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Gewinner der Goldenen Palme von Cannes: Das...eepan
Gewinner der Goldenen Palme von Cannes: Das französische Drama Dheepan
© Why Not Production / Paul Arnaud

Cannes: Jury wollte Preise "ausbalancieren"

Coen Brothers: "Ein bisschen wie Schach spielen"

Die 68. Filmfestspiele von Cannes sind Geschichte, die Preise vergeben, und nun können sich die Jury-Mitglieder über ihre Entscheidungen und Erfahrungen auslassen.

Auf der abschließenden Pressekonferenz nach der Preisverleihung, nachdem das französische Drama "Dämonen und Wunder - Dheepan" den Hauptpreis, die Goldene Palme, erhalten hatte, erklärte Jury-Vorsitzender Joel Coen: "Wir sind keine Jury von Filmkritikern, sondern Künstler, die ein Werk beschauen und entscheiden, was wir in der jeweiligen Arbeit feiern wollen. Eine Erfahrung wie diese verändert dich tiefgreifend - deine Perspektive als Kinogänger, als jemand, der so viele Filme gesehen hat und sie dann mit anderen diskutiert." Der spanischen Schauspielerin Rossy de Palma gefiel die Jury-Mitgliedschaft offensichtlich: "Es war wie ganztägiges Liebemachen mit dem Kino."

Ethan Coen ergänzte: "Wir konnten nicht jedem Film einen Preis verleihen, aber wir haben versucht, die Aufmerksamkeit auf jeden der Filme auszubalancieren." Laut Joel sei das wie "ein Schachspiel gewesen - wir haben so viele Filme wie möglich herausstellen wollen. Und wir machen kein Geheimnis daraus, dass es noch weitere Filme gibt, denen wir gerne Preise verliehen hätten."

Die britische Schauspielerin Sienna Miller begründete die Entscheidung für "Dheepan": "Es war schön, wie wenig wir sahen, aber wie viel wir fühlten. Der Film hat mich sehr tief bewegt." Der amerikanische Schauspielkollege Jake Gyllenhaal ergänzte: "Es geht im Grunde um drei Fremde, die zu einer Familie zusammenwachsen - über ein paar Stunden sieht man drei Menschen zu, die in ein fremdes Land reisen und lernen, einander zu lieben. Ich habe so etwas noch nie gesehen - und ich stellte mir vor, wie toll das wäre, wenn so etwas im wahren Leben möglich wäre."

Der kanadische Regisseur Xavier Dolan erklärte, dass "Son of Saul", das Holocaust-Drama des ungarischen Regiedebütanten Laszlo Nemes, einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe: "Wir haben nach Ende des Films erstmal lange schweigend dagesessen. Wir werden diesen Film niemals vergessen, es ist einer derjenigen, die einen mehr und mehr beschäftigen."

Der Preis für das "Beste Drehbuch" war an Michel Franco und dessen "Chronic" gegangen, in welchem Tim Roth einen Krankenpfleger mimt, der unheilbar kranke Patienten betreut. Der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro meinte: "Es ist in meinen Augen ein wunderbares Drehbuch, eine wunderbare Art und Weise, über den Tod zu reden. Ein solch großes Thema anzugehen, zeugt von Stärke und Intelligenz." Gyllenhaal ergänzte: "Sterbehilfe ist etwas, das häufiger und öffentlichkeitswirksamer behandelt werden sollte."

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