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Jennifer Lee
Jennifer Lee
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

John Lasseter muss Disney verlassen

Jennifer Lee und Pete Doctor werden Nachfolger

(20.06.2018) Update
Nach dem erzwungenen Abgang von John Lasseter zum Jahresende haben Walt Disney Studios gestern verkündet, wer dessen Nachfolge bei Walt Disney Animation Studios und Pixar Animation Studios antreten wird. Eine Personalunion wird es nicht mehr geben, statt dessen übernehmen Jennifer Lee den Vorsitz bei Disney Animation und Pete Docter die Pixar-Position.

Alan Horn, Vorsitzender bei Walt Disney Studios, erklärte zu der Personalie: "Jennifer Lee und Pete Docter sind zwei der talentiertesten Filmemacher und Geschichtenerzähler, mit denen ich jemals die Freude hatte, zusammen zu arbeiten. Pete, das kreative Genie hinter 'Up', 'Inside Out' und 'Monsters, Inc.' ist fast seit Beginn ein integraler Bestandteil bei Pixar und hat einen großen Anteil an deren die Industrie anführenden Erfolg. Jennifer hat durch ihre kühne Vision des Grenzen durchbrechenden 'Frozen' Disney Animation mit einer neuen und aufregenden Perspektive ausgestattet. Jeder der Beiden verkörpert den einzigartigen Geist, Kultur und Werte dieser angesehenen Animationsstudios, und ich könnte nicht erfreuter sein, dass sie uns in die Zukunft führen werden."

Lee meint: "Ich bin jedem bei Walt Disney Animation Studios und Walt Disney Company zutiefst dankbar für diese Gelegenheit. Animation ist die kollaborativste Kunstform der Welt, und mit dieser Partnerschaft meiner Kollegen Filmemacher, Künstler und Innovatoren gehen wir die Zukunft gemeinsam an. Meine Hoffnung ist es, die unglaublichen Talente, die wir haben, zu unterstützen, neue Stimmen zu finden, und zusammen zu arbeiten, um Originalgeschichten zu erzählen. Die großen Filme bei Disney Animation - die Werke, die ich als Kind geliebt habe und mit denen meine Tochter aufgewachsen ist - sind magisch, zeitlos und voller Herz, und es ist unser Ziel, Streifen zu erschaffen, die dieses 95 Jahre alte Vermächtnis in weitere Generation tragen."

Doctor erklärt: "Ich bin froh und demütig, dass mir diese Position angetragen worden ist. Das nehme ich nicht auf die leichte Schulter. Filme bei Pixar zu drehen, ist meine chronische Obession, seit ich hier vor 28 Jahren begonnen habe. Ich habe das Glück, neben einigen der talentiertesten Menschen auf diesem Planeten arbeiten zu dürfen, und zusammen werden wir die Animation in neue Richtungen führen und die neuesten Technologien nutzen, um Geschichten zu erzählen, von denen wir hoffen, dass sie Zuschauer weltweit überraschen und entzücken werden."

(11.06.2018) Vorwürfe sexueller Belästigung gegen Studiochef
Die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen John Lasseter stehen schon seit einem halben Jahr im Raum, jetzt haben der Produzent und Regisseur und sein Arbeitgeber Walt Disney Company die Konsequenzen gezogen. Ende des Jahres wird Lasseter den Konzern verlassen, in welchem er für die Animationssparte verantwortlich gewesen ist.

In einer in "Variety" veröffentlichten Stellungnahme schreibt der 61-Jährige: "Die vergangenen sechs Monate haben mir Gelegenheit gegeben, über mein Leben, meine Karriere und persönlliche Prioritäten nachzudenken. Wenn ich auch der Kunst der Animation verbunden und von den Kreativtalenten bei Pixar und Disney inspiriert bleiben werde, habe ich entschieden, dass das Jahresende der richtige Zeitpunkt ist, um mich neuen künstlerischen Herausforderungen zu stellen. Ich bin sehr stolz darauf, was zwei der wichtigsten und profiliertesten Animationsstudios unter meiner Leitung erreicht haben, und ich bin dankbar für all die Möglichkeiten, meiner kreativen Leidenschaft bei Disney nachzugehen."

Disney-Chef Bob Iger erklärt in einer Pressemitteilung: "John hat eine bemerkenswerte Zeit bei Pixar und Disney Animation verbracht, das Animationsgeschäft neu erfunden, ist Atem beraubende Risiken eingegangen und hat originelle, hochwertige Geschichten erzählt, die bleiben werden. Wir sind zutiefst dankbar für seinen Beitrag, der die meisterhafte und bemerkenswerte Trendwende bei The Walt Disney Animation Studios umfasst. Eine von John's größten Leistungen ist die Zusammenstellung einer Gruppe großartiger Geschichtenerzähler und Innovatoren mit Vision und Talent, die auf Generationen den Standard in Animation gesetzt hat."

Im November war im Zuge der durch die Anschuldigungen gegen den Produzenten Harvey Weinstein und der aufflammenden #MeToo-Debatte bekannt geworden, dass einige Pixar-Mitarbeiterinnen John bezichtigten, sie begrabscht, geküsst und anzügliche Bemerkungen gemacht zu haben.

Damals hatte sich der Filmemacher entschuldigt und war beurlaubt worden: "Es ist nie meine Absicht gewesen, jemand respektlos zu behandeln oder in eine unangenehme Situation zu bringen. Ihr alle zusammen bedeutet die Welt für mich, und ich entschuldige mich zutiefst, wenn ich euch enttäuscht habe. Ich möchte mich besonders bei allen entschuldigen, die ungewollt von mir umarmt oder durch eine andere Geste, die sie in irgendeiner Form als grenzverletzend erlebt haben, bedrängt worden sind."

Lasseter wird den Rest des Jahres als Berater für Disney tätig bleiben, verliert aber sein Büro auf dem Studiogelände. Am Jahresende läuft sein Vertrag aus. Laut eines Disney-Mitarbeiters "kein besonders guter Kompromiss".


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