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Deutsche Filmstarts: Das Magnum opus von Stephen King

"Der dunkle Turm" versinkt im Einerlei

Wer in dieser Woche neue Kinofilme sehen will, muss nicht viel Zeit einplanen - fast alle Streifen laufen in eineinhalb Stunden ein. Ausgerechnet der große Hollywood-Starter "Der dunkle Turm" ist dabei das am wenigsten sehenswerte Werk - Europa kann mit "Der Stern von Indien" und "Der Wind und der Wein" eher überzeugen. Was lohnt die Eintrittskarte? Und wo lässt man die Geldbörse lieber stecken?

"Der dunkle Turm"

Fantasy
USA
95 Minuten
FSK 12

US-Fantasy-Film nach der achtteiligen Romanreihe von Stephen King aus den Jahren 1982 bis 2012: Im Mittelpunkt stehen ein elfjähriger Junge (Tom Taylor) und ein geheimnisvoller Revolverheld (Idris Elba), die in einer Parallelwelt den "dunklen Turm" retten müssen, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Lange hat es gedauert, bis Hollywood King's selbsterklärtes magnum opus auf die Leinwand gebracht hat. Das Warten ist es nicht wert gewesen: Der dänische Regisseur und Drehbuchautor Nikolaj Arcel ("Die Königin und der Leibarzt") und seine drei weiteren Drehbuchschreiber haben es irgendwie geschafft, eine Art Meta-Fortsetzung der 4200 Seiten von "The Dark Tower" in rund 90 Minuten zu kondensieren und dabei ein oberflächliches, uninspiriertes und belangloses Einerlei produziert. Ein Potpourri aus "Lord of the Rings" meets "The Matrix", aus dem allein Idris Elba erhobenen Hauptes herauskommt. Schlechte Kritiken, mäßige Mundpropaganda und ein Flop an den Kinokassen sind die Folge für die Columbia Pictures-Produktion.

"Der Stern von Indien"
Drama
Großbritannien
95 Minuten
FSK 6

Britisches Historiendrama, das vom Weg Indiens in die Unabhängigkeit und dem damit verbundenen, teils grausamen Chaos erzählt. Der letzte Statthalter Indiens (Hugh Bonneville) soll den Übergang gestalten, sieht sich aber dem wachsenden Argwohn und der Aggressivität von Hindi und Muslimen gegenüber. Die englische Regisseurin und Drehbuchautorin Gurinder Chadha ("Kick It Like Beckham") erzählt mit dieser Tobis-Produktion auch einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte. Es ist eine Hochglanz-polierte, allzu brave, aber beunruhigend aktuelle Geschichte, die etwas zu sehr mit der Rückschaubrille erzählt wird. Die Kritiken für "Viceroy's House" (so der Originaltitel) sind freundlich, die Zuschauerreaktionen verhalten. Unser Kritiker Björn Schneider hebt den Daumen: "Mit tollen und aufwendigen Kulissen sowie Kostümen ausgestatteter, dringlicher Mix aus Kostüm- und Historien-Drama, Polit-Kino und zarter Liebes-Romanze. Auf detaillierte und authentische Weise vermittelt er die komplexen Vorgänge, die 1947 zur Teilung Britisch-Indiens führten."

"Der Wein und der Wind"
Drama
Frankreich
113 Minuten
FSK 0

Französisches Drama über drei Geschwister (Ana Giardot, Pio Marmai und Francois Civil), die von ihrem Vater ein Weingut erben. Um das vor dem Ruin stehende Familienunternehmen zu retten, müssen sie jedoch ihre Geschwisterkonflikte lösen. "Ce qui nous lie" (Was uns verbindet - so der Originaltitel) ist in Frankreich mit einer halben Million Zuschauern gut gelaufen und von den Zuschauern positiv aufgenommen worden, während die Kritiken gemischter ausfielen. Regisseur und Drehbuchautor Cédric Klapisch ("Beziehungsweise New York") erzählt unaufgeregt, vorhersehbar und mit wunderbaren Aufnahmen des ländlichen Frankreich. Unsere Rezensentin Bianka Piringer empfiehlt die Studiocanal-Produktion: "In ruhigen Aufnahmen vertieft sich der Film in die konflikthafte und doch von Zuneigung geprägte Dynamik der Beziehungen und philosophiert über die Bindung an die Heimat. Die im Weinbau anfallenden Arbeiten bilden ein fast dokumentarisch strenges Gerüst für die Handlung, deren emotionale Reize sich mit verhaltener Kraft entfalten."

"Helle Nächte"
Drama
Deutschland
85 Minuten
FSK 0

Deutsches Drama von Regisseur und Drehbuchautor Thomas Arslan ("Gold") über einen Ingenieur (Georg Friedrich), der mit seinem entfremdeten Sohn (Tristan Göbel) nach Norwegen reist, um den Nachlass des Großvaters zu verwalten, der dort lebte. Im Lauf der Reise kommt es allmählich zu einer Annäherung zwischen Vater und Sohn. Der Weg ist hier das Ziel dieser langsamen, angenehm unaufgeregten, minimalistischen Piffl Medien-Produktion, die allerdings Mühe hat, ihre kurze Laufzeit zu füllen. Der großartige Georg Friedrich erhielt zu Recht den Darstellerpreis auf der Berlinale; bei den Kritikern waren die Reaktionen gemischt, während die Publikumsmeinung überwiegend ablehnend ist.

"Lucky Loser - Ein Sommer in der Bedrouille"
Komödie
Deutschland
93 Minuten
FSK 0

Deutsche Komödie über einen Mann (Peter Trabner), der nach neun Jahren Trennung immer noch an seiner Ex-Frau (Annette Frier) hängt. Als die gemeinsame Tochter (Emma Bading) zu ihm ziehen will und er sie mangels Wohnung auf einen Campingplatz einlädt, kommt es zur turbulenten Familienzusammenführung. Regisseur und Drehbuchautor Nico Sommer ("Familienfieber") hat diesmal keinen improvisierten Streifen in Szene gesetzt, sondern eine sympathische und stimmige Geschichte mit treffsicheren Dialogen und guten Darstellern nach Drehbuch. Die Farbfilm Verleih-Produktion kommt bei der Kritik gut an; bei den Zuschauern sind die Reaktionen gemischt. Unserem Kollegen Carsten Moll hat es nicht gefallen: "Der Film entpuppt sich als stromlinienförmige Dramödie ohne nennenswerte Überraschungen. Der Plot ist vorhersehbar, der Witz zahm und die Provokationen wirken unmotiviert – da kann selbst der großartige Hauptdarsteller Peter Trabner nicht mehr viel retten."

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