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TV-Tipps für Samstag (2.1.): Tristan Göbel sagt Berlin Lebewohl

ARD zeigt "Tschick"

Am Samstagabend sind die beiden besten Kinofilme für Spielfilm-Fans gut zu verbinden: Pro7 startet im Hauptprogramm mit dem Marvel-Abenteuer "Thor", mit dem Chris Hemsworth seinen Einstand bei den Avengers gab. In der ARD ist dann im Spätprogramm die Romanverfilmung "Tschick" von Fatih Akin zu sehen.

"Thor", Pro7, 20:15 Uhr
Der mächtige, aber arrogante Gott Thor (Chris Hemsworth) wird aus seiner Heimat Asgard verstoßen und muss unter den Menschen von Midgard - der Erde - leben, deren bester Verteidiger er wird.

Kenneth Branagh? Wer eine 150 Millionen Dollar teure, Spezialeffekte-lastige Comic-Verfilmung in Auftrag gibt, würde wohl kaum auf den Regisseur ("Murder on the Orient Express") kommen, der bis dahin hauptsächlich Shakespeare-Adaptionen verfilmt hatte und dessen Filme in den nuller Jahren - wie zum Beispiel "The Magic Flute" und "As You Like It" - samt und sonders gefloppt waren. Doch Marvel Studios, die bereits bei ihrer ersten ungewöhnlichen Regisseurswahl mit Jon Favreau für "Iron Man" einen Volltreffer gelandet hatten, wagten das Experiment ein zweites Mal – und trafen wieder ins Schwarze.

Der Engländer zeigte sich der Aufgabe, die Comic-Figur im Rahmen des Marvel Cinematic Universe (MCU) als vierten Part zwischen "Iron Man 2" und "Captain America" auf die Leinwand zu bringen, mehr als gewachsen. Sein US-Fantasy-Film von 2011 überzeugt als umwerfendes Abenteuer, in welchem er mitreißendes Spektakel mit Witz, Humor und menschlichem Drama verband. Dabei war Branagh nicht die erste Wahl: Eigentlich wollten Marvel Matthew Vaughn ("Kingsman: The Golden Circle") engagieren, der aber aus der Produktion wieder ausstieg, als diese sich zu lange hinzog: Ab 2006 waren die Planungen konkret geworden – nachdem es bereits seit 1991 Versuche gegeben hatte, den Comic zu verfilmen –, aber erst 2010 fanden die Dreharbeiten in den US-Bundesstaaten California und New Mexico statt, dann mit Sir Ken.

Dieser und Verleiher Paramount Pictures konnten sich nicht nur über seinen bis dahin mit Abstand erfolgreichsten Film freuen, der weltweit 449 Millionen Dollar einspielte - was gemessen an den anderen Marvel-Filmen indes aber vergleichsweise niedrig war-, sondern auch über positive Kritiken.

"Dieser Film ist ein toller Spaß. Er ist sich seiner eigenen Albernheit bewusst, aber mit vollkommener Integrität und Herz gemacht. Der Streifen ist auch wunderschön anzusehen und sehr gut gespielt. Ein großartiger Sommer-Blockbuster", schrieb zum Beispiel Will Chadwick für "We Got This Covered".



"Tschick", ARD, 23:55 Uhr
Zwei Teenager (Anand Batbileg Chuluunbaatar und Tristan Göbel) stehlen ein Auto und verlassen damit Berlin.

2010 erschien "Tschick" von Wolfgang Herrndorf, der millionenfach verkauft, in 24 Sprachen übersetzt und 2011 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Einer der Fans des Romans ist Fatih Akin ("Aus dem Nichts"). Er bemühte sich um die Verfilmungsrechte, die dann aber an den Produzenten Marco Mehlitz gingen, der David Wnendt ("Er ist wieder da") für die Regie engagierte. Wegen künstlerischer Meinungsverschiedenheiten schied Wnendt aber 2015 noch vor Drehbeginn aus dem Projekt wieder aus, so dass Akin doch noch für sein Wunschprojekt zum Zuge kam.

Für die Titelrolle des Russlanddeutschen bat die Produktion nach vergeblicher Suche in Russland und der Mongolei die mongolische Botschaft, einen passenden Jungdarsteller vorzuschlagen. Ein Mitarbeiter der Botschaft brachte seinen Sohn Anand Batlibeg ins Gespräch, dessen Bewerbungsvideo Akin und sein Team überzeugte. Gedreht wurde in Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Akin verzichtet bei seinem deutschen Drama auf Bedeutungsschwere und kitschige Erkenntnismomente. Statt dessen überzeugt "Tschick" mit seinen hervorragenden Darstellern, seiner lebendigen, kurzweiligen und mitreißenden Handlungsführung und erhält dabei die Essenz des Romans.

2016 lösten befriedigende 862 000 Zuschauer ein Ticket für die Studiocanal-Produktion, die gute Kritiken erhielt. Bei den Deutschen Filmpreisen wurden der Film, Kameramann Rainer Klausmann, Cutter Andrew Bird und der Ton für eine Lola nominiert.

Kritiker Oliver Kaever schrieb in "Spiegel Online": "Ein Film für Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen. So leicht und unterhaltsam das Ganze auch daherkommen mag - zu leicht nehmen sollte man es auf keinen Fall."



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