ZDF zeigt Meisterwerk "Serenity"

Wer heute Abend gute Filme sehen möchte, muss entweder eine Nachteule sein oder aufzeichnen. Und ausgerechnet der mit Abstand beste Film kommt dann auch noch tief im Nachtprogramm des ZDF versteckt: "Serenity" von Regisseur und Drehbuchautor Joss Wheadon, der im Mai mit seinem nächsten "Avengers"-Abenteuer in die Kinos kommt.

"The Forbidden Kingdom", Sat1, 22:35 Uhr:
Dieser Film lief in der Planungsphase unter dem Titel "The J & J Project", womit der Aufhänger dieses amerikanischen Abenteuerfilms schon gut zusammengefasst ist: Es war der Clou, die beiden Martial Arts-Stars Jackie Chan und Jet Li erstmals gemeinsam vor die Kamera zu bekommen. Verschiedene US-Firmen, darunter Lionsgate Films, hatten zusammengeschmissen und ein Budget von 55 Millionen Dollar aufgestellt, mit dem sich arbeiten ließ und vor allem die zwei Hochkaräter überzeugen ließen. Regisseur Rob Minkoff ("Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman"), der bis dahin hauptsächlich an Animationsfilmen gearbeitet hatte, musste dann 2008 die Fäden zusammenhalten. Der im Chinesischen "Konig des Kung Fu" betitetelte Streifen erzählt von einem Kung Fu-besessenen amerikanischen Teenager, der durch eine Entdeckung auf eine Abenteuerreise nach China gerät, wo er einer Bande von Martial Arts-Kriegern dabei hilft, den gefangenen Affenkönig zu befreien. Der mit Spannung erwartete Streifen schaffte es auf Anhieb auf Rang eins der US-Kinocharts, kühlte dann aber schnell runter und wurde weltweit ein nur mäßiger Erfolg. Die Kampfszenen wurden gelobt, aber selbst bei der moderaten Spieldauer von rund 100 Minuten zogen sich die Szenen zwischen den Kämpfen in die Länge. Kritiker Joshua Starnes fasste es für ComingSoon.net wohl am passendsten zusammen: "Wenn man ein großer Jackie Chan- und / oder Jet Li-Fan ist, dann ist der Film für einen gemacht und man sollte ihn sich auf der großen Leinwand ansehen. Aber aufgrund der vollkommen fehlenden Anstrengung der Filmemacher auf der Handlungsebene, gibt es keinen Grund, ihn mehr als einmal zu sehen."



"Thirteen Days", ARD, 23:40 Uhr:

Bereits 1974 hatte sich der Fernsehfilm "The Missiles of October" mit der Kuba-Krise beschäftigt. Bis zum Zeitpunkt dieser Produktion im Jahr 2000 waren aber weitere bis dahin unter Verschluss stehende Dokumente von der US-Regierung freigegeben worden, die das Bild der Arbeit der Kennedy-Administration während der Krise im Oktober 1962 abrundeten. Die Historiker Ernest May und Philip Zelikow hatten das neue Material ausgewertet und 1997 zu dem Sachbuch "The Kennedy Tapes: Inside the White House During the Cuban Missile Crisis" verarbeitet. Dieses wurde zu einem spannenden Drama verarbeitet, bei dem New Line Cinema's Marketing-Abteilung etwas reißerisch die Aufmerksamkeit zu erregen versuchte: "You'll Never Believe How Close We Came." (Sie werden nicht glauben, wie nahe wir dran waren. Am Atomkrieg.) Es nützte nicht viel - der 80 Millionen Dollar teure Streifen wurde trotz guter Kritiken ein Flop.

Kevin Costner hatte "Thirteen Days" mitproduziert und sich selbst die Hauptrolle als Kenneth O'Donnell, dem politischen Berater von Präsident John F Kennedy (Bruce Greenwood), gegeben. Das ist die größte Abweichung von den realen Geschehnissen eines ansonsten sich an den Fakten orientierenden Drehbuchs. Robert MacNamara, damals Verteidigungsminister unter Kennedy, kritisierte den Film, weil O'Donnell damals keine Rolle gespielt habe. Ansonsten musste der Zeitzeuge aber zugeben, dass es "ein absolut faszinierendes Portrait und ein sehr konstruktive und verantwortungsvolle Beschreibung einer sehr, sehr ernsten Krise nicht nur in der Geschichte dieser Nation, sondern auch in der Geschichte der Welt" sei. Regisseur Roger Donaldson ("Bank Job") hatte einen fesselnden Film inszeniert, in welchem die namhafte Besetzung die realen Figuren der Zeitgeschichte gewandt verkörperten. "Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Spannung Roger Donaldson aus dieser 40 Jahre alten Geschichte herauskitzelt, obwohl wir doch alle den Ausgang kennen", findet ein Zuschauer aus Arizona.



"Serenity - Flucht in neue Welten", ZDF, 01:30 Uhr:

Talente wie Joss Whedon fallen nicht vom Himmel. Am 1. Mai wird ganz Kino-Amerika stillstehen, wenn "Avengers 2: Age of Ultron" anläuft, die Fortsetzung zu Wheadon's mega-erfolgreichem "The Avengers" von 2012. Doch schon 2005 zeigte sich, welch begnadeter Filmemacher der damals 41-Jährige aus New York City war. Bereits für seine Fernsehserie "Buffy the Vampire Slayer" gefeiert, ging der Regisseur und Drehbuchautor, der laut eigenen Angaben mit seinem Leben außerhalb der Arbeit nicht viel anzufangen weiß, seinen ersten Spielfilm an, den Universal Pictures für rund 40 Millionen Dollar produzierten. "Serenity" knüpft an Whedon's Fernsehserie "Firefly" von 2002 an und erzählt, wie die Besatzung des Raumschiffs "Serenity" im Jahr 2517 einem Attentäter zu entkommen sucht, der eines ihrer Bordmitglieder, das über telepathische Fähigkeiten verfügt, wieder einfangen will. Der Film übernahm die Besetzung der Fernsehserie, die ohne große Namen auskam. Der einzige Schauspieler, der heute - zehn Jahre später - größere Bekanntheit erlangt hat, ist Chiwetel Ejiofor. Joss überzeugte die Produzenten bei Universal, dass er einen solchen Film in 50 statt der sonst üblichen 80 Tage drehen könne und verzichtete auf CGI (computergenerierte Bilder) zu Gunsten von realen Kulissen, Modellen und Tricks. So konnte "Serenity" deutlich günstiger als für die von Universal anfangs befürchteten 100 Millionen Dollar produziert werden.

Das Studio versuchte mit unterschiedlichen Werbemethoden, darunter der Aufführung des noch gar nicht fertigen Streifens in Städten, wo die Einschaltquoten für "Firefly" besonders hoch gewesen waren, oder mit der zeitweiligen Veröffentlichung der ersten neun Minuten im Internet, das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Der Trailer im Internet erregte hohes Interesse, und die Kritiken für "Serenity" waren hervorragend. Doch als der Film in die Kinos kam, wurde er ein kolossaler Reinfall, so dass Whedon bis zu "Avengers" erstmal nur wieder für das Fernsehen tätig wurde. Während im vergangenen Jahr "Guardians of the Galaxy" zu Recht ein großer Hit wurde, kam "Serenity" aus unerfindlichen Gründen damals beim Publikum nicht an - trotz der bissigen Dialoge und der witzigen Charaktere, die diesen "Weltraum-Western" zu einem großen und zugleich spannenden Spaß machen. In Science-Fiction-Kreisen genoss der Film sofort ein hohes Ansehen und gilt heute allgemein als Meisterwerk. "Dieser Film ist wie ein Mantel- und Degenfilm im Weltraum. Whedon trifft all die erforderlichen Weltraumoper-Noten, und er tut das mit einem Wortwitz und einem flotten Tempo, dass George Lucas noch das Ein oder Andere lernen könnte", schwärmte Kritiker Jim Lane für die "Sacramento News".



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