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Deutsche Filmstarts: Tom Schilling hat was gegen Behinderte

Jordan Peele mit neuem "Wir"-Horrorgefühl

Zweieinhalb deutsche Produktionen kommen in der neuen Kinowoche auf die heimischen Leinwände: Tom Schilling mit "Die Goldfische" und Julia Jentsch mit "Frau Mutter Tier" wollen die Zuschauer jeweils zum Lachen bringen; Til Schweiger hat seinen "Honig im Kopf" mit Nick Nolte englischsprachig nochmal verfilmt. Und dann ist da noch Jordan Peele, der mit "Wir" beweisen will, dass sein intelligenter Horror "Get Out" keine Eintagsfliege gewesen ist.

"Die Goldfische"
Komödie
Deutschland
111 Minuten
FSK 12

Ein Manager (Tom Schilling) muss nach einem schweren Unfall in einer Wohngruppe für Behinderte zurecht kommen, was ihn mit seinen Vorurteilen auf eine schwere Probe stellt.

Nach seinem Kurzfilm "Behinderte Ausländer" aus dem Jahr 2014 gibt der iranische Regisseur, Drehbuchautor und Absolvent der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film Alireza Golafshan sein Spielfilmdebut. Die Sony Pictures-Komödie schwankt zwischen erfrischend unkorrektem Witz und dann doch wieder brav-nettem Humor. Die Kritiken fallen gemischt aus.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann sah es mit Wohlwollen: "Ein charmanter und flotter Spaß mit kleinen Schwachpunkten, aber einem äußerst spielfreudigen Ensemble."

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"Wir"
Horror
USA
116 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine vierköpfige Familie (Shahadi Wright Joseph, Lupita Nyong'o, Evan Alex und Winston Duke) will in einem Strandhaus ausspannen. Doch als vier ungebetene Gäste auftauchen, die wie Doppelgänger der Familienmitglieder aussehen, wird der Ausflug zum lebensbedrohlichen Alptraum.

Vor zwei Jahren überraschte der Komiker Jordan Peele als Regisseur und Drehbuchautor des Horrorfilms "Get Out" und gewann den Oscar für sein Skript. Mit seinem zweiten US-Horrorfilm "Us" schafft er es nun, der hohen Qualität seines Erstlings gleichzukommen, wenn sie nicht gar zu toppen. Die Universal Pictures-Produktion überzeugt als einfallsreiches und anspruchsvolles Werk, das die Kritiker begeistert.

Unser Kollege Christopher Diekhaus hebt ebenfalls den Daumen: "Geheimnisvoll, anspielungsreich, schaurig, amüsant und auch ein wenig ausufernd – Jordan Peele gelingt trotz kleiner Schönheitsfehler ein weiterer origineller Schocker, dem man sich nur schwer entziehen kann."

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"Head Full of Honey"
Drama
USA
131 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!

Eine elfjährige Enkelin (Sophie Lane) will mit ihrem an Demenz erkrankten Großvater (Nick Nolte) nach Venedig reisen, an das er so glückliche Erinnerungen hat.

Für Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Nebendarsteller Til Schweiger war es 2014 ein Triumph: Mit 7,2 Millionen Zuschauern wurde sein deutsches Drama "Honig im Kopf" zum erfolgreichsten Film in Deutschland. Dann folgte die große Genugtuung: Hollywood klingelte an und wollte Schweiger die englischsprachige Neuverfilmung drehen lassen. Für die Hauptrolle war Michael Douglas im Gespräch. Schweiger überarbeitete sein Drehbuch mit der englischen Autorin Jojo Moyes ("Ein ganzes halbes Jahr") und produzierte über seine Barefoot Films zusammen mit Warner Brothers Pictures. Damit endeten die guten Nachrichten. Warner brachten den Streifen in nur vier Kinos, wo er läppische 12 000 Dollar einspielte. Die wenigen Kritiker, die in den USA das Remake sahen, haben es wirklich bitterböse verrissen ("So lustig wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung"), und die deutsche Presse schrieb in der Folge schnell hämisch voneinander ab, wie schwer der "eingebildete Til" gescheitert sei. Für deutsche Zuschauer wahrlich keine Werbung, sich ein Werk anzuschauen, das für sie bereits perfekt beim ersten Mal existiert hat.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann hat auch kaum etwas Gutes zu berichten: "Die unnötig hohe Schnittfrequenz und der Musikteppich sind anstrengend, der Umgang mit dem Thema Alzheimer überzeugt nicht. Das Schauspiel-Team gibt sein Bestes, kann dieses überflüssige Remake jedoch kaum retten."

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"Frau Mutter Tier"
Komödie
Deutschland
91 Minuten
FSK 0

Drei Städterinnen (Alexandra Helmig, Julia Jentsch und Kristin Suckow) versuchen jede auf ihre Weise, mit den Anforderungen an moderne Mütter mit Kleinkind umzugehen.

Alexandra Helmig hat zusammen mit Rudi Gaul ("Safari: Match Me If You Can") ihr gleichnamiges Theaterstück für diese Alpenrepublik-Produktion adaptiert; Felicitas Darschin gibt nach Kurz- und Fernsehfilmen ihr Kinofilmdebut. Leider verbinden sich hier die Theaterhaftigkeit der Geschichte, mit der Darschin Mühe hat, sie für die Leinwand zu öffnen, das verhedderte Skript mit seinen verschiedenen Strängen ohne Bezug zueinander und eine Fernsehspielästhetik. Manches trifft auf den Punkt und ist amüsant, aber insgesamt nerven viele Klischees. Die Kritiken für die Komödie sind gemischt.

Unsere Rezensentin Bianka Piringer hat vollends die Geduld verloren - sie verhängt die Höchststrafe: Einer von fünf Punkten! Sie schreibt: "Der Film will Unterhaltung mit Wohlfühlcharakter bieten, hat aber nichts Neues zum Thema Mutterschaft zu sagen. Der Stress mit den eigenen Ansprüchen, mit der Vereinbarkeit von Job und Familie, mit der Kinderbetreuung macht den drei Frauen zu schaffen, langweilt aber das Publikum, das solche Dinge schon kennt. Auch die Dialoge und der Humor verlassen sich auf Klischees."

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